Tal der Träume
war kurz, doch man konnte auch auf der Veranda sitzen oder ein Gläschen unter den Bäumen nehmen, die von kreischenden Papageien bevölkert wurden, während man die Welt vorüberziehen sah. Die Welt bestand in diesem Fall hauptsächlich aus Stationsleuten und langen Zügen, die Schwergut vom Hafen in Darwin nach Pine Creek transportierten.
Die Leute von den Stationen wurden begutachtet und identifiziert. Wohlhabende Viehzüchter wie Zack Hamilton und seine Familie, die auf eleganten Pferden vorbeiritten, Stationshelfer auf ihren robusten Pferden, Treiber, deren Herden sich vor der Stadt unter den aufmerksamen Blicken der Vorreiter ausruhten. Doch niemand von ihnen blieb lange. Sie wollten nur den Zug nehmen oder ihren quälenden Durst stillen, danach waren sie verschwunden. Eigentlich kam niemand nach Pine Creek, man fuhr nur hindurch, und deshalb hatte die Stadt nun ein Rätsel zu lösen.
Was tat Zack Hamilton in Scottys altem Bungalow? Er wohnte schon seit Tagen dort, trieb sich herum, aß mit Scotty und seiner Missus, trank gelegentlich ein paar Pints an der Bar, schien ansonsten aber kein bestimmtes Ziel zu verfolgen.
Man spekulierte darüber. Vielleicht würde etwas Bedeutendes in der Stadt passieren. Zack hatte Geld, wollte er hier vielleicht ein neues Pub bauen? Nein, das würde er nicht hinter Scottys Rücken tun. Der Wirt selbst hatte nämlich auch keine Ahnung, was sich abspielte. Ein richtiges Postamt? Wohl kaum. Ein Café? Ein anständiges Restaurant? Das wäre doch etwas. Mrs. McCabe servierte nur Imbisse, wenn ihr danach war, nichts Großartiges, das Leute wie Zack Hamilton zufrieden gestellt hätte.
Was also hatte er in dieser klapprigen Hütte zu suchen? Er besaß einige Freunde, die ihm angeboten hatten, bei ihnen zu wohnen, doch er hatte dankend abgelehnt. Wieso?
Die Gerüchteküche dampfte. Er sei mit seiner Missus, einem jungen Mann, einem schwarzen Viehtreiber und einem schwarzen Kind angekommen. Doch nun hatte der Viehtreiber den Jungen mitgenommen. Das war nicht weiter ungewöhnlich. Den anderen Mann hatten sie erkannt, es war Myles Oatley, der lange nicht mehr in dieser Gegend aufgetaucht war. Sicher war er nach Westen zu seinem Großvater geritten, der draußen auf Warrawee lebte. Myles würde wissen, dass er sich beeilen musste, die Regenzeit stand unmittelbar bevor. Blieben also Zack und seine Missus. Doch Mrs. Hamilton war in den Zug gestiegen und nach Darwin gefahren, und Zack hatte ihr nachgewinkt. Und nun lief er wie Falschgeld durch die Straßen. Ganz schön seltsam.
Zack war sich über die Gerüchte im Klaren. Er wusste, dass die Münder nicht still standen, ignorierte aber die indirekten Fragen und offenen Erkundigungen, die Sergeant Murphy im Pub einziehen wollte.
»Zack, wie schön, Sie zu treffen. Was treibt Sie hierher?«
»Ich sehe mich nur um.«
»Nach was? Denken Sie an eine Investition?«
»Ich bin Viehzüchter, Jim, kein Stadtmensch.«
»Ich sage Ihnen eins, Zack. Falls Ihre Kumpel von der Regierung daran denken, ein paar Pfund auszugeben, wir könnten hier eine anständige Polizeiwache gebrauchen. Ich arbeite in einem Schuppen, und aus meiner Zelle könnte ein krankes Kalb ausbrechen. Es wird Zeit, dass sie mal was für uns tun.«
»Ich werde daran denken.«
Doch seine Gedanken galten zunächst einmal Sibell. Er hätte mit ihr nach Darwin fahren sollen, musste aber noch vor Ort bleiben. Sie hatte es immerhin verstanden, was jedoch nichts an der Tatsache änderte, dass sie ihn verlassen wollte. Zack fiel es schwer, seine Gefühle in Worte zu kleiden. Als Mann konnte er nur sagen: »Geh nicht. Verlass mich nicht.« Betteln war nicht seine Sache. Er war noch so betroffen von der Vorstellung, dass Sibell ihn verlassen würde, dass ihm die Worte fehlten. Ihre Argumente schüchterten ihn ein, die Litanei von Klagen, die sie bei ihm abgelassen hatte. Die Tatsache, dass sie ohne sein Wissen so lange unglücklich gewesen war.
»Weißt du denn nicht, dass ich dich liebe?«, hatte er sie an diesem Morgen im Bungalow erneut gefragt, bevor sie aufbrach.
»Zack, wir haben es so oft besprochen, es macht keinen Sinn mehr. Natürlich liebst du mich, und auch ich werde dich immer lieben. Aber ich kann hier draußen nicht mehr leben, meine Entscheidung ist endgültig.«
»Was soll ich denn tun?«
»Nichts. Black Wattle ist dein Leben. Du liebst die Station und die Menschen dort, aber ich gehöre nicht mehr dorthin. Ich glaube, ich war nie für dieses Leben geschaffen, für
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