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Talk Talk

Talk Talk

Titel: Talk Talk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Gesichter dieser beiden genau ein, denn hierfür würden sie bezahlen. Er würde sie bezahlen lassen, alle beide – das war ein Versprechen.
    Die Lampe über dem Eingang warf ein schwaches gelbliches Licht über die kleine Versammlung. Natalias Gesicht wurde härter. Sie sah aus, als wäre sie bereit zu kämpfen, und das war ein gutes Zeichen: Sie war auf seiner Seite, und in diesem Augenblick hatte er das Gefühl, daß sie auch dort bleiben würde, ganz gleich, was er ihr letztlich erzählte. »Hören Sie«, sagte sie, und ihre Stimme war jetzt höher, nörgelnd und gepreßt, »hier ist niemand, der so heißt, kein Da-na und kein Frank, niemand. Das ist nicht das korrekte Haus, verstanden?« Ein Wagen fuhr auf den Parkplatz, der cremefarbene Lexus der Atkinsons in Nummer 111, und sein Puls beschleunigte sich, als das Scheinwerferlicht über die Büsche glitt und dann erlosch. »Wenn Sie noch einmal zu diesem Haus kommen und mir und meiner Tochter zur Last fallen «, sagte Natalia, und ihr Gesicht wirkte in dem gelben Schein wie eine fahle Maske, »rufe ich einen Polizisten.«
    »Ja, tun Sie das«, knurrte der Typ, und es sollte abgebrüht klingen, aber es war dieselbe Stimme wie am Telefon, und es steckte nichts dahinter, gar nichts. Die Tür wurde zugeschlagen, und der Abend war still bis auf das Knirschen von Rick Atkinsons Schritten auf dem Kies.
    Und dann geschah etwas sehr Seltsames: Die beiden blieben vor der Tür stehen und berieten sich, ohne ein Wort zu sagen. Ihre Hände... sie bewegten die Hände wie gespenstisch verkleidete Puppen, und es dauerte einen Augenblick, bis er begriff. Sie waren taub. Oder jedenfalls sie war taub. Sie hatte kein Wort gesagt, und jetzt fuchtelte sie, als würde sie aus Luft etwas formen und es ihm geben, und dann fuchtelte er und gab es ihr wieder zurück. Es war so unerwartet, so privat und intim, daß Peck jedes Zeitempfinden verlor. Er fühlte sich wie ein Voyeur – er war ein Voyeur –, und während er ihnen nachsah, als sie die Stufen hinunter und zum Parkplatz gingen, verwandelte sich seine Wut über das, was sich hier abgespielt hatte, in eine Art Verwunderung. Er würde es dabei belassen – sie verschwanden, das war genug, und morgen früh wäre er ebenfalls verschwunden und hätte alles hinter sich gelassen –, doch er besann sich rechtzeitig, schlüpfte aus dem Schatten und folgte ihnen. Nur um zu sehen, was sie jetzt taten.
    Irgendwie hatten sie ihn hier aufgespürt, aber was bedeutete das schon? Er war nicht mehr Dana Halter und auch nicht Frank Calabrese. Frank Calabrese – das gefiel ihm ganz und gar nicht. Wie zum Teufel hatten sie das ausgegraben? Aber trotzdem, selbst wenn sie die Bullen riefen und selbst wenn die kamen – das lag ja immerhin im Bereich des Möglichen –, würde nichts geschehen, jedenfalls nicht sofort. Wo waren die Beweise? Er würde völlig entgeistert sein und alles abstreiten. Und wenn es sein mußte, würde er zornig werden. Ein Blick auf seine Kleidung und sein Auftreten an der Tür seiner Dreiviertel-Million-Dollar-Luxus-Doppelhaushälfte, und die Bullen würden merken, daß sie hier nichts verloren hatten. Das mußten die beiden doch ebenfalls einsehen. Was machten sie also hier? Spielten sie Detektiv? Wollten Sie ihn in die Enge treiben, ihn zur Rede stellen, die Angelegenheit selbst regeln? Gut möglich, daß sie bewaffnet waren. Jeder konnte bewaffnet sein, jedes magere, kinnlose Bürschchen auf der Straße, jede Oma, die ihren Einkaufswagen vor sich her schob, jede Hausfrau, jede Mutter – Waffen waren die Währung dieser Gesellschaft, und er persönlich wollte nichts mit ihnen zu tun haben, schon gar nicht, wenn sie auf ihn gerichtet waren.
    Die Schatten halfen ihm. Er blieb außer Sicht, folgte dem Knirschen ihrer Schritte auf dem Kies, sah ihre Silhouetten, die sich hüpfend von dem harten, reglosen, am Ende des Parkplatzes aufgespannten Schirm aus Licht abhoben. Als sie ihren Wagen erreicht hatten – einen schwarzen Jetta mit kalifornischem Nummernschild –, fuchtelten sie wieder, und dann hörte er quietschende Stimmen, allerdings nur undeutlich. Die Frau stolperte über die Silben und klang verschwommen, als hätte sie eine Decke über den Kopf gezogen, und was der Mann sagte, vermischte sich mit ihren Worten, so daß nichts zu verstehen war. Nach einer Weile stiegen sie in den Wagen, und die Türen wurden mit leisem Knall zugezogen, eine nach der anderen.
    Und was dachte er? Er dachte, daß er jetzt einfach aus

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