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Talitha Running Horse

Talitha Running Horse

Titel: Talitha Running Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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du denn überhaupt auf dem Powwow tanzen?«, fragte er hämisch. »Du bist doch eigentlich gar keine richtige Indianerin. Nur Indianer dürfen eine Wettkampfnummer tragen.« Er wies auf mein Kleid, an dem mit Sicherheitsnadeln die Wettkampfnummer befestigt war, die ich vor dem Tanz bekommen hatte. Es gab Wettkämpfe in verschiedenen Altersklassen und Kategorien, und durch die Nummern konnten die Juroren die Tänzer besser auseinander halten.
    Ich spürte eine Bewegung hinter meinem Rücken und drehte mich um. Meine Wangen brannten vor Scham, als ich sah, dass Neil Thunderhawk in unserer Nähe gestanden und alles mit angehört hatte. »Ich bin eine richtige Indianerin«, sagte ich. Meine Stimme zitterte.
    Â»Bist du nicht. Du bist ein Halbblut.« Er lachte. »Halbblut, Halbblut«, rief er, mit seiner blechernen Stimme, die der Stimmbruch ihm zurzeit bescherte.
    Neil kam herüber und baute sich vor Marlin auf. Er war zwar nur halb so breit wie meine Cousin, aber genauso groß. »Lass sie in Ruhe«, sagte er, betont gelassen.
    Â»Was mischst du dich ein, Blödmann?« Marlin kam in Fahrt. »Du bist auch nicht besser als die da. Du bist ein verdammter Red Cloud und alle Red Clouds sind Schmarotzer.«
    Neil zuckte zusammen. Wut blitzte in seinen schwarzen Augen auf. Jetzt fangen sie an, sich zu prügeln, dachte ich, gleich hier, mitten auf dem Powwow-Gelände. Unglücklich rang ich die Hände.
    Â»Sag das noch mal!« Neils Stimme klang jetzt sehr entschlossen und überhaupt nicht mehr gelassen. Das musste Marlin gemerkt haben, denn er sagte gar nichts. Ich wusste, dass er feige war, und dachte schon erleichtert, die Sache hätte sich erledigt.
    Â»Feigling«, zischte Neil, drehte sich um und ging.
    Aber kaum wiegte Marlin sich in Sicherheit, da sang er leise: »Blanket * Indians, Hang around the Forts ** .«
    Neil warf sich herum und mit einem wilden Aufschrei stürzte er sich auf Marlin. Sie rauften im Dreck zwischen den parkenden Autos und Neil teilte kräftig aus mit seinen harten Fäusten. Er schäumte vor Zorn und war auch durch mein Bitten nicht zu besänftigen – bis Tante Charlene und Dad dazukamen und die beiden trennten. Marlin heulte, was mir ungeheure Genugtuung verschaffte. Sein dickes hochrotes Gesicht war dreckverschmiert.
    Â»Was war denn los?«, fragte mein Vater, als er Neil auf die Beine half. Neil gab keine Antwort. Er blutete aus der Nase und die Federn an seiner Tanzkleidung waren beschädigt, was ihn wahrscheinlich am meisten schmerzte. Aber er schwieg. Sein Blick war voller Verachtung.
    Ich gab ihm ein Kleenex, und er nahm es, um sein Nasenbluten zu stillen.
    Â»Das nächste Mal sorge ich dafür, dass du von den Tanzwettkämpfen ausgeschlossen wirst, Neil Thunderhawk«, zeterte Tante Charlene. Sie tastete ihren Sohn ab, ob er sich auch nichts gebrochen hatte. Aber Marlin hatte genügend Speck auf den Rippen, so schnell konnte ihm wohl nichts passieren. Bloß seine Shorts und das T-Shirt waren dreckig geworden.
    Â»Geht euch aus dem Weg, wenn ihr euch nicht leiden könnt«, sagte mein Vater.
    Neil wandte sich um und lief mit erhobenen Kopf davon. Ich eilte ihm hinterher. »Neil«, rief ich, »warte doch!« Aber er wartete nicht und drehte sich auch nicht um. Marlins Worte mussten ihn tief getroffen haben. Aber der Auslöser für die Prügelei war ich gewesen, und nun fühlte ich mich schuldig.
    Â»Verschwinde und lass mich in Ruhe«, sagte er, als ich ihn schließlich eingeholt hatte.
    Â»Aber warum denn? Ich könnte dir helfen, deine Kleidung in Ordnung zu bringen. Ich weiß, wie man zerzauste Federn wieder hinkriegt.«
    Â»Das bringt nichts«, sagte er niedergeschlagen. »So kann ich nicht tanzen. Alle würden mich auslachen. Geh einfach weg, Tally, und lass mich in Ruhe!« Der schroffe Ton in seiner Stimme nahm mir den Mut.
    Â»Du blutest immer noch«, wagte ich einen letzten Versuch.
    Â»Na und. Ich werd schon nicht dran sterben.« Damit ließ er mich stehen.
    Mir kamen die Tränen, und ich verfluchte Marlin, der dafür verantwortlich war, dass Neil Thunderhawk mir grollte. Bisher war das Gefühl, das ich für meinen Cousin hegte, eine Mischung aus Abneigung, Angst und Mitleid gewesen. Nun spürte ich in meinem Bauch einen Knoten aus Hass. Die Freude am Powwow war mir gründlich verdorben.
    Ich trocknete meine Tränen und lief

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