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Talk Talk

Talk Talk

Titel: Talk Talk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Platz hatten. Und das war erst der Anfang. Er meldete Ginas Handy ab, ließ ihre Kreditkarten für ungültig erklären und löste ihr gemeinsames Sparkonto auf. Und Yan. Auch Yan nahm er sich vor, allerdings auf eine persönlichere Art. Eine Woche später entdeckte er, nachdem er in der Pizzeria Feierabend gemacht hatte und durch einige Bars gezogen war, Yans Nissan, der vor dessen Wohnung geparkt war. Er übergoß den Wagen mit sechs Plastikkanistern Salzsäure, zerstach die Reifen und schlug obendrein noch die Windschutzscheibe ein. Die Nacht war kalt, sein Atem bildete Wölkchen, das Montiereisen blitzte im Licht der Straßenlaternen wie ein Racheschwert, und vielleicht hatte ihn jemand gesehen oder vielleicht hatten sie den Mieter des Postfachs ausfindig gemacht, vielleicht war es das. Er fand es nie heraus. Jedenfalls schlief er noch, als sie kamen, um ihn zu holen, und er vergaß, seine Zahnbürste einzustecken.
    Als er schließlich mit dem Kochen begann, war es schon nach sieben, und Madison war quengelig und fahrig. Sie saß am Küchentisch, schlenkerte mit den Beinen, als wäre der Stuhl die Schaukel auf dem Spielplatz, und sah ihm zu, wie er die Gnocchi kochte, während die Cordons bleus Duftsignale aus dem Ofen sandten, die weiße Sauce eindickte und die Zucchini in Olivenöl, Rotwein und Knoblauch auf großer Flamme kochten, bevor er die Hitze reduzierte. Vor ihr standen ein unberührtes Glas Milch und die Croque Madame, die er aus Weißbrot und den Emmentaler- und Prosciuttoresten gemacht hatte. Er sah die halbkreisförmigen Abdrücke, die ihre Zähne im Sandwich hinterlassen hatten, als sie es in den Mund geschoben, dann aber doch nichts abgebissen hatte, weil sie schlechtgelaunt und müde und überzuckert war (im Tagescamp hatte es jede Menge Dunkin’ Donuts gegeben) und weil er wollte, daß sie etwas aß, und weil ihre Mutter wollte, daß sie etwas aß, und weil sie in ihrer gegenwärtigen Stimmung nicht gesinnt war, irgend etwas zu tun, was irgend jemand von ihr wollte.
    Was ihn betraf, so hatte er nicht vor, ihr weiter gut zuzureden. Sie konnte schlenkern und treten, soviel sie wollte, sie konnte schmollen und Grimassen schneiden und quengeln, die Milch sei zu heiß und das Sandwich zu kalt, sie konnte ihn anbetteln, er solle ihr doch bitte, bitte eine Geschichte vorlesen oder sie wenigstens aufstehen lassen, damit sie sich vor den Fernseher setzen konnte, aber er war wie unter einem Glassturz: Er genoß, was er tat, das Essen näherte sich seiner Vollendung, und in den Gläsern mit Wodka Martini und eisgekühltem Orvieto auf der Theke war noch je ein Schluck. Natalia hatte den Tisch auf der Terrasse gedeckt – es war ein ungewöhnlich warmer Abend, der Nebel ließ, vorerst jedenfalls, auf sich warten –, und sie saß dort draußen, eine Zeitschrift in der einen und ein Martiniglas in der anderen Hand. Nach dem Wellness-Studio war sie den ganzen Nachmittag mit Kaylee einkaufen gewesen. Schwerbeladen mit Einkaufstüten, deren satte Farben im Sonnenlicht leuchteten, war sie nach Hause gekommen, das Haar zurückgestrichen, mit bereitwilligem, strahlendem Lächeln und in glänzender Stimmung. In eindeutig glänzender Stimmung. Sie hatte darauf bestanden, ihm die Sachen vorzuführen. Gefiel ihm das hier? Wirklich? Bestimmt? Es war doch nicht zu... zu... oder? Und auch Madison hatte die drei Garnituren, die Natalia für sie gekauft hatte, anprobieren müssen (daher ihre schlechte Laune und das späte Essen).
    Er hatte ihr noch nichts gesagt, nur daß er eine Überraschung für sie habe. Während sie eingekauft hatte, war er beim Autohändler gewesen und hatte den Z-4 gegen einen Mercedes S500 mit dunkelgrauen Ledersitzen, Walnußholzausstattung, eingebautem GPS -Navigationssystem und Sirius Satellitenradio eingetauscht, das Ganze in einer wunderschönen Farbe namens Bordeauxrot. Natürlich gab es da eine gewisse Preisdifferenz – eine ganz erhebliche sogar, und er wußte, daß er übers Ohr gehauen wurde, denn der Verkäufer sprach mit einem Phantasieakzent und wuselte servil um ihn herum, von der Eingangstür bis zum Schreibtisch und wieder zurück –, doch das spielte keine Rolle. Der BMW diente als Anzahlung (die Überschreibung trug die Unterschrift von niemand anderem als Dana Halter), in den ersten sechs Monaten waren keine Zahlungen fällig, und danach spielte es ohnehin keine Rolle mehr. Jetzt, da er einen Topf nach dem anderen kontrollierte, nach den Cordons bleus sah, die Gnocchi abgoß,

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