Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Schweine und gackernde Hühner, Berge von Sagokuchen, Bananenstauden, dicke Süßkartoffeln, Kokosnüsse und eine Frucht, die wie ein großer, runder goldener Ball aussah und aus Hunderten von fingerdicken Nüssen bestand, eine Fettnahrung, die bis zu zweitausendfünfhundert Meter hoch in den Bergen wächst. Auch die Säckchen mit den widerlichen, zuckenden Sagowurmlarven fehlten nicht, dazu Gemüseknollen, die wie Wirsingköpfe aussahen, und große, ausgehöhlte Kürbisse mit einem Saft, der vergoren stank. Sie stapelten alles vor den Weißen auf und traten dann zurück.
    »Wir sind überreichlich beschenkt worden«, sagte Pater Lucius gepreßt. »Sie haben ihr Wertvollstes hergegeben.«
    »Whisky brauchen wir denen nicht zu geben.« Reißner lachte und zeigte auf die ausgehöhlten Kürbisse. »Ich lasse mich fressen, wenn das da nicht etwas Alkoholisches ist.«
    »Das können Sie haben«, sagte Zynaker trocken.
    Reißner stutzte, überlegte, was er gesagt hatte, und grinste verlegen.
    Pater Lucius hatte seine Kiste geöffnet und holte nun seine Geschenke hervor. Kreijsman und Zynaker trugen sie einzeln zu Dai Puino und legten sie ihm zu Füßen. Er räkelte sich wohlig in dem Flugzeugsessel, jetzt der Größte in seiner Welt.
    Ketten aus bunten Glasperlen, Glasspiegelchen, Bindfäden, Angelhaken, Messer, Beile und Zangen, Ohrringe aus geschliffenem Glas, Anhänger aus Messing mit großen blauen, roten, grünen, gelben und violetten Steinen und mit kleinen Kunstperlen bestickte Gürtel und dehnbare Stirnbänder wurden Dai Puino dargebracht. Dessen Augen strahlten. Er griff ausgerechnet nach einem der Spiegelchen, wollte es näher betrachten, sah plötzlich einen Kriegerkopf vor sich und zuckte hoch. Der Spiegel fiel aus seinen Händen, aber auf dem weichen Boden zersplitterte er nicht.
    Schmitz hatte sich unterdessen über die Kiste gebeugt und kramte eine lange, leuchtend bunte Glasperlenkette hervor. Er hängte sie sich über den Arm und ging mit ihr zu Lakta hinüber. Sie stand zwischen ihren vier Brüdern und sah ihm mit großen, strahlenden Augen entgegen.
    Schmitz hielt die Kette hoch und lächelte Lakta an. »Für dich, Lakta«, sagte er. »Du bist das Schönste, was ich je gesehen habe.« Als er die Kette über ihren Kopf streifte und sie dabei berührte, fühlte er, wie sie zitterte.
    Kaum hingen die Glasperlen über ihren Brüsten, wirbelte sie herum und rannte ins Haus. Ihre vier Brüder verzogen keine Miene, sie waren gelbe, unbewegliche Masken.
    Schmitz ging zu den anderen zurück und erntete strafende Blicke. Es war ihm gleichgültig. Er hatte Laktas Zittern gesehen und gespürt und wußte, daß sie ihn liebte.
    »Nun, zufrieden, Pepau?« fragte Leonora. Sie mußte immerzu Hano Sepikula ansehen, der wie tot auf der Erde lag. Sollte man ihn aufheben und damit allen anderen zeigen, daß auch er ein von den Göttern Auserwählter war?
    »Ja.« Schmitz schluckte einen dicken Kloß im Hals hinunter. »Ich habe ihre Augen gesehen und sie verstanden.«
    »Du bist dabei, den Kopf zu verlieren. Man sollte dich zurückschicken und auf das Flugzeugwrack aufpassen lassen.«
    »Ich verspreche Ihnen, vernünftig zu sein, Chefin.«
    »Denk daran, wie jung du bist und wieviel dir das Leben noch geben kann.«
    »Ja.«
    Pater Lucius wartete, bis Dai Puino die glitzernden Geschenke begutachtet hatte. Er ließ sie auf dem Boden vor seinem neuen Thron liegen und stieß wieder einen unartikulierten Schrei aus. Durch eine Lücke im Viereck der Krieger drängten jetzt Frauen auf den Dorfplatz und begannen zu tanzen. Sie waren bis auf einen Schurz aus Bananenblättern oder einen Stoff, den sie aus Palmfasern und Binsen, der Rinde des Sagobaums und langen, biegsamen Gräsern knüpften, nackt. Es war ein Gewoge von schweißglänzenden braunen Leibern, von wippenden Brüsten, von aufgerissenen Mündern und flatterndem Federschmuck, von kreischendem Schreien und aufreizenden Schwüngen der Unterleiber, eine Orgie des Tanzes und der naturhaften Sinnlichkeit.
    Während diese Gruppe der Frauen sich fast bis zur Ekstase steigerte, schleppte eine andere das Festessen heran: duftende halbierte Schweine, gedünstetes Gemüse und gebackene Bananen, gebratene Hühner und dampfende Süßkartoffeln und in großen, aus Baumstämmen ausgehöhlten Gefäßen ein Gebräu, das einem dunklen starken Bier ähnlich sah.
    »Essen wir erst, oder ziehen wir vorher unsere Show ab?« fragte Reißner. Er fotografierte die Frauen mit dem größten

Weitere Kostenlose Bücher