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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wünscht, daß ich mit Ihnen, Miss Patrik, spreche – Gehorsam ist eine Säule meines Ordens. Die Angebote der Firmen, die genannt werden möchten, sind verlockend und könnten unserer Mission sehr helfen. Bedenken Sie, daß wir mit dem Geld neue Christen erziehen könnten.«
    »Das wäre ein Grund, sofort abzulehnen«, sagte Sir Anthony sarkastisch. »Warum wenden sich die Firmen nicht direkt an uns?«
    »Der Orden hat über die kommende Mission ein Fernsehinterview gegeben, und das ist auch in Europa und den USA gesendet worden. So kamen alle Anfragen zu uns.«
    »Wenn es den Patres hilft, sollten wir nicht nein sagen, Sir Anthony«, sagte Leonora und nickte Pater Lucius zu. »Nachdenklich macht mich, was Sie von Reißner berichten.«
    »Sie sollten ihn nicht mitnehmen.«
    »Ich kann ihn doch nicht einen Tag vor dem Abflug von der Expedition ausschließen! Wie soll ich das denn begründen? Ich kann doch nicht sagen: Ihre Wolfsaugen gefallen mir nicht. Oder: Pater Lucius hat mir von Ihren Planen erzählt. Er wird behaupten, daß das nur ein Scherz gewesen sei. Wer kann ihm das Gegenteil beweisen?«
    »Wenn Kreijsman wirklich Diamanten entdeckt, kann es dramatisch werden. Dann bestimmt Reißner, was mit uns geschieht.«
    »Wir werden uns wehren, Pater.«
    »Womit denn? Sie haben ja gehört: Er hat eine Maschinenpistole organisiert. Schon das wäre Anlaß genug, ihn nicht mitzunehmen. Wir kommen in Frieden, nicht als Eroberer.«
    »Die große Frage ist, ob die Papuas das auch so sehen.« Sir Anthony blickte hinaus in den Garten mit seinen Blütenbüschen, Fächerpalmen und Riesenfarnen. Er schwieg, schien an etwas Entferntes zu denken und zuckte mit den Wangenmuskeln. »Dieses Land und diese Menschen wird man nie begreifen. Jahrhunderte, Jahrtausende trennen uns von ihnen.«
    »Wenn Reißner mitkommt, nehmen wir eine Bombe mit!« sagte Pater Lucius ziemlich dramatisch.
    »Was will er denn? Wir werden, wenn es so kommt, wie Sie befürchten, alle gegen ihn sein. Er steht allein da.«
    »Und er ist stärker als wir alle zusammen. Das ist es, Miss Patrik. Davor habe ich – ehrlich gesagt – große Angst.«
    »Ich kann jetzt nichts mehr ändern, Pater.« Leonora hob die Schultern zu einem auch sichtbaren Bedauern. »Wir können nur abwarten und die Augen offenhalten – und uns wehren. Nicht nur Reißner kann gut schießen, ich kann es auch. Das habe ich beim Überlebenstraining gelernt.«
    »Eine fabelhaft harmonische Expedition bei solchen Voraussetzungen!« sagte Sir Anthony spöttisch. »Es wäre doch praktischer – schon wegen der vorhandenen Spitäler –, sich gleich hier die Köpfe einzuschlagen. Dazu braucht man doch keine unerforschten Gebiete.«
    »Ich glaube, wir sind alle ein wenig nervös, wenn wir an morgen denken.« Leonora versuchte ein Lachen, das aber kläglich mißlang. »Reisefieber … Das ist alles vorbei, wenn wir in Goroka landen. Sie werden sehen, Pater, dann sind wir alle wieder normal. Und Ihrem Prior sagen Sie, daß wir gern den Orden unterstützen und die Schleichwerbung mitmachen.«
    »Sie sind fabelhaft, Miss Patrik!« Pater Lucius mußte sich zurückhalten, sonst hätte er sie umarmt und vielleicht sogar geküßt. »Wenn wir eine richtige Kirche bauen können, dann ist das mit Ihr Werk. Gott wird Sie dafür segnen.«
    »Auf den letzteren würde ich mich nicht so absolut verlassen«, sagte Sir Anthony, als Pater Lucius aufstand, um auf seinem knatternden Motorrad nach Port Moresby zurückzufahren. »Wenn Er seine Gnade über alle ausschüttete, hingen nicht Dutzende von Missionaren als Schrumpfköpfe über der Hüttentür oder am Gürtel eines Wilden. Wenn ihr euch nicht selbst helft, hilft euch da draußen keiner.«
    Der nächste Tag wurde zu einem Ereignis, an dem über TV nicht nur ganz Port Moresby, sondern auch Papua-Neuguinea, alle umliegenden Inseln und sogar Neuseeland teilnahmen. Teams von ausländischen TV-Stationen wie aus Australien, den USA und sogar aus Deutschland belagerten schon Stunden vorher den Flugplatz von Port Moresby und die Maschine von Donald Zynaker. Der Prior des Klosters des ›Ordens des Heiligen Opfers‹ war mit zwei Patres erschienen und ließ nach einer Liste, die er sich immer unter die Augen hielt, Kartons oder Kisten von Firmen, die für die unauffällige Werbung gute Dollars bereitgestellt hatten, vor dem Flugzeug aufbauen. Trotz der Kürze der Zeit waren es immerhin sechs Hersteller, die anständige sechstausend Dollar in die Klosterkasse

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