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Talk Talk

Talk Talk

Titel: Talk Talk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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»aber ich muß meine Mutter anrufen. Nur damit sie Bescheid weiß.«
    Terri zog die Augenbrauen hoch, und sogleich war ihr Gesicht erfüllt von der Mimik einer Gehörlosen. »Soll ich für dich dolmetschen, oder willst du schreiben?«
    »Du brauchst mir nur zu sagen, wann sie abnimmt, das wäre gut – ich kann sprechen, und sie kann schreiben. Das ist sowieso besser – ich möchte dir das nicht antun. Du weißt ja, wie Mütter sind, und meine Mutter ist hundertmal schlimmer als andere.«
    Ihre Mutter meldete sich nach dem ersten Läuten. »Hallo, Mom«, sagte Dana ins Leere.
    Wo bist du? Ich hab mir Sorgen gemacht.
    »In Peterskill. Immer noch. Und keine Sorge, der Wagen läuft prima, wir mußten nur über Nacht bleiben, weil« – sie hielt kurz inne, denn sie spürte die Emotionen in sich aufsteigen –, »weil Bridger, ich meine, weil Peck Wilson... Peck Wilson hat ihn zusammengeschlagen, und jetzt liegt er im Krankenhaus.«
    Im Krankenhaus?
    »Es ist nichts Gefährliches. Der Kehlkopf. Er hat einen Tritt gegen den Kehlkopf gekriegt.«
    Einen Augenblick lang geschah gar nichts, und dann liefen die Buchstaben über den kleinen LCD -Bildschirm: Habe ich es dir nicht gesagt? Du bist immer –
    »Es geht ihm gut. Es ist alles in Ordnung. Wir fahren gleich zum Krankenhaus. Die haben gesagt, daß sie ihn heute nachmittag entlassen, also werden wir uns wohl heute abend sehen.«
    Wer ist wir?
    »Ich und Terri. Sie ist die amtliche Gebärdendolmetscherin.«
    Haben sie ihn geschnappt?
    Wieder ein Zögern. Als wäre sie es gewesen, die einen Tritt gegen den Kehlkopf bekommen hatte. »Nein. Er... er ist entwischt.«
    Ich komme sofort.
    »Nein, nein, das ist nicht nötig. Ich kriege das schon hin, keine Sorge.«
    Welches Krankenhaus?
    Dana hielt eine kleine Rede über Selbständigkeit. Ihre Mutter habe ihr immer Selbständigkeit gepredigt, behandele sie jetzt aber wie ein kleines Kind. Sie sei inzwischen dreiunddreißig und komme ganz gut allein zurecht. Jeder könne einem solchen Dieb zum Opfer fallen, und das Ganze habe nichts mit ihrer Andersartigkeit oder ihren Fähigkeiten oder der Art, wie sie ihre Finanzen regele oder ihre Zukunft plane, zu tun. »Hör zu, Mom«, sagte sie, »ich wiederhole es jetzt noch mal, damit du es verstehst: Ich will nicht, daß du kommst. Okay?«
    Welches Krankenhaus?
    Das erste, was sie sah, als sie mit Terri in das Zimmer trat, waren die Blumen. Es war ein Dschungel aus Blumen, aus Dahlien, Tulpen, Lilien, Gladiolen, Rosen, aus so vielen Blumen, daß es war, als hätten sie im Korridor die falsche Tür erwischt und wären wieder im Freien gelandet. Das nächste war die drahtige, geschmeidige Gestalt einer Frau, die mit herausforderndem Blick aus dieser floralen Ausschweifung auftauchte, und dann sah Dana das Bett, die Monitore, die Infusionsständer und schließlich Bridger, der klein und schmal auf der weißen Weite des Lakens lag. Um seinen Hals war ein noch weißerer Verband, Lagen aus jungfräulichem Mull, die bis zum Kinn reichten, so daß sein Kopf vom Rest des Körpers getrennt schien. Sein rechtes Auge war zugeschwollen – sie mußte nach Luft schnappen, als sie näher trat –, die ganze rechte Seite seines Gesichts war verletzt: Eine dunkle, gefurchte Schorfwolke ballte sich über einer gelblich verfärbten Prellung. Sie war bestürzt. Er war verletzt, schlimm verletzt, und würde nicht so bald entlassen werden.
    Die Frau – seine Mutter, sie wußte, daß es seine Mutter war, noch bevor sie sie angesehen und die Ähnlichkeiten entdeckt hatte, die Nase, die Augen, die flachen Wangenknochen, die blasse Farbe und die runde Form des Gesichts – wollte ihr in den Weg treten, ihr Recht bezweifeln und das eigene geltend machen, doch Dana schob sich an ihr vorbei und ging zu ihm. Ihre Hand fand die seine, und sie drückte vorsichtig ihre Lippen an sein schönes, verletztes Gesicht. »O Gott«, sagte sie, »o Gott, es tut mir so leid«, und da waren die Tränen und brannten salzig, während hinter ihr irgend etwas geschah, Bewegungen am Rand ihres Blickfelds, irgendwelche Gesten: Seine Mutter und Terri Alfano, Danas Überbringerin, absolvierten das Begrüßungsritual. Sie hob den Kopf, um ihm ins Auge zu sehen, in das gesunde Auge, das offen und klar war. »Alles in Ordnung?« fragte sie von irgendwo tief innen, und die Worte hörten sich falsch an, sie griffen nicht weit genug und waren im falschen Register, aber das war ihr egal.
    Erst da, erst als er die rechte Hand hob, um zu

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