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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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das Tor ging und die Richtung zum Büro einschlug. Was für eine verdammte Lüge. Aber was hätte er sagen sollen? Zack Hamilton war so ein netter Kerl.

14. Kapitel

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    M yles hatte Kostümbälle schon immer gehasst. Untersetzte Männer tollten als Frauen verkleidet umher; Mädchen genossen die Verwandlung in Piraten, Straßenräuber und Sträflinge; dickliche Frauen wurden zu scheuen Schäferinnen, während ihre missratenen Töchter in hauchzarten Gewändern als Feen, Kokotten oder Maiköniginnen auftraten. Und Lucy sah ebenfalls lächerlich aus mit ihren rot bemalten Wangen, dem künstlich gekräuselten Haar und dem Kleinmädchenkleid mit den silbernen Schuhen. Wie immer drängten sich einige Männer durch die Menge und riefen Gelächter hervor: Sie waren als Eingeborene verkleidet, hatten die Haut mit angesengtem Kork oder Schuhwichse geschwärzt, trugen züchtige Bettlaken zu bloßen Füßen und fuchtelten mit Speeren, um die kichernden Mädchen zu erschrecken. Als Myles sich an den überfüllten Tisch setzte, inmitten von Dekorationen aus Ballons und bunten Bändern, fragte er sich, wie lange er diese lächerliche Veranstaltung wohl ertragen müsse.
    Das Abendessen war vorbei, doch er hatte keine Chance, Lucy wegzulotsen. Sie amüsierte sich in einer seltsam gezwungenen Weise, da sie wütend auf ihn war. Wütend, weil er zunächst gar nicht zum Ball hatte gehen wollen und nur ihr zuliebe nachgegeben hatte, allerdings unter der Auflage, sich nicht zu kostümieren.
    »Du musst aber.«
    »Ich muss gar nichts. Ich trage einen Abendanzug. Du weißt, wie sehr ich dumme Verkleidungen hasse.«
    »Sie müssen ja nicht dumm sein. Maudie meint, du könntest als Chinese gehen. Sie besorgt das Material im chinesischen Laden und näht dir einen Pyjama-Anzug. Dazu kannst du dir noch einen langen, dünnen Schnurrbart ankleben.«
    »Ich trage Abendkleidung, Lucy.« Und lasse mich nicht von deinem Schlachtross von Tante herumkommandieren, fügte er im Stillen hinzu. Er konnte Maudie Hamilton nicht ausstehen, hatte sie noch nie gemocht, und seine Abneigung hatte sich noch verstärkt, seit sie darauf verfallen war, hämische Bemerkungen über »Turteltäubchen« und Lucys Erfolge bei den jungen Männern des Bezirks zu machen. Alle zielten auf ihn ab und sollten ihn animieren, ein Datum für die Hochzeit festzusetzen oder wenigstens die Verlobung bekannt zu geben, doch er war einfach noch nicht so weit.
    Lucy hatte sich nicht verändert. Sie war noch immer ein sehr nettes Mädchen und sah besser aus, als er es in Erinnerung gehabt hatte. In London hatte er ein schwedisches Mädchen kennen gelernt, das mit seinem platinblonden Haar und der gebräunten Haut Lucy sehr ähnlich sah. Sie gefiel ihm so gut, dass er die Bekanntschaft vertiefen wollte. Zu seiner Enttäuschung musste er jedoch feststellen, dass sie kaum Englisch sprach. Die wenigen Stunden, die er mit ihr verbrachte, hatten sich sehr unbehaglich gestaltet.
    Nach den ersten Tagen mit Lucy, dem ersten Ansturm der Liebe, den aufgeregten Küssen und Liebkosungen empfand er in ihrer Gegenwart ähnliches Unbehagen. Nicht, dass ihnen die Gesprächsthemen ausgegangen wären, sie redeten ständig über ihre Familien, Bekannte, die Stationen, eben die alten Themen, bis Myles nach einer Weile merkte, dass er diese Themen langweilig fand. Unglücklich erkannte er, dass er auch Lucy als langweilig empfand. Sie erwartete einen Verlobungsring, doch er konnte sich einfach nicht zu diesem Schritt durchringen. Er verstand ihre Anflüge von Gereiztheit, die sich oft zu ernsthaften Auseinandersetzungen entwickelten, konnte das Thema aber nicht anschneiden, weil er nicht wusste, wohin die Diskussion führen würde. Irgendwann würde er Lucy heiraten, doch zuerst brauchte er noch Zeit für sich.
    Er dachte an Flucht. Eine Reise zu Pop. Schließlich war er hauptsächlich wegen der Krankheit seines Großvaters heimgekehrt, doch sein Vater wollte nichts davon hören.
    »Pop geht es schon viel besser. Du kannst uns jetzt nicht verlassen, so kurz vor Weihnachten. Lucy wäre sehr aufgebracht.«
    Später hörte er, wie William zu seiner Frau sagte: »Wann wird Myles wohl die Verlobung bekannt geben? Maudie sagt, für Lucy sei die Ungewissheit nur schwer zu ertragen. Sie denkt schon über das Brautkleid nach.«
    Harriets Antwort hatte ihn überrascht und auch ein wenig getröstet. Das hatte er nicht erwartet, nicht von dieser Seite.
    »Maudie Hamilton sollte sich um ihre

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