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Talk Talk

Talk Talk

Titel: Talk Talk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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wollt ihr hier? Und Bridger... Die Krise war offenbar vorüber, und er sah sie an. Unter der Maske, die Peck Wilson ihm aufgesetzt hatte, war sein Gesicht so gerötet, daß sich jedes einzelne Haar davon abhob. Er hatte gehustet. Gehustet oder gewürgt. Der Besitzer der Füße hatte es gehört, Terri und seine Mutter und jeder, der an der Tür vorbeigegangen war, hatten es gehört, nur Dana nicht. Weil der Vorhang geschlossen gewesen war.
    »Geht es ihm besser?« fragte sie jetzt, stand auf und machte einen Schritt in Richtung Bett. Die Schwester musterte sie mit einem seltsamen Blick, zog den Kopf ein und verließ mit hurtigen, gummigepolsterten Schritten das Zimmer. Bridgers Mutter trug ihr Gesicht, als wöge es eine halbe Tonne, als wäre es aus Beton gemeißelt. Sie machte einen ganz kleinen, vielleicht unbewußten Schritt zur Seite und schob sich zwischen Dana und ihren Sohn. Ihr Mund bewegte sich. »Was? Was hat sie gesagt?«
    Sie stellte eine Frage, aber sie richtete sie nicht an Dana. Sie sah Dana nicht einmal an. Sie sah Terri an.
    Terri sagte etwas, und Bridgers Mutter antwortete etwas. Bridger war rot und erhitzt. Seine Hände regten sich nicht, das Auge starrte.
    Sie spürte Terris Hand auf ihrem Arm und wandte sich zu ihr. »Mrs. Martin sagt, er hat Atemschwierigkeiten«, sagte Terri. »Die Ärzte glauben, daß es eine vorübergehende Operationsfolge ist, aber vielleicht ist auch eine Naht gerissen, und in diesem Fall müßten sie ihn wieder intubieren« – sie buchstabierte das Wort mit den Fingern. »Wahrscheinlich aber nicht. Es ist eigentlich nichts Ungewöhnliches –«
    »Sagen Sie ihr«, unterbrach Bridgers Mutter sie und schwenkte die Arme, als wollte sie ein Taxi anhalten, »daß sie noch ein paar Untersuchungen vornehmen werden und daß er mindestens noch eine Nacht hierbleiben wird.«
    Dana streckte die Hand nach dem Arm der Frau aus, eine simple Geste, um sie, und sei es nur für einen Augenblick, zu berühren und ihr zu sagen, daß sie sie verstehen konnte, daß sie direkt zu ihr sprechen konnte, daß sie beide denselben Kampf, dieselbe Hoffnung, dieselbe Liebe teilten, doch Bridgers Mutter schüttelte sie ab und bedachte sie mit einem Blick, den sie nur zu gut kannte. Dana sah, wie ihre hellblauen Augen, Bridgers Augen, sich wieder auf Terri richteten: »Sagen Sie ihr, daß er jetzt Ruhe braucht.« Dana verstand jedes Wort.
    Und Bridger? Seine Hand war reglos, er rührte nicht mal einen Finger.
    Sie waren draußen, auf belebten Straßen, spürten die Hitze im Gesicht und sahen die übertrieben grünen Bäume, die über ihnen ein Dach bildeten, die gräßlichen, niederdrückenden Bäume, die denunzierenden Büsche, die schreienden Rasenflächen, und Dana war wieder umfangen von ihrem Alptraum, wieder tat ihr alles weh. Da war die Kreuzung, die erste... »Nein«, sagte sie zu Terri und deutete, »hier rechts. Ja, genau, und dann am Ende des Blocks links.« Der Bürgersteig zog vorbei, und die am Straßenrand geparkten Wagen präsentierten sich einer nach dem anderen, bis sie schließlich ihren Jetta sah, genau da, wo sie ihn abgestellt hatte, die Vorderräder zum Bordstein gedreht, die Windschutzscheibe schwarz vom Schatten der Bäume.

DREI
    Er war jetzt in Fahrt, Vollgas, jeder Rest von Coolness zum Auspuff rausgeblasen, seit er dem Idioten in der Bar eine verpaßt hatte, und er hätte ebensogut einen von diesen Riesenballons steigen lassen können, die über den Parkplätzen von Gebrauchtwagenhändlern standen, mit einem großen Pfeil, der auf die Zielscheibe an seinem Hinterkopf zeigte. Noch ein Fehler an einem Tag voller Fehler. Aber er hatte keine andere Wahl gehabt, es sei denn, den Schwanz einzuziehen, und er zog nie den Schwanz ein, ganz gleich, was es ihn kostete. Und er war wütend, das mußte er zugeben. Wütend auf sich selbst, auf Natalia, auf Bridger Martin und Dana Halter und den ganzen traurigen, gespenstischen Zirkus, in den er sich irgendwie hatte hineinziehen lassen. Er hatte den Typ unten angegriffen, am Knie, weil diese großen Klötze mit den Schwabbeltitten und den Bowlingkugelköpfen immer topplastig und leicht zu Fall zu bringen waren. Das Problem war nur, daß der Typ gerade einen Schwinger hatte landen wollen, und im Fallen hatte seine Faust mit dem Sortiment Bikerringe – silbernes Hakenkreuz, Totenkopf und so weiter – Pecks Gesicht gestreift, und jetzt war da Blut.
    Mit gesenktem Kopf und zielstrebigen Schritten überquerte er in der Mitte des Blocks die

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