Talk Talk
Prosciutto und den Emmentaler, den er gern verwendete (das Fleisch klopfen, mit zwei hauchdünnen Schinkenscheiben und zwei Käsescheiben belegen, je zwei Schnitzel aufeinanderlegen und mit Zahnstochern fixieren, panieren und bei großer Hitze backen), und er überlegte, ob er dazu vielleicht Gnocchi mit einer weißen Sauce und sautierte Baby-Zucchini machen sollte. Außerdem würde er noch zwei Flaschen von dem Orvieto kaufen, den Natalia so gern mochte, und wenn er in Stimmung war und genug Zeit hatte, würde es als Dessert ein paar Mandeltörtchen geben. Das würde ihr gefallen. Und für die Kleine ein bißchen Eis.
Er ging, die Sporttasche in der Hand, zur Tür und sah sich nicht um.
Für das Geld, das ihn der Anwalt kostete, hätte er einen Monat im besten Hotel von Manhattan verbringen können, mit allem Drum und Dran – Zimmerservice, Theaterkarten, Drinks an der Bar –, aber der Typ trieb einen Psychiater auf, der vor Gericht aussagte, Pecks Angriff auf Stuart Yan sowie den Wagen seiner Frau und den nicht ganz unschuldigen Zeugen sei eine Verirrung gewesen, die Folge eines kurzen Aussetzers, und die Behauptung, er stelle eine Gefahr für die Allgemeinheit dar, sei geradezu lächerlich, denn Gefahr gehe von ihm nun ganz und gar nicht aus. Der Anwalt sprach von mildernden Umständen: Der Angeklagte habe lediglich versucht, seine Familie vor diesem Eindringling, diesem Fremden zu beschützen, den er, zu Recht oder zu Unrecht, als eine Bedrohung für seine Frau und sein Kind betrachtet habe, und da habe er im Eifer des Gefechts überreagiert. Er erkenne seine Schuld an. Er sei reuig und bereit zur Wiedergutmachung. Außerdem habe er keinerlei Vorstrafen und sei Besitzer eines kleinen, erfolgreichen Unternehmens. Eine Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe werde die Gesellschaft seiner Dienste berauben und mindestens sieben Leute arbeitslos machen. Doch der Staatsanwalt konterte sofort und behauptete, es handele sich hier um versuchten Mord, mindestens aber um Angriff mit einer tödlichen Waffe, der zu gravierenden Verletzungen geführt habe, denn immerhin habe der Angeklagte einen schwarzen Gürtel in Karate, und ihm sei durchaus bewußt gewesen, was er tat, als er Mr. Yan angegriffen habe, der übrigens infolge der heftigen Gewalteinwirkung auf seinen Kehlkopf bis auf weiteres die Stimme verloren habe und möglicherweise nie mehr werde sprechen können.
Peck mußte dasitzen und sich das alles anhören. Er kochte innerlich. Unter anderen Umständen – auf der Straße, in einer Bar, irgendwo – hätte er diesen Kerl auseinandergenommen. Niemals hatte er jemanden so sehr gehaßt wie diesen Staatsanwalt, nicht mal Yan oder Gina. Wer war dieser Typ überhaupt? Was hatte er ihm denn getan? Wie sich herausstellte, war das Ganze bloß eine Schmierenkomödie: Keine Partei wollte den Fall zur Verhandlung bringen. Was am Ende dabei herauskam, war ein Handel – und angesichts des Honorars, das Peck bezahlen mußte, wäre es besser gewesen, sie hätten sich gleich zu Beginn darauf geeinigt.
Der Richter, ein zaundürrer, dunkelhäutiger Mann in den Vierzigern – sein Name begann mit einem V und bestand aus sechs unaussprechlichen Silben –, hielt ihm einen fünfminütigen, von Sarkasmus triefenden Vortrag. Peck stand da und bemühte sich, ihm in die Augen zu sehen. Yan trug eine Halsmanschette und saß hinten im Gerichtssaal, neben Gina und ihren Eltern, die aussahen wie Puritaner, die sich um den Tauchstuhl versammelt hatten. So ziemlich das einzige, wofür Peck dankbar sein konnte, war die Tatsache, daß Sukie bei einer Freundin war, denn selbst jemand, der so nachtragend und rachsüchtig war wie Gina, begriff, daß es keinen Sinn hatte, sie der öffentlichen Demütigung ihres Vaters beiwohnen zu lassen, nicht nach dem, was er mit der Windschutzscheibe gemacht hatte, nicht nach dem Regen aus bröckelndem Sicherheitsglas und dem Abgang ihres Vaters, bei dem er den Motor des Mustangs hatte aufheulen und die Reifen auf dem Asphalt durchdrehen lassen, daß sie rauchten und die Vögel aus den Bäumen stoben. Der Richter verpaßte ihm drei Jahre mit Bewährung und verfügte, daß er sich seiner Frau nur bis auf hundertfünfzig Meter nähern durfte. Ferner verfügte er, daß Peck – vorbehaltlich einer familiengerichtlichen Entscheidung über sein Besuchsrecht in Hinblick auf seine Tochter – keinerlei Kontakt mit ihr haben durfte, sei es per Telefon oder E-Mail, brieflich oder durch Dritte. Als er fertig war, beugte
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