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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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es.«
    Pater Lucius holte seinen letzten Trumpf aus der Tasche, einen kreisrunden, gedrehten Feuerwerkskörper, aus dem ein Docht heraushing, ein bengalisches Feuerrad, wie man es auch zu Silvester anzündet. Im Normalfall steckt man es auf einen langen Stab. Hier gab es keinen, und Lucius beschloß, das Feuerrad einfach über die Erde zischen zu lassen.
    Duka Hamana musterte den Gegenstand in der Hand des Paters mit einem kritischen, lauernden Blick. Er ahnte, daß er etwas ganz Erschreckendes sehen werde, und nahm allen Mut zusammen, nach außen ruhig zu erscheinen. Auch als wieder das Feuerzeug aufflammte, blieb er ganz ruhig und sah interessiert zu, wie der Pater den Docht ansteckte. Er blieb auch noch gefaßt, als das merkwürdige Gebilde, das wie eine zusammengerollte kleine Schlange aussah, vor seine Füße geworfen wurde; er wich nicht einmal zurück, denn das leise Zischen kannte er nun auch. Aber dann begann sich das Gebilde zu drehen, spuckte rotes Feuer, das den ganzen Umkreis wie in Blut tauchte, und drehte und drehte sich mit immer größerer Geschwindigkeit, es jagte auf ihn zu, eine feuerspeiende Sonne, die ihn verschlingen wollte. Mit einem Aufschrei hüpfte Duka Hamana hoch, ließ seinen Zauberstab fallen, sah, wie die zischende Sonne über den Speer kletterte und ihn selber weiter verfolgte. Und die Welt wurde immer röter, es war, als schmölzen die Felsen zu Blut, als ginge die Welt in Flammen unter.
    Duka Hamana fiel auf das Gesicht, streckte sich und ergab sich der tötenden Sonne.
    Nach einem letzten hellen Zischen erlosch das Feuerrad einen Meter von dem langgestreckten Duka Hamana entfernt. Die Finsternis war wieder da; Pater Lucius und Zynaker knipsten wie auf Kommando ihre Handscheinwerfer an und richteten die Strahlen auf Duka Hamana. Er rührte sich nicht und schien auf neue Wunder zu warten.
    »Das hat ihn umgehauen«, sagte Reißner. »Vielleicht ist er jetzt bereit, über den Helm und das Bugrad zu reden.«
    »Ich glaube nicht.« Zynaker ging zu Duka Hamana und beugte sich über ihn. Er legte die Hand auf seine Schulter, erfaßte dann seinen Oberkörper und drehte ihn auf den Rücken. Schlaff, wie leblos, fielen die Arme auf den Boden, der Kopf rollte zur Seite. »Duka Hamana wird gar nichts mehr sagen. Er ist tot!«
    »Das gibt es doch nicht!« rief Kreijsman entsetzt. Leonora und Schmitz liefen zu Zynaker und knieten neben Duka Hamana nieder. Seine Augen waren starr und gläsern; er hatte keinen Atem mehr, keinen Puls, keinen Herzschlag.
    Leonora richtete sich auf und blickte in Pater Lucius' betroffenes Gesicht.
    »Er ist wirklich tot?« fragte er.
    »Ja. Er hat dein Feuerrad nicht überlebt. Das war zu viel für ihn, sein Herz blieb vor Angst stehen.«
    »Das … das habe ich nicht gewollt.« Pater Lucius trat an den Toten heran und schlug das Kreuz über ihn. »Wer konnte das voraussehen? Herr im Himmel, auch wenn er ein Heide ist, nimm ihn auf in Gnade und Barmherzigkeit er ist doch ein Mensch wie wir.«
    Zynaker drückte Duka Hamana die Augen zu und steckte sich eine Zigarette an. Seine Hände zitterten dabei ein wenig. »Es wird schwerfallen«, sagte er nach ein paar hastigen, tiefen Zügen, »den Uma zu erklären, daß wir Duka Hamana nicht umgebracht haben. Daß jemand vor Schrecken einen Herzschlag bekommt, dürfte den Uma fremd sein. Entweder man stirbt an einer sichtbaren Krankheit, oder man wird vom Feind getötet. Duka Hamana aber war gesund – und fällt plötzlich tot um. Das kann nur die Tat der weißen Götter, also von uns, sein!«
    »Dai Puino wird uns glauben.«
    »Der Stamm besteht nicht aus ihm allein. Da sind noch Hano Sepikula und seine Anhänger. Der Bruderkrieg ist durch uns noch nicht entschieden, sondern schwelt im stillen weiter. Man wartet nur auf einen Anlaß für den Aufstand, und den kann Duka Hamanas Tod liefern.«
    Kreijsman fragte: »Und was machen wir jetzt mit dem Leichnam?«
    »Wir gehen sofort ins Dorf zurück und lassen ihn abholen.«
    »In der Nacht? Da kriegst du keinen Papua in den Wald und schon gar nicht an einen Ort, wo Duka Hamana mit den Dämonen sprechen konnte.« Zynaker blickte in die Runde. »Nehmen wir ihn mit?«
    »Ich fasse ihn nicht an«, sagte Kreijsman.
    »Ich auch nicht.« Reißner trat von dem Toten einen Schritt zurück. »Wenn er bis zum Morgen hier liegen bleibt, ist es auch nicht schlimm. Er spürt ja nichts mehr.«
    »Und wenn er gar nicht tot ist?« fragte Schmitz plötzlich.
    Alle drehten sich nach ihm um. Reißner

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