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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bevor die Expedition abflog.«
    »Sie hat die alten Berichtsbücher durchstudiert und sich daraus Notizen gemacht.«
    »Und dann hat sie die Karten studiert.«
    »Ja, Sir.«
    »Welche?«
    »Darauf habe ich nicht geachtet.«
    »Das hätten Sie aber tun müssen, Wepper! Dann wüßten wir in etwa, wo sie die Suche nach ihrem Vater aufnehmen wollte.«
    »Die Täler, in denen Mr. Patrik verschwunden ist, kennen wir aus der Luft.«
    »Täler! Ich muß das Tal wissen! Wie ich Miss Leonora kenne, hat sie ein ganz genaues Ziel angepeilt. Und dieses Ziel muß sie in den Aufzeichnungen von vor zehn Jahren gefunden haben. Wo sind die Bücher?«
    »Im Archiv. Ich hole sie sofort.«
    Bis zum Mittagessen blätterte Sir Anthony in den Aufzeichnungen des damaligen Distriktskommandeurs, ohne zu finden, was er suchte. Patriks Angaben, wo er forschen wollte, waren, verglichen mit den Karten, zu ungenau; sie umrissen zwar ein Gebiet im südlichen Hochland, aber kein bestimmtes Tal. Dieses Gebiet systematisch abzusuchen brauchte Zeit und vor allem klare Sicht.
    »Wir werden suchen, bis wir schwarz sind«, sagte Sir Anthony und klappte die Bücher zu.
    »Ich bezweifle, Sir, daß wir soviel Zeit haben.« Captain Donnoly sprach schnell weiter, als er sah, wie der alte General tief Luft zu einem Gebrüll holte. »Ich habe einen beschränkten Einsatzplan.«
    »Vom Hauptquartier?« bellte Lambs.
    »Ja, Sir.«
    »Beschränkte können auch nur beschränkte Pläne entwickeln. Captain, es geht um fünf Männer und eine Frau! Will man die aufgeben, so einfach aufgeben? Sind Zeitpläne mehr wert als sechs Menschen? Ich jedenfalls bleibe hier, bis wir eine Spur gefunden haben.«
    Wie Lieutenant Wepper gesagt halte: Gegen sechzehn Uhr lösten sich im Hochland die Nebel auf, die weißgrauen Streifen hingen zerfetzt über den Berggipfeln. Captain Donnoly befahl den Einsatz. In Abständen von zwei Minuten startete die Hubschrauberstaffel, verstärkt durch die beiden Helikopter der Station Kopago. Weit auseinandergezogen schwebten sie über die mit Urwald bewachsenen, unzugänglichen Berge und gingen dann tiefer in die Schluchten und Täler hinein, den silbrig oder lehmbraun glänzenden Flußläufen nach, deren Wasser wild über Felsen, Untiefen und natürliche Katarakte schäumten. In diesem Gebrodel konnte kein Boot fahren; es wäre gegen den nächsten Felsen geschleudert worden und zerschellt.
    Die Staffel drang auch in die wasserlosen Schluchten vor. Vierzig Augenpaare suchten die Abhänge, Wälder, Sümpfe und Lichtungen ab, man sah grandiose Bilder der Natur, aber nicht eine Spur von menschlichem Leben und keine Trümmer eines abgestürzten Flugzeugs.
    »Das gibt es doch nicht, Captain!« rief Sir Anthony in das Bordmikrofon hinein. »Nur Wildnis. Aber da unten müssen Menschen leben! Mir genügt eine Hütte als Anhaltspunkt.«
    »Ich habe es geahnt, Sir«, ließ sich Wepper vernehmen. »Wie oft bin ich über dieses Hochland geflogen!«
    »Aber nicht gezielt. Wo ein Eingeborenendorf ist, gibt es auch Rauch. Aber nicht mal ein Hauch von Rauch ist zu sehen.«
    »Vielleicht ist dieses Gebiet wirklich unbesiedelt?«
    »Und wieso verschwinden dann Mr. Patrik und sein Pilot Grant und im Laufe von vierzehn Jahren neun Missionare samt ihren Trägern und Spurensuchern? Und jetzt Miss Leonora? Da unten gibt es ein Geheimnis!«
    »Das wissen wir alle, nur ist es noch keinem gelungen, es zu lüften und davon zu erzählen.« Donnoly räusperte sich. Er hielt nach seinen Erfahrungen die ganze Suche für sinnlos. So oft man auch im Hochland von Papua-Neuguinea nach verschollenen Personen geforscht hatte, es war nie etwas dabei herausgekommen. Es hatte einen Haufen Geld verschlungen, aber der Urwald gab seine Opfer nicht mehr her. Der Urwald – oder die unbekannten Menschen, bei denen die Zeit stehengeblieben war. »Wir fliegen noch die Planquadrate sechs bis neun ab, dann müssen wir zurück, Sir.«
    Aber auch sechs bis neun brachten keine neuen Erkenntnisse. Überall nur das Gleiche: riesige Bäume, deren gewaltige Kronen kaum Licht bis auf die Erde durchließen, verfilztes Buschwerk, das alles überwucherte, wild schäumende Flüsse, die Täler durchstießen, und schroffe Berghänge, an denen der Wald hinaufkletterte. Ein Stück Welt wie zur Urzeit.
    »Da kann keiner landen«, sprach Lieutenant Wepper aus, was jeder dachte, auch Sir Anthony. »Da kommen selbst wir mit den Helikoptern nicht hinunter.«
    »Das heißt: Sie sind abgestürzt?« fragte Sir Anthony. In

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