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Tallinn-Verschwörung

Tallinn-Verschwörung

Titel: Tallinn-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Marni
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hatte nur den Kopf geschüttelt.
    »Nichts da! Wenn Sie auf die Weise verloren gehen, erfahren wir nicht das Geringste …«
    »… aber wenn ein Dingo zusammengeschossen wird, wisst
ihr wenigstens, dass es geknallt hat«, war Torsten Wagner ins Wort gefallen.
    Wagner hatte kurz gelacht und mit den Achseln gezuckt. »So hart will ich es nicht ausdrücken. Doch beim Militär muss man auch einmal etwas riskieren. Ohne einen Beweis in der Hand ist es sinnlos, uns an die albanische Regierung zu wenden. Sie würde alles abstreiten. Finden wir jedoch heraus, dass unsere Schwierigkeiten in letzter Zeit von Leuten kommen, die sich auf ihrem Hoheitsgebiet versteckt halten, können wir sie überzeugen.«
    »Auch wenn es das Leben unserer Leute kostet?«
    »Was haben Sie gesagt, Signore?« Graziella war froh, dass der Verletzte endlich den Mund aufgemacht hatte.
    Torsten blieb stehen und versuchte seine Benommenheit abzuschütteln. Wie es aussah, stapfte er wirklich durch die Gegend und wurde dabei von jemandem gestützt. Er tastete nach der Person, kam dabei an einen weichen Hügel und erhielt sofort einen Klaps auf die Hand.
    »Sie sind wohl etwas zu munter, Signore!«, hörte er eine scharfe Frauenstimme. Sie sprach Italienisch, und trotz seiner Sprachkenntnisse bereitete es ihm Mühe, sie zu verstehen.
    Graziella hatte die Vergewaltigung durch Gianni noch nicht vergessen und deshalb ungewöhnlich heftig reagiert, als der Deutsche ihren Busen berührte. Als sie jedoch in sein graues, schmerzverzerrtes Gesicht sah, begriff sie, dass er nicht die Absicht hatte, sie anzumachen. Seine Beine gaben immer wieder nach, und schließlich konnte sie ihn nicht mehr halten. Es gelang ihr gerade noch, ihn in die Deckung zweier großer Felsblöcke zu schleppen und ihn gegen einen davon zu lehnen.
    »Wasser!«, stöhnte er.
    Graziella reichte ihm die fast leere Feldflasche, doch er
war nicht in der Lage, allein zu trinken. Sie musste die Flasche öffnen und an seine Lippen halten. Es waren jedoch nur noch ein paar Tropfen. Als sie ihm die Flasche wieder entzog, starrte er sie mit großen Augen an.
    »Mehr!«
    »Mehr habe ich nicht«, antwortete Graziella beschämt, weil sie zuerst an sich gedacht hatte, auch wenn sie wusste, dass sie ihn sonst nicht von dem Wrack und damit aus der Nähe der Freischärler oben in der Festung gebracht hätte. Der Rest an Kraft, den sie zusammengekratzt hatte, war verbraucht. Sie zog einen der Nahrungsriegel, die sie dem Toten abgenommen hatte, aus der Tasche und riss die Hülle auf. Als sie hineinbiss, schmeckte er zwar wie Pappe, beruhigte aber ihren Magen.
    »Wollen Sie auch etwas?«, fragte sie auf beiden Backen kauend.
    Torsten hob abwehrend die Hand. »Ich brauche nur Wasser. Und eine Kopfschmerztablette, wenn Sie eine haben. Mir platzt fast der Schädel.«
    »Ich habe leider gar nichts.« Graziella untersuchte die Sachen, die sie dem Toten abgenommen hatte, doch es waren nur ein paar Riegel Konzentratnahrung. Jetzt ärgerte sie sich, dass sie nicht nachgesehen hatte, ob auch Verbandszeug und Medizin zu finden gewesen wären. Bedauernd zuckte sie mit den Achseln und packte die Feldflasche.
    »Ich sehe zu, ob ich irgendwo Wasser finde.«
    »Seien Sie vorsichtig!« Torsten sah ihr nach, wie sie zwischen den Felsen verschwand, und fragte sich, wer sie sein mochte. Eine Touristin sicher nicht, denn die liefen nicht in schlabberigen Hosen in Tarnfarben und einem zu weiten Militärunterhemd herum. Außerdem gab es in der Gegend keine Touristen. Das Dreiländereck Kosovo – Albanien – Mazedonien galt als gefährlich, da sich hier Freischärler aller
möglichen Ausrichtungen tummelten. Sowohl die albanische Regierung in Tirana wie auch die mazedonische in Skopje und die Kosovoverwaltung in Prishtinë hatten es aufgegeben, hier für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Das überließen sie einem kleinen, völlig überforderten Häuflein Soldaten unter UNO-Flagge.
    Torstens Gedanken wanderten weiter zu Wagner, der bei ihrem letzten Videogespräch bedauernd gemeint hatte, er würde lieber einen Hubschrauber oder eine Aufklärungsdrohne schicken. Doch wenn die von Kiriakis entdeckte Bergfestung so gut getarnt war, dass man selbst auf den Satellitenbildern nichts erkennen konnte, würde auch eine direkte Luftaufklärung nichts nutzen. Das hatte Torsten eingesehen, aber er war überzeugt, dass er auf sich allein gestellt mehr hätte erreichen können als mit dem Dingo. Diese Aktion war sinnlos gewesen, denn sie hatte keine

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