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Talitha Running Horse

Talitha Running Horse

Titel: Talitha Running Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Kalifornien unterwegs war. Dass er Geld verdienen wollte, damit wir uns ein Haus bauen konnten.
    Â»Dann kaufe ich dich«, flüsterte ich ihr ins Ohr. »Dann kann uns keiner mehr trennen.«
    Stormy legte den Kopf auf meine Schulter. Verstand sie, was ich ihr erzählte? Ich glaube, sie merkte, wie traurig ich war. Mit ihren weichen Lippen zupfte sie an meiner Umhängetasche mit den Zeichenutensilien. Ja, ich würde zeichnen! Wenn ich zeichnete, ging es mir besser.
    Â»Du bist ein kluges Pferd, Stormy«, sagte ich. »Deshalb habe ich dich auch ausgesucht. Oder hast du mich ausgesucht?« Ich zeichnete Stormy beim Grasen und sah den Truthahngeiern bei ihren Flugmanövern zu.
    Psitó lahmte immer noch. Dr. Morgan konnte die Ursache dafür allerdings nicht finden. Mit ihrem Bein war alles in Ordung und auch der Huf war okay. Ich bürstete die Stute, weil sie das mochte.
    Am Abend belegte ich ein paar Sandwiches für Tante Charlene und mich und machte den Abwasch. Marlin hörte ich erst zurückkommen, als ich schon im Bett lag, und ich fragte mich, wo er sich wieder den ganzen Tag herumgetrieben hatte.
    Einige Tage später rief Dad mich aus San Francisco an. Er erzählte, dass er ein Zimmer bei einem netten alten Mann gefunden hatte, der allein lebte, und dass er nun auf der Suche nach Arbeit war.
    Â»Hier gibt es eine Menge schnelle Autos«, sagte er. »Und über der ganzen Stadt liegt der Geruch nach Seetang und Fisch.«
    Â»Warst du am Meer?«, fragte ich.
    Â»Ja. Ich wünschte, du könntest es sehen.«
    Ich seufzte. Das wünschte ich auch.
    Â»Ist alles in Ordnung Tally? Geht es dir gut?«
    Â»Ja, Dad. Alles bestens. Es geht mir gut.«

18. Kapitel
    Nun, da mein Vater nicht mehr da war, um seine Hand schützend über mich zu halten, war ich Tante Charlenes Launen ausgeliefert wie ein einzelner Baum dem Wind in der offenen Prärie. Meine Tante hasste ihr Leben, sie war unzufrieden mit allem, und deshalb hatte sie auch kein Mitleid mit anderen.
    Die Tage wurden kürzer, die Luft kühler. Es regnete viel, und Marlin war wieder öfter zu Hause. Als ich zum ersten Mal merkte, dass jemand in meinem Zimmer gewesen war und in meinen Sachen gestöbert hatte, beschwerte ich mich bei Tante Charlene.
    Â»Marlin schnüffelt in meinen Sachen herum«, sagte ich wütend.
    Â»Warum schließt du nicht ab?«
    Â»Das tue ich. Er muss einen Schlüssel haben.«
    Meine Tante zuckte die Achseln. Es würde Marlin wenig interessieren, wenn sie ihm Vorhaltungen machte. Er hatte schon lange keine Angst mehr vor Strafe.
    Einmal hörte ich, wie sie ihn bat, nicht im Haus zu rauchen. »Alles stinkt, und ich bekomme keine Luft. Ich möchte nicht, dass du im Haus rauchst.«
    Â»Und?«, meinte er verächtlich. »Was willst du dagegen tun?«
    Tante Charlene konnte nichts dagegen tun. Genauso wenig, wie ich etwas dagegen tun konnte, dass Marlin in meinem Zimmer herumwühlte oder die Toilette im Keller benutzte.
    In solchen Momenten hasste ich ihn.
    Als Dad das nächste Mal anrief, hatte er einen guten Job als Zimmermann bei einer Baufirma gefunden und schickte Tante Charlene von nun an regelmäßig Geld, wovon mir ein Teil als Taschengeld zustand – für Kleidung und Schulsachen und kleine Wünsche.
    Der November neigte sich dem Ende zu und kalte Winde aus dem Norden hatten die warme Herbstluft weggefegt. Es waren graue Tage, und ohne meinen Vater erschienen sie mir noch dunkler und trüber als sonst zu dieser Jahreszeit.
    Die Alten im Reservat waren besorgt, denn es gab Anzeichen, dass ein besonders harter Winter bevorstand. Ich würde nicht frieren und auch nicht hungern im Haus meiner Tante – aber um die Pferde machte ich mir Sorgen.
    Ich half Neil jetzt jeden Abend beim Füttern der Tiere. Wir trafen uns an der Scheune und warfen den Pferden Heuballen in die Futterkrippe. Sie tauchten sofort ihre Köpfe hinein und ließen ihre zufriedenen Kaugeräusche hören. Für Taté und Grey hielt Neil eine besondere Futtermischung in einem Futtersack bereit.
    Â»Warum bekommen sie extra Futter?«, fragte ich. »Weil sie Männer sind?«
    Er lachte kopfschüttelnd. »Nein. Weil mein Vater und ich mit Grey und Taté im Dezember am Big-Foot-Ritt teilnehmen werden. Sie müssen knapp 200 Meilen bei eisiger Kälte durchhalten, und damit sie etwas auf den Rippen haben, wenn es losgeht, bekommen sie

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