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Talitha Running Horse

Talitha Running Horse

Titel: Talitha Running Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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zurück zu meinem Vater. Marlin und Tante Charlene waren zum Glück nicht mehr bei ihm.
    Â»Wo ist Neil?«, fragte er.
    Â»Er wollte nicht mit mir reden.«
    Dad nickte, als könne er das gut verstehen. »Hast du Hunger?«
    Â»Hm«, antwortete ich.
    Wir gingen zum Hotdog-Stand und Dad kaufte sich eine Pappschale mit frittierten Zwiebelringen. Ich bekam ein Hotdog und eine Cola. Wir setzten uns nebeneinander auf eine Bank an einen der Tische. »Was war denn nun der Grund für die Prügelei?«, fragte mein Vater kauend.
    Â»Marlin hat mich mal wieder als Halbblut beschimpft«, antwortete ich. »Er hat gesagt, ich dürfe an den Wettkämpfen nicht teilnehmen, weil ich gar keine richtige Indianerin bin.«
    Dad legte seinen Arm um meine Schulter und drückte mich an sich. »Du bist eine Lakota, Tally. Und lass dir von niemandem etwas anderes einreden. Du bist das, was dein Herz dir sagt. Ich bin so froh, dass deine Mutter es sich damals anders überlegt hat und dich bei mir gelassen hat. Du hättest mir sonst ein Leben lang gefehlt.«
    Ich presste meine Nase an seine Schulter und versuchte die Tränen zurückzukämpfen, die mir erneut in die Augen traten.
    Â»Hat Neil dich verteidigt?«, fragte Dad schließlich. »Haben sich die beiden deshalb geprügelt?«
    Â»Ja«, sagte ich. »Er hat Marlin gesagt, dass er mich in Ruhe lassen soll. Aber das war es nicht, was ihn so aufgebracht hat. Marlin hat Sachen zu Neil gesagt, die ihn dann erst richtig wütend gemacht haben.«
    Â»Was hat er denn gesagt?« Mein Vater hörte auf, seine Zwiebelringe zu knuspern, und sah mich an.
    Â»Er hat zu Neil gesagt, alle Red Clouds wären Schmarotzer. Blanket Indians und Hang around the Forts.«
    Â»Ãœbel«, sagte Dad, schloss die Augen und blies nachdenklich Luft durch die Zähne. Dann aß er weiter.
    Â»Aber Neil heißt doch Thunderhawk und nicht Red Cloud«, sagte ich und stibitzte einen von seinen Zwiebelringen.
    Â»Das stimmt. Aber seine Mutter Della ist eine geborene Red Cloud. Bevor sie in das rote Haus zogen, hat die Familie in Pine Ridge gewohnt.«
    Â»Na und?« Jedes Kind im Reservat wusste, wer Häuptling Red Cloud war und dass er viele Nachfahren hatte. Auch an meiner Schule gab es einige. Red Cloud hatte sich den Häuptlingstitel als tapferer Krieger in vielen Schlachten erkämpft. Von einem Kriegszug gegen die Cheyenne soll er durchbohrt von einem Pfeil zurückgekehrt sein und die schwere Verletzung überlebt haben. Ich konnte mir nicht vorstellen, was es für einen Grund geben könnte, seinen Namen zu verunglimpfen.
    Â»Das ist eine lange Geschichte«, sagte mein Vater und wischte sich mit einer Serviette das Fett von den Fingern.
    Â»Ich will sie hören«, erklärte ich. Die Trommeln hatten wieder eingesetzt, und auf dem beleuchteten Tanzplatz sah ich die Grastänzer in ihren farbenprächtigen Tanzkleidern mit den langen bunten Wollfransen. Aber im Augenblick interessierte mich viel mehr, was Neil Thunderhawk so wütend gemacht hatte.
    Â»Na gut«, sagte mein Vater. »Dann will ich sie dir erzählen. Aber lass uns dazu lieber nach Hause fahren, damit ich nicht auch noch eins auf die Nase kriege.« Ich sah ihn entgeistert an und er zwinkerte mir lächelnd zu.
    Wir verließen den Powwow-Grund, stiegen in unseren Pick-up und machten uns auf den Weg nach Hause. Auf der Fahrt erzählte mir Dad von Häuptling Red Cloud, der ein gefürchteter Krieger gewesen war, aber einer, der den Krieg nicht liebte.
    Â»Er wollte Frieden«, sagte er, »doch nicht ohne Gerechtigkeit für sein Volk. Deshalb machte sich im Juni 1866 eine Indianerdelegation unter Red Clouds Führung auf den Weg nach Fort Laramie, um mit den Weißen zu verhandeln. Aber noch während der Gespräche musste der Häuptling erkennen, dass die Verträge, die er unterzeichnen sollte, nichts wert waren, weil sie schon im selben Augenblick von den Weißen gebrochen wurden. Der Häuptling war sehr wütend darüber und drohte mit Vergeltung.
    Er kämpfte erneut, fest entschlossen, die Eindringlinge auf unserem Land in die Schranken zu weisen. Aber auch wenn er einige bedeutende Siege errang, so merkte er doch bald, dass der Krieg sein Volk schwächte und die Weißen trotzdem immer mehr wurden. Deshalb kam er zwei Jahre später wieder nach Fort Laramie und diesmal unterzeichnete er den

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