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Talk Talk

Talk Talk

Titel: Talk Talk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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sich sowohl Text- als auch Audionachrichten senden und empfangen ließen. Bridger drückte den Knopf, und der Apparat hörte auf zu blinken, doch auf dem Display erschien keine Textnachricht; vielmehr ertönte aus dem Lautsprecher eine hohe, fragend winselnde Stimme: »Dana Halter? Hier ist John J.J. Simmonds von der Rechnungsabteilung bei T-M . Ich rufe wegen Ihrer offenen Rechnung an.«
    » Wer? « fragte Bridger.
    »Falls Sie in finanziellen Schwierigkeiten stecken, können wir sicher zu einer Vereinbarung kommen, die beiden Seiten hilft. Aber Sie wissen natürlich, daß Sie laut Vertrag verpflichtet sind, die monatlich anfallenden Gebühren zu bezahlen –«
    »Moment, Moment, Moment«, sagte Bridger. »Von was für einem Vertrag reden Sie da?« Er sah zu Dana; sie las stirnrunzelnd, den Stift an die Lippen gelegt.
    »Kommen Sie mir nicht dumm.«
    »Ich komme Ihnen nicht... Wir, ich meine, sie hat –«
    »Säumige Schuldner mögen wir nämlich gar nicht. Ich bin sicher, das werden Sie verstehen.«
    »Ja, das verstehe ich, aber –«
    »Gut, dann sind wir uns darin ja schon mal einig.« Die Stimme sprang ihn an: »Ich werde Ihnen was sagen: Entweder Sie schicken bis morgen nachmittag um fünf einen beglaubigten Kassenscheck über achthundertzweiundzwanzig Dollar und sechzehn Cents an eines unserer Büros, oder wir stellen unsere Dienste ein und leiten gerichtliche Schritte gegen Sie ein. Und glauben Sie mir: Das ist keine leere Drohung.«
    Bridger spürte Ärger in sich aufsteigen. »Jetzt warten Sie doch mal einen Moment! Von was für einem Vertrag reden wir hier eigentlich, können Sie mir das mal sagen, bitte ?«
    »Von einem Handyvertrag mit T-M Cellular.«
    »Aber sie hat... Wir haben keinen Vertrag mit T-M . Wir haben beide Verträge mit Cingular.«
    »Erzählen Sie keinen Mist. Ich habe die fälligen Rechnungen vor mir. Haben Sie mich verstanden? Achthundertzweiundzwanzig Dollar und sechzehn Cents. Per FedEx. Bis morgen, fünf Uhr. Und ich versichere Ihnen, das ist kein Spiel.«
    »Okay, okay.« Er sah zu Dana. Sie runzelte konzentriert die Stirn, und der Rotstift tanzte über das Papier. Sie ahnte nichts. Im Fernseher war das Ungeheuer wieder da, die Kamera wackelte, und überall war Blut. »Hören Sie, es handelt sich vermutlich um einen Irrtum. Sie ist das Opfer eines Identitätsdiebstahls geworden, und wenn Sie uns die Rechnungen schicken, können wir alles klären.«
    »Mit wem spreche ich?«
    »Ich bin ihr Freund.«
    »Ihr Freund? Soll das heißen, Sie sind nicht Dana Halter? Warum haben Sie das dann behauptet?«
    »Das habe ich doch gar nicht.«
    »Lassen Sie mich sofort mit ihr sprechen! Auf der Stelle! Meinen Sie, das hier ist ein Witz? Halten Sie mich für einen Clown? Lassen Sie mich mit ihr sprechen, oder ich kriege Sie auch dran, wegen... wegen Behinderung !«
    »Das geht nicht.«
    »Was soll das heißen: ›Das geht nicht‹?«
    »Sie ist taub.«
    Kurzes Schweigen. Dann war die Stimme wieder da, härter, lauter, eine theatralische Mischung aus Empörung und aufgeblasener Scheinheiligkeit. »Ich dachte, ich hätte schon alles gehört, aber Sie haben Nerven, das muß man Ihnen lassen. Glauben Sie, ich bin blöd? Hier geht es um Betrug. Das ist ein Verbrechen, und wir werden gerichtliche Schritte –«
    »Halt, halt, halt« – in Bridgers Kopf nahm eine Idee Gestalt an –, »könnten Sie mir sagen, wie die Nummer auf der Rechnung lautet? Ich meine die Telefonnummer?«
    Die Stimme triefte vor Verachtung. »Sie kennen Ihre eigene Telefonnummer nicht?«
    »Geben Sie sie mir einfach.«
    Mit einem tiefen, weltmüden Seufzer der Verärgerung: »Vier-eins-fünf...«
    Sobald der Mann die letzte Ziffer genannt hatte, rief Bridger in den Hörer: »Der Scheck ist unterwegs!« und zog den Stecker des Telefons heraus. Sein Herz klopfte angesichts der Kühnheit dessen, was er vorhatte – ja, er hatte Nerven. Er sah über die Schulter, um sich davon zu überzeugen, daß Dana nach wie vor am Schreibtisch saß, sich nach wie vor mit Rotstift und kritischem Stirnrunzeln über die Hausarbeiten beugte, zog sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer. Das vibrierende Summen zeigte an, daß die Verbindung hergestellt wurde, daß der Satellit sich, von der Sonne beschienen, im Weltall drehte. Dann ein Klicken und die Stimme eines Mannes: »Hallo?«

ZWEITER TEIL

EINS
    »Hallo? Dana?«
    Über die Lautsprecher wurde ein Sonderangebot verkündet – Liebe Smart-Mart-Kunden, in unserer Hausgeräteabteilung finden

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