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Talk Talk

Talk Talk

Titel: Talk Talk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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an, was es dir eingebracht hat, was es uns eingebracht hat: Unser Kredit ist im Eimer, wir sind quer durch das ganze Land gefahren, wir haben kein Geld und keinen Job, und jetzt noch die Sache mit deinem Wagen.«
    »Aber wir fahren dort vorbei. Oder wir parken um die Ecke und gehen am Haus vorbei, für den Fall, daß er sich an meinen Wagen erinnert« – Bridger sagte etwas, aber sie sah nicht genau hin –, »wir gehen bloß dort vorbei, mehr nicht. Und wenn wir ihn oder seinen Wagen sehen – der Wagen wäre ein wichtiger Hinweis –, rufen wir die Polizei.«
    »Ja«, sagte er, »auf jeden Fall. Die waren ja immer sehr freundlich und verständnisvoll, nicht?«
    Unwillkürlich stieg wieder der scharfkantige Ärger in ihr auf. Sie bemühte sich, ihre Stimme zu beherrschen, einzuatmen, auszuatmen. »Ich gebe nicht auf«, sagte sie und hatte keine Ahnung, wie sie sich anhörte. »Nicht jetzt. Nicht, wenn wir so nah dran sind.«
    Er brauchte eine Weile, um das zu verarbeiten. Er wandte den Kopf zum Fluß und zu der zerklüfteten Kette der Palisades, und als er sie wieder ansah, war sein Blick fest und hart. »Aber mehr auch nicht«, sagte er. »Wir gehen nur dort vorbei.«
    Es war Viertel nach elf, als sie in Peterskill ankamen, und die Temperatur lag bereits bei vierzig Grad oder knapp darunter. Bridger wollte zu Fuß zur Werkstatt gehen. »Es ist nur etwas über einen Kilometer«, sagte er, doch sie erwiderte: »Nein, es sind mehr als drei Kilometer.« Der Bahnhof stand direkt am Fluß, aber es wehte keine kühlende Brise, und das reflektierte Licht der Sonne schien ihnen ins Gesicht. Wagen fuhren auf den Parkplatz oder bogen auf die Straße ein. Sie bewegten sich mit Bedacht, und ihre Windschutzscheiben waren wie mit Sonnenlicht glasiert. Einige Leute schlurften an Bridger und Dana vorbei, mit hängenden Schultern, niedergedrückt von der Last der Hitze, der Koffer, die sie hinter sich herzogen, und der elastischen Kinder, die an ihren Armen zerrten. Und um alles noch schlimmer zu machen, lag irgendwo am Flußufer etwas Totes, Verwesendes, und dieser Gestank vermischte sich mit dem durchdringenden Geruch nach Bratfett, der aus dem Café neben dem Bahnhof drang. Einen langen Augenblick standen die beiden da und starrten einander an. Schließlich sagte Dana: »Wir nehmen ein Taxi. Keine Diskussionen.« Und sie konnte nicht widerstehen, eine kleine Spitze hinzuzusetzen. »Immerhin ist es ja mein Geld.«
    In der Werkstatt bewegten sich alle in Zeitlupe, von den Mechanikern über den Meister, der mit Dana die Rechnung durchging, bis hin zur Sekretärin, die die Daten in den Computer eingab, das Blatt ausdruckte und anschließend hier, hier und hier unterschreiben ließ. Dana und Bridger nahmen den Wagen, der am Morgen aus der Karosseriewerkstatt gekommen war, ausgiebig in Augenschein. Sie wunderte sich über die leichten Riffel im Lack, die nur bei einer bestimmten Beleuchtung und aus einem bestimmten Blickwinkel zu sehen waren, doch der Meister versicherte ihr, es habe alles seine Richtigkeit, und holte sogar einen unbenutzten Lappen aus einer hochwertigen Baumwoll-Mikrofaser-Mischung, um die entsprechende Stelle zu polieren. »Sehen Sie?« sagte er dann. »Was hab ich Ihnen gesagt?« Sie sah seinen Mund und sein Gesicht und verstand, was er sagte, doch der Lack sah noch genauso aus wie zuvor: Die Riffel waren noch immer da. Aber es war heiß. Mörderisch heiß. Sie sagte nichts.
    Bridger ermahnte sie immer wieder, sie solle sich davon überzeugen, daß mit der Hinterachse alles in Ordnung war, und sie stellte den Wählhebel der Automatik auf R und setzte ein paar Meter zurück, wobei sie um ein Haar den einst weißen Hund überfuhr, der komatös im Schatten der Mauer lag. Und dann waren sie wieder auf der Straße. Sie fühlte sich befreit. Sie hatte ihren Wagen. Sie war mobil. Sie konnte fahren, wohin sie wollte: an der Küste entlang nach Maine oder quer durch das Land nach San Roque, vielleicht sogar nach Gallaudet, um Bridger die Universität zu zeigen, an der sie neun Jahre ihres Lebens verbracht hatte. Oder zu der Straße, wo der Möbelwagen war oder vielmehr gewesen war – der Straße, wo Peck Wilson wohnte.
    Bridger stieß sie an. »Wie fühlt er sich an?«
    »Gut.« Es war ein Wagen – wie sollte er sich schon anfühlen? Er trug sie über Unebenheiten und durch Schlaglöcher, reagierte auf die Bewegungen ihrer Hände am Lenkrad und brachte sie, wohin sie wollte.
    »Er zieht nicht nach einer Seite,

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