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Talitha Running Horse

Talitha Running Horse

Titel: Talitha Running Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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mehr da war. Dad war meilenweit von mir und meinen Sorgen entfernt, darüber täuschte auch die Nähe seiner Stimme nicht hinweg.
    Es ging ihm gut. Er arbeitete viele Stunden am Tag und sparte, soviel er konnte. Es war sonnig und warm am Pazifik, und er hatte ein paar Freunde gefunden. Indianer wie er, mit denen er seine Sehnsucht nach der Familie und dem heimatlichen Boden teilen konnte.
    Mein Vater war mir fremd geworden.
    Weihnachten kam heran, und ich freute mich darauf, denn Charlie und Nellie White Elk hatten mich eingeladen, ein paar Tage bei ihnen zu verbringen. In vielen Familien, die die indianischen Traditionen bewahrten, wurde Weihnachten gefeiert – wenn auch ohne Weihnachtsbaum. Es gab kleine Geschenke und etwas Besonderes zu essen. Ich war froh, aus meinem Kellerzimmer herauszukommen und endlich wieder eine längere Zeit mit Adena verbringen zu können.
    Am Tag vor Weihnachten machte ich das Haus sauber und buk Erdnussbutterplätzchen. Tante Charlene rührte sich nicht von ihrer Couch, und es sah so aus, als wollte sie Weihnachten ausfallen lassen. Ihre Trägheit wog schwerer als ihr neuer Glaube. Aber das war mir egal, ich würde schließlich nicht da sein. Am nächsten Vormittag wollte Charlie White Elk mich abholen und mit nach Porcupine nehmen.
    Gegen Abend hielt ein Auto vor dem Haus. Zuerst dachte ich, Marlin käme zurück, aber seine Kumpanen brachten ihn nie bis vor die Tür. Sie setzten ihn immer unten an der Straße ab.
    Auf den Stufen vor der Tür stand Leo Little Moon und brachte ein Paket von meinem Vater. Lächelnd überreichte er es mir. »Dein Dad hat es an unsere Adresse geschickt und darum gebeten, dass du es noch vor Weihnachten bekommst, Tally.«
    Ich freute mich riesig, Leo zu sehen. Und obwohl ich wusste, dass meiner Tante neben vielen anderen Lakota-Traditionen auch die Regeln der Gastfreundschaft abhanden gekommen waren, bat ich Leo herein. »Möchtest du einen Kaffee?«, fragte ich ihn.
    Â»Tee wäre mir lieber«, sagte er.
    Ich brühte uns einen Tee und machte einen Teller mit Erdnussbutterplätzchen zurecht. Leo sah mir dabei zu, und in seinem Blick lag etwas, dass ich nicht zu deuten wusste.
    Als der Tee fertig war, brachten wir alles nach unten, in mein Kellerzimmer. Leo sah sich um und sagte: »Ist doch ganz gemütlich hier.«
    Ich wusste, dass er Recht hatte. Die Wohnungssituation im Reservat war desolat, und im Winter, wenn überall das Geld für Heizmaterial fehlte, hausten oft zwei oder drei Familien in einem Haus, und mehrere Personen teilten sich Zimmer, die so groß waren wie dieses.
    Â»Für einige Zeit ist es in Ordnung«, sagte ich. »Es kommt eben nie Licht herein.«
    Â»Na ja, ich hoffe, dein Dad kommt bald zurück und holt dich hier raus.«
    Â»Ja, das hoffe ich auch.«
    Leo zeigte auf die Zeichnungen von Stormy und den anderen Pferden, die ich an die Wände gepinnt hatte. »Sind die von dir?«
    Ich nickte.
    Â»Die sind schön. Du bist ja eine richtige Künstlerin.«
    Er nahm ein Plätzchen. »Auch von dir?«
    Ich nickte noch einmal.
    Leo kaute genüsslich. »Mmm, die sind köstlich. Mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als dir einen Heiratsantrag zu machen, Talitha Running Horse. Du bist eine gute Partie, sehr vielseitig begabt.« Er lächelte.
    Röte stieg mir ins Gesicht, und ich senkte verlegen den Kopf.
    Leo wurde auf einmal ernst. »Du hast dich verändert, Tally. Bist erwachsen geworden.«
    In meinem Hals kratzte es es, als ich sagte: »Ich bin erst fünfzehn, Leo.«
    Â»Na ja, dann muss ich wohl noch warten mit dem Heiratsantrag.«
    Das klang richtig enttäuscht, und ich musste lachen.
    Ich erzählte Leo von meinem Vater und dass er jetzt Geld verdiente, von dem er uns ein Haus bauen wollte. »Vielleicht kommt er im Mai zurück«, sagte ich.
    Â»Na, das klingt doch toll. Nur noch fünf Monate. Die vergehen wie im Fluge, Tally. Glaub mir.«
    Leo Little Moon trank seinen Tee und futterte Plätzchen. Ich bekam die neuesten Geschichten und ein paar alte Witze zu hören. Seine fröhliche Art steckte mich an. Als Leo aufbrach, um nach Hause zu fahren, brachte ich ihn bis zur Tür. Im Flur zog er etwas aus der Tasche seines Parkas. »Ach, ehe ich es vergesse: Ich habe auch ein kleines Geschenk für dich.« Er übergab mir ein in Weihnachtspapier gewickeltes Päckchen. »Fröhliche

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