Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
machen.«
    »Nein, Pepau.« Leonora schüttelte den Kopf. Ihre Stimme klang müde. »Das würde nur tödlichen Haß säen. Wir müssen Duka Hamana überreden, mit uns zusammenzuarbeiten.«
    »Das wird unmöglich sein.« Zynaker faßte Leonora unter. Sollen sie jetzt glotzen, dachte er. Was nicht gesagt wird, kann man ihnen zeigen. Eine Geste ist oft deutlicher als hundert Worte. Warum sollen wir unsere Liebe verstecken? Wer nicht blind ist, begreift die Wahrheit – man braucht uns nur anzusehen. »Duka wird nie nachgeben.«
    »Er soll nicht nachgeben, er soll ein Partner werden.«
    »Partner? Mit Fingerknochen und Zähnen und Säften und Breien und Zaubersprüchen?«
    »Sprich nicht so, Donald.« Leonora lehnte beim Gehen ihren Kopf an seine Schulter, und es gab keinen Zweifel mehr, daß sie es bewußt tat und sich damit zu ihm bekannte. »Ich habe eine große Achtung vor der Naturmedizin. Was wissen wir wirklich von ihr? Es kann sein, daß Duka Hamana Pflanzen oder Wurzeln kennt, deren Säfte Wunden schließen, das Fieber senken, Eiterungen beeinflussen, die schmerzstillend sind.«
    »Aber kein Myom zurückbilden«, warf Schmitz ein.
    »Und deshalb sollten wir zusammenarbeiten. Wenn Duka Hamana mich davon überzeugt, daß ein bestimmter Saft die Schmerzen stillt, dann werde ich das anerkennen und den Saft sogar benutzen. Und er wird anerkennen, daß es Krankheiten gibt, die nur wir heilen oder behandeln können.«
    »Und dann kommt Pater Lucius mit einem fremden Gott und sagt: ›Ihm allein ist alles zu verdanken!‹ An was sollen diese Wilden denn nun glauben?«
    Sie hatten ihr Männerhaus erreicht. Schmitz erzählte in kurzen Worten, was geschehen war, und Reißner sagte: »Jetzt müssen wir denen etwas vorzaubern, daß sie überhaupt nicht auf andere Gedanken kommen.«
    »So ist es.« Zynaker winkte zu Samuel hinüber, der neben Pater Lucius' schwerer Kiste stand. »Komm her, Samuel, du mußt mir helfen.«
    »Ich trage die Kiste von Masta Pater.«
    »Zuerst hilfst du mir, den Flugzeugsessel zu tragen.«
    »Du meine Güte!« Reißner schlug die Hände zusammen. »Jetzt taucht der dämliche Sitz wieder auf. Was wollen Sie denn mit dem?«
    »Das werden Sie gleich sehen, John Hannibal. Mich wundert, daß Sie als Künstler so wenig Phantasie haben. Halten Sie Ihre Kameras bereit es wird eine eindrucksvolle Fotoserie werden. Die verkaufen Sie auf der ganzen Welt.«
    Zynaker und Samuel verschwanden im Haus und kamen dann mit dem Flugzeugsessel zurück. Es war ein sehr schöner Sessel, mit hoher Rückenlehne, gepolsterten Seitenlehnen, bezogen mit einem dunkelroten, flauschigen Stoff. Das Gestänge, mit dem er früher im Flugzeugboden verankert war, glänzte in mattem Schwarz.
    »Wir können«, sagte Zynaker.
    »Und diesen Unsinn soll ich fotografieren?«
    »Abwarten, John Hannibal!«
    Zynaker und Samuel setzten sich in Bewegung und bildeten damit die Spitze der ›weißen Götter‹. Hinter ihnen, ihre Kisten auf den Schultern, folgten Pater Lucius, Reißner und Kreijsman. Den Schluß bildeten Leonora und Schmitz. Als das Viereck der Krieger sich öffnete, um sie durchzulassen, sah Schmitz vor Dai Puinos Haus Lakta stehen. Auch sie hatte sich geschminkt, aber nur das Gesicht. Von der Stirn bis zur Nase zog sich ein weißer Strich und teilte das Gesicht in zwei Teile. Die rechte Hälfte war rot bemalt, die linke gelb. Um den Hals trug sie eine Kette aus Schweinezähnen, und zwischen ihren Brüsten hing die Kinnbacke eines Tieres. Sonst war sie ungeschminkt und ohne Schmuck, auch auf dem Kopf trug sie keine Federn oder einen kunstvoll drapierten Hut aus Tierbälgen und Knochen.
    Sie sah trotz ihrer Bemalung wunderschön aus. Ihr schlanker brauner Körper mit der seidenglänzenden Haut, ihren festen, hohen Brüsten und vor allem ihr Lächeln, mit dem sie Schmitz begrüßte, als er in das Viereck trat, machten ihm ein ruhiges Atmen schwer.
    Neben ihr standen die vier Brüder, je zwei rechts und links von dem Baumthron, und warteten auf Dai Puino.
    Schmitz stieß Leonora an und nickte zu dem Haus hin. »Sehen Sie das, Chefin?« flüsterte er.
    »Was?«
    »Am Dach, dort, wo die Strohdeckung beginnt. Da hängt unser Myom in der Sonne und trocknet. So wertvoll wie ein Kopf, vielleicht noch wertvoller.«
    Leonora nickte. Sie waren jetzt in einer Reihe und sahen zu dem Haus hinüber, aus dem gleich Dai Puino treten mußte. Hinter ihnen hatte sich das Viereck wieder geschlossen, sie waren von fünfhundert Kriegern gefangen,

Weitere Kostenlose Bücher