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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ein paar Laute aus.
    Samuel nickte und übersetzte. »Er sagt, er heißt Duka Hamana.«
    Lucius trat einen Schritt vor und zeigte mit der Hand auf seine Brust. »Ich bin Pater Lucius«, sagte er langsam und betont. »Und du bist Duka Hamana.« Dabei zeigte er auf den Medizinmann. Dann trat er näher an ihn heran, zeigte ihm eine kleine Silbermünze, die er aus der Tasche holte, drehte sie zwischen Daumen und Zeigefinger, griff Hamana an die Nase, und plötzlich rieselten zehn gleiche Silbermünzen aus dem Nasenloch des Medizinmannes. Ein uralter Zaubertrick, der bei Duka Hamana eine ungeheure Wirkung zeitigte.
    Der Medizinmann machte drei Sprünge rückwärts, griff sich an die Nase, zog daran, aber da kam nichts mehr heraus. Entgeistert betrachtete er seine Hand, schüttelte sie und starrte dann Pater Lucius an.
    »Aus der Nase«, sagte Reißner gedehnt. »Pater, Sie hätten ihn Geld scheißen lassen sollen. Dann würde er tagelang in der Hocke sitzen, und wir hätten Ruhe vor ihm.«
    »Sie haben eine gottverdammte Schnauze, John Hannibal«, sagte Zynaker und blickte zu den Baumgerippen hinüber, aber dort zeigte sich kein Papua mehr. Sie warteten, was ihr Medizinmann bei den fremden Geistern ausrichtete. »In Wirklichkeit aber kneifen Sie vor Angst den Hintern zu.«
    Der Medizinmann bückte sich jetzt, legte seinen federumwickelten Zauberstab auf die Erde und trat zwei Schritte von ihm zurück. Eine deutliche Geste: Ich unterwerfe mich den guten Geistern.
    Pater Lucius verstand es sofort, aber er war nicht bereit, sein Halskreuz auch auf den Boden zu legen. Doch irgend etwas mußte er tun, um das Geschenk des Medizinmannes mit einem Gegengeschenk zu beantworten.
    »Pepau«, sagte er ruhig, »wagen Sie es, in mein Zelt zu gehen und meine Zauberkiste zu holen?«
    »Warum nicht?«
    »Sie werden von zweihundert Augen beobachtet. Ihr Weggehen könnte als eine feindliche Handlung aufgefaßt werden. Außerdem kommen Sie dabei in den Rücken des Medizinmannes, und das mag er gar nicht, nehme ich an.«
    »Ich will es versuchen, Pater. Ohne Ihre Zaubertricks sind wir doch verloren.« Schmitz warf einen Blick auf den lauernden Medizinmann, löste sich von der Gruppe und ging langsam zu Pater Lucius' Zelt zurück. Als er durch den Eingang schlüpfte, ging ein Aufatmen durch die Wartenden. Am Waldrand rührte sich nichts, bis auf die Geräusche vom Fluß war kein Laut zu hören.
    Wenig später trat Schmitz wieder aus dem Zelt. Er hatte die Kiste des Paters geschultert und kam ebenso ruhig zur Lagermitte zurück. Dort stellte er die Kiste vor den Füßen des Paters ab, klappte den Deckel auf und versuchte ein schiefes Lächeln. »Geglückt! Nun sind Sie dran, Pater.«
    Pater Lucius bückte sich, wühlte zwischen den verschiedensten Dingen und zog dann einen roten Zylinder hervor, den er auf seinen Kopf drückte.
    Reißner starrte ihn verblüfft an. »Die Paradiesvogelfedern von Duka Hamana sind schöner«, zischte er. »Mit so einem Karnevalszylinder imponieren Sie nie.«
    »Abwarten.« Pater Lucius trat einen Schritt auf den Medizinmann zu, nahm den Zylinder ab und hielt ihn so hin, daß Duka Hamana ins Innere sehen konnte. Es war leer. Dann zog der Pater den Zylinder an sich heran, sprach ein paar laute Worte, völlig sinnloses Zeug wie »Rabanamana, Sumlasim-bum, hottehü«, griff dann in die leere Kopfbedeckung und holte einen Busch wundervoll leuchtender Blumen hervor. Natürlich waren es künstliche Blumen, aber die Wirkung war ungeheuer, als er den Strauß wegwarf und einen neuen aus dem Zylinder zauberte, einen dritten, einen vierten, einen fünften, einen sechsten, und alle warf er dem Medizinmann vor die Füße. Auch das war ein uralter Zaubertrick, aber ein Wesen, das aus dem Nichts sechs wunderschöne Blumensträuße werfen kann, muß etwas Überirdisches sein.
    Duka Hamana griff nach einem der Sträuße, und das Wunder verstärkte sich. Blumen, die nicht aus dem Material waren, aus dem sonst Blumen sind. Blumen, die sich seltsam anfühlten, deren Blätter nicht zerrissen, deren Blüten nicht zwischen den Fingern zu Brei zerquetscht werden konnten, Blumen aus einer anderen Welt, dem Reich der Götter. Blumen, die nie verwelkten …
    Duka Hamana bückte sich, hob seinen Stab vom Boden auf und begann, geduckt rückwärts gehend, die Götter nie aus den Augen lassend, den Rückzug zu der Barriere der toten Bäume. Einen der Kunstblumensträuße nahm er mit, als Beweis, daß sie nicht von dieser Erde stammten. Mit einem

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