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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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scheffelten. Für den kleinen Orden war es ein Vermögen.
    Pater Lucius erschien auf dem Flugplatz, im Meßgewand und flankiert von zwei Meßdienern, von denen einer das Kreuz und der andere den Weihrauchkessel trug. Er verzog gequält das Gesicht, als er die Kisten und Kartons erblickte.
    Zynaker überprüfte in der Kanzel noch einmal alle Instrumente. Interviews für das TV lehnte er ab. »Was ist schon zu sagen?« ließ er sich hören. »Wir fliegen in ein unbekanntes Gebiet – na und?«
    »Und Sie glauben, den verschollenen Dr. Patrik zu finden?«
    »Fragen Sie Miss Patrik danach, nicht mich.«
    »Aber Sie fliegen doch die Expedition. Warum?«
    »Weil ich gutes Geld dafür bekomme – nur deshalb. Wenn Ihre TV-Gesellschaft hunderttausend Dollar bietet, fliege ich Sie auch auf den Mond!«
    Die Reporter lachten, ließen aber Zynaker von da an in Ruhe. Um so größer wurde das Gedränge, als Leonora mit den anderen Expeditionsteilnehmern in zwei Wagen vorfuhr und neben dem Flugzeug ausstieg. Die Musikkapelle des ›Christlichen Vereins junger Männer‹, die der Prior engagiert hatte, spielte einen flotten Marsch.
    General Lambs hatte sich überwunden und war gekommen, um den vollkommenen Blödsinn zu verabschieden. Sein Butler begleitete ihn und hielt einen großen Sonnenschirm über den Kopf des Generals. Eine brütende Hitze lag über der Stadt. Das Hinterland schien zu verdampfen.
    Pater Lucius trat an einen kleinen Tisch, den Zynaker neben dem Einstieg des Flugzeugs aufgestellt hatte, griff in eine lederne Reisetasche, holte ein Kruzifix, einen Hostienbehälter und einen Weihwasserwedel hervor und legte sich dann eine Stola über die Schultern. Dann blickte er zu der Kapelle hinüber und nickte. Die jungen Männer intonierten einen Choral, und plötzlich wurde es sehr feierlich auf diesem abgelegenen Teil des staubigen Flugfeldes. Vor dem kleinen Tisch, der nun zum Altar geworden war, standen Leonora, Kreijsman, Reißner, Schmitz und Zynaker und hatten die Hände gefaltet.
    »Muß das sein?« flüsterte Reißner zu Kreijsman hinüber. »Das ist doch ein verdammtes Theater!«
    »Das kommt mir vor wie ein Feldgottesdienst, damals im Krieg.« Sir Anthony zog das Kinn an. »Da waren auch Priester, die segneten die jungen Soldaten, bevor man sie ins Sterben schickte, und sie segneten die Bomben unter den Flugzeugen und weihten die Kanonen, die tausendfachen Tod über die Menschen brachten. Lassen Sie die Hände gefaltet, Reißner. Auch für Sie wird jetzt gebetet, denn die Hölle liegt vor Ihnen.«
    »Wir stehen vor einer großen Prüfung«, erhob Pater Lucius seine Stimme, »einer Prüfung, die wir auf uns genommen haben, weil die Liebe zu einem Menschen stärker sein soll als alle Gefahren, die uns umlauern werden.«
    »Das klingt gut«, zischte Reißner und blickte Sir Anthony grinsend an. »Wie so ein Priester doch alles elegant hinbiegt! Den meisten von uns geht's um Geld.«
    »Mehr denn je werden wir auf Gottes Hilfe und seine Allmacht vertrauen müssen, werden wir Kraft aus unserem Glauben brauchen in der Urwelt, in die wir eintauchen werden. Lasset uns beten! Herr im Himmel, beschütze unser Werk, blicke auf uns hernieder und gib uns den Mut, die nächsten Monate durchzustehen. Segne unseren Marsch ins Ungewisse und laß es mit Deiner Güte geschehen, daß wir finden werden, was wir suchen.«
    »Diamanten«, flüsterte Reißner und verzog das Gesicht.
    »Herr, verlaß uns nicht. Wir geben uns in Deine Hand.« Pater Lucius hatte mit großer Ergriffenheit gesprochen. Jetzt drehte er sich um, hob die Arme und segnete das Flugzeug. Dabei schloß er die Augen, um nicht zu sehen, daß er gleichzeitig auch die Kisten der Konservenfabrik Pitts & Co. segnete, die genau vor ihm und voll im Bild der TV-Kameras standen, die diesen Segen natürlich in Großaufnahme filmten.
    »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes«, sagte Pater Lucius mit belegter Stimme, »segne ich dich und wünsche dir den ersehnten Erfolg. Amen.«
    Er drehte sich wieder um, warf einen langen Blick auf die Reihe der Menschen vor sich, packte das Kruzifix und die anderen Geräte in die lederne Reisetasche, trat an die Flugzeugtür und warf die Tasche ins Innere. Ohne sich noch einmal umzusehen, stieg er ein und verschwand hinter den runden Fenstern.
    Zynaker und der Prior luden die Kisten und Pakete mit den Reklameaufschriften schnell ein. Die TV-Kameras schwenkten auf Leonora, und die Reporter redeten auf sie ein.
    »Haben Sie

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