Talk Talk
Daten heraus und gab ihm Namen und Adresse des Teilnehmers. Für fünfundzwanzig Dollar bekam er von einem Internet-Informationshändler die Kopfeinträge des Kreditberichts: Name, Adresse, Sozialversicherungsnummer, Geburtsdatum. Auf dem Briefpapier einer seiner Scheinfirmen – Marin Immobilien – faxte er Anfragen an alle drei Kreditberichtagenturen, in denen er schrieb, Bridger Thomas Martin, wohnhaft in Manzanita Road 196, San Roque, wolle einen Mietvertrag abschließen, und er brauche eine Kopie des Kreditberichts. Ein bißchen Recherche, das war alles. Nur zur Sicherheit.
Seit er im Smart-Mart diesen Anruf bekommen hatte, war er tätig gewesen, sehr tätig, aber es war ja nicht so, daß er es nicht hatte kommen sehen. Die Maklerin, von der er das Haus gekauft hatte, würde sich um den Verkauf kümmern, und auch wenn sie Peck dabei um ein paar tausend Dollar betrügen würde, machte das gar nichts, denn in New York war bereits ein Konto eingerichtet, über das die Transaktion abgewickelt werden würde. Und das Haus würde schnell verkauft sein: Ein Luxusobjekt in erstklassiger Lage direkt am Wasser – da würden die Leute Schlange stehen. Die größte Schwierigkeit war Natalia. Die Maklerin würde den Interessenten das Haus erst zeigen, wenn sie ausgezogen wären, und Peck war bereit, einfach auszuziehen und alles zurückzulassen, den Tisch, die Lampe, die Schlafzimmereinrichtung und alles andere, aber Natalia würde ein Riesentheater veranstalten, das wußte er. Und das war es, was ihn wütend machte. Der Gedanke daran. Der Gedanke daran, sie zu verlieren. Und warum? Wegen Bridger Martin?
Eine Woche, mehr brauchte er nicht. Bis dahin hatte er die Berichte und die neuen Kreditkarten. Zwar war Bridger Thomas Martin, wer immer er sein mochte, nicht gerade Millionär und sein Kreditrahmen nicht ideal, aber das machte nichts – Peck hatte jede Menge Karten. Kreditkarten waren eine Kleinigkeit. Nein, mit diesem Clown hatte er etwas anderes vor, etwas ganz anderes. Eine Woche. Eine Woche, um alles klarzumachen, und dann nichts wie weg. Er sah es bereits vor sich: den neuen Wagen – heute nachmittag, auf dem Rückweg vom Fitneßstudio, würde er sich einen Mercedes ansehen – mit viel Platz auf dem Rücksitz für Madison und ihr Spielzeug, ihre Decken und Kissen, und er und Natalia auf den Vordersitzen, stilvoll. Sie würden anhalten, wo sie wollten, alles erster Klasse natürlich, ein hübscher kleiner Urlaub, und außerdem bildend für die Kleine. Sie würden sich das Land ansehen. Die Sehenswürdigkeiten. Pike’s Peak. Die Großen Seen. Gettysburg. Und Vegas, auf jeden Fall Vegas. Dagegen würde Natalia wohl kaum etwas einwenden.
Als er hatte, was er wollte, schaltete er den Computer aus, ging in die Küche und machte sich ein Sandwich. Er stand lange an der Theke, kaute mechanisch und musterte die mexikanischen Kacheln, die Tontöpfe und Körbe und den ganzen Kram, den Natalia gekauft hatte, um der Wohnung ein bißchen Charme zu verleihen, den neuen Mikrowellenherd, die Navajoteppiche. Das Licht rieselte durch die Fenster und stieg an den Wänden empor. Es war ein exklusives Licht, es war das Sonnenlicht, das flüssig, flirrend von der Shelter Bay reflektiert wurde, und es gab Tage, da saß er, ein Cocktailglas in der Hand, stundenlang da und sah dem Licht zu, das sich bewegte und veränderte wie ein Bildschirmschoner. Es würde ihm fehlen. Auch der Nebel würde ihm fehlen, die Art, wie er die ganze sichtbare Welt einhüllte, als wäre es schwebender Schnee, und fortwährend in Bewegung war. Die Wut, die er zuvor gespürt hatte, war jetzt verschwunden – wenn er überhaupt etwas empfand, dann Erschöpfung.
Aber er würde ihr nicht nachgeben. Schließlich hatte er einiges zu erledigen. Er spülte den Teller ab, stellte ihn in die Geschirrspülmaschine und holte die Sporttasche aus dem Schrank. Vom Training bekam er immer einen klaren Kopf: Endorphine wurden ausgeschüttet, die regelmäßigen Bewegungen an der Kraftmaschine waren wie eine Art Zen, beinahe unbewußt, zählen und nochmals zählen, und seine Atemzüge waren tief und regelmäßig. Wenn es gut lief, wenn er seinen Rhythmus fand, fühlte er sich fast, als wäre er mit der Bank verwachsen – nein, als wäre er die Bank, als hätte er nicht mehr Bewußtsein als ein Stück Stahl. Nach dem Training würde er sich den Wagen ansehen, und dann mußte er noch zum Markt. Heute abend sollte es Cordon bleu geben, und er brauchte die Kalbsschnitzel, den
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