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Talitha Running Horse

Talitha Running Horse

Titel: Talitha Running Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Weihnachten, Tally.«
    Â»Danke Leo«, sagte ich überrascht. »Aber ich habe gar nichts für dich.«
    Â»Oh«, meinte er. »Deine Erdnussbutterplätzchen sind die besten, die ich je gegessen habe. Aber eine Umarmung würde ich auch nicht abschlagen.«
    Ich umarmte ihn und spürte seine Lippen an meiner Stirn.
    Â»Danke Leo, dass du gekommen bist«, sagte ich. »Das war eine richtig schöne Überraschung.«
    Â»Ich habe mich auch gefreut, dich zu sehen.« Er öffnete die Tür und vor uns stand Marlin.
    Mein Cousin war so überrascht, Leo Little Moon vor sich zu haben, dass er ihn mit offenem Mund anstarrte. Marlin fror, dass sah ich an seinen roten Ohren. Sein Atem, der uns entgegenschlug, roch nach Alkohol.
    Â»Hallo Marlin«, sagte Leo ziemlich locker.
    Aber Marlin ging an ihm vorbei ins Haus, ohne ihn oder mich zu grüßen.
    Leo zuckte die Achseln. »Lass dich von seinem Gehabe nicht beeindrucken.«
    Â»Das versuche ich schon seit Jahren«, sagte ich und mühte mich um ein Lächeln.
    Er stieg in seinen Jeep, und ich rieb mir fröstelnd die Arme. Es war bitterkalt, und mein Atem wurde zu einer weißen Wolke in der Dunkelheit. Ich winkte Leo, als er davonfuhr.
    Leo Little Moons Geschenk war ein Eau de Toilette, das nach Maiglöckchen duftete. Im Paket meines Vaters fand ich eine Ananas, mehrere Tafeln Schokolade und vier in Weihnachtspapier gewickelte Päckchen, von denen zwei für mich waren und jeweils eins für Marlin und Tante Charlene. Den übrig gebliebenen Platz im Karton hatte Dad mit Nüssen verschiedener Sorten aufgefüllt.
    Ich packte meine beiden Päckchen gleich aus, weil ich es nicht erwarten konnte. In einem waren zwei T-Shirts, eins mit einem stilisierten Orca darauf, und das andere zierte ein Bild der Navajo-Rockgruppe Blackfire, die ich so gerne hörte. Im zweiten Paket waren drei Bücher, die Dad für mich ausgesucht hatte. Damit waren einige lange Winterabende im Kellerzimmer gerettet.
    Am nächsten Vormittag kam Charlie White Elk und holte mich nach Porcupine. Fern von Marlin und Charlene ging es mir so richtig gut. Adena und ich halfen Nellie ab und zu in der Küche, aber die Pflichten hielten sich in Grenzen. Wir hatten den ganzen Tag Zeit, um über Dinge zu reden, die uns beschäftigten.
    Auch in der Nacht. Ich schlief mit in Adenas Bett, und in den dunklen Stunden vertrauten wir einander an, was wir bei Tageslicht nicht auszusprechen wagten. Das meiste davon hatte mit unserem Körper zu tun und der Grenze, die wir längst überschritten hatten.
    Als Adena erfuhr, dass ich nun auch meine Regelblutung hatte, fühlte sie sich verpflichtet mich darauf hinzuweisen, was ich von nun an zu beachten hatte.
    Â»Du darfst nie über eine Person hinwegtreten, die am Boden sitzt oder liegt«, sagte sie, »das würde dir sonst als Respektlosigkeit ausgelegt werden. Auch über Kleidungsstücke oder Schuhe einer anderen Person darfst du nicht hinwegsteigen.«
    Ich musste lachen, aber Adena stieß mir ihren Ellenbogen in die Seite. »Das ist nicht witzig, Tally. Du darfst jetzt deine Haare, die sich auf der Bürste sammeln, nicht mehr in den Mülleimer schmeißen, das wäre sonst ein Zeichen von mangelnder Selbstachtung.«
    Â»Was mache ich denn damit?«, fragte ich neugierig und konnte ein Kichern kaum verbergen.
    Â»Du musst sie verbrennen.«
    Â»Auch das noch«, sagte ich.
    Nun lachte Adena.
    Im Flüsterton erzählten wir von unseren beunruhigenden Wünschen, die auf einmal da waren und die mit jenen jungen Männern zu tun hatten, denen unser Herz gehörte.
    In meinem Fall war es immer noch Neil Thunderhawk, auch wenn Leo Little Moon jetzt wieder öfter meine Gedanken beschäftigte. Adena hatte sich in einen Jungen verliebt, der Silas Bell hieß. Er ging in ihre Klasse, war aber schon sechzehn. Silas mochte Adena auch.
    Â»Willst du mir damit sagen, dass Silas Bell seine Zunge in deinen Mund stecken darf?«, fragte ich und unterdrückte ein Kichern.
    Â»Das darf er«, sagte Adena. »Und du wirst es nicht glauben, aber er kann es viel besser als Randee!«
    Es war eine herrliche Zeit, die fünf Tage gingen viel zu schnell vorbei. Die Heimkehr war ernüchternd. Tante Charlene lag reglos auf der Couch. Fünf Tage lang hatte sich niemand um den Haushalt gekümmert, und es sah so aus, als ob es fünf Wochen gewesen wären. Aus

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