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Tallinn-Verschwörung

Tallinn-Verschwörung

Titel: Tallinn-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Marni
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Kardinals sein können, der zu dessen Beerdigung nach Rom gekommen war, oder auch jemand, der Nachricht von Graziella brachte. Das arme Mädchen war durch den Tod ihres Großonkels sicher vollkommen aufgelöst, sonst hätte sie längst angerufen.
    Bei Don Batistas Anblick verzog sie das Gesicht, denn sie wusste, dass Graziella ihn nicht mochte. Ihr war der Mann ebenfalls herzlich unsympathisch, und seine beiden Begleiter gefielen ihr noch weniger. Sie hätte ihnen nicht des Nachts auf der Straße begegnen wollen, geschweige denn sie ins Haus lassen. Bevor sie ihnen jedoch die Tür vor der Nase zuschlagen konnte, stießen die Kerle sie zurück und drangen ein. Einer packte Nora mit geübtem Griff, so dass sie sich weder wehren noch schreien konnte.
    Don Batista trat nun ebenfalls ein, schloss die Tür hinter sich und sah die Haushälterin lächelnd an. »Wir sind hier, um die geheimen Unterlagen Kardinal Monteleones zu holen. Außerdem suchen wir Papiere, die seine Nichte Graziella auf ungesetzliche Weise an sich gebracht hat. Wo könnten die Unterlagen versteckt sein?«
    Nora war nicht dumm. Sie wusste, dass Kardinal Rocchigianis
Haushälterin vor wenigen Tagen tot aufgefunden worden war, und las in Don Batistas Augen, dass auch sie sterben würde. Da sie sich gegen ihn und seine beiden Begleiter keine Chancen ausrechnete, tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass sie lange genug gelebt hatte und die Heilige Jungfrau sie gewiss ins Himmelreich holen würde.
    Als einer der beiden Gorillas auf Don Batistas Zeichen die Hand von ihrem Mund nahm, stieß sie einen durchdringenden Schrei aus. Der Mann packte sofort wieder zu, diesmal aber so kräftig, dass Noras Genick brach wie ein Stück dürres Holz.
    Don Batistas Begleiter begriffen zunächst nicht, dass sie eine Tote in Händen hielten, aber der Priester sah es und putzte die beiden herunter. »Ihr hirnverbrannten Idioten! Wir wollten sie doch verhören! Stattdessen habt ihr sie umgebracht. «
    »Entschuldigung, Hochwürden! Das war ein Versehen«, erklärte einer der beiden und warf die Tote wie ein Stück Abfall in eine Ecke.
    Don Batista klopfte mit der Sohle ärgerlich auf den Boden. »Trottel! Bringt sie in die Küche, und dann nehmt das ganze Haus auseinander. Die Papiere müssen gefunden werden, sonst geraten sie womöglich noch in die falschen Hände.«
    »Keine Sorge! Wir haben bei den Carabinieri und der Justiz genug Freunde, die uns helfen werden, an das Zeug zu kommen.« Der Mann, der trotz seines teuren Anzugs den Schläger nicht verbergen konnte, wollte den Priester mit diesen Worten beschwichtigen.
    Don Batista hieb wütend mit der Hand durch die Luft. »Tut, was ich euch sage! Das Zeug ist brisant genug, um euren Häuptling Fiumetti statt in den Palazzo Chigi ins Gefängnis zu bringen!«
    Da Rocchigiani einiges über Fiumetti und dessen Partei
in Erfahrung gebracht hatte, war das nicht einmal gelogen. Don Batista ging es jedoch mehr um die Papiere, die Kardinal Winter belasten konnten. Sein Kardinal würde unbefleckt vor das Konklave treten müssen, um nach Benedikts Ableben zum nächsten Papst gewählt werden zu können. Für einige Augenblicke versank Don Batista in seinen eigenen Zukunftsträumen. Sobald Winter als Papst Gregor XVII. die Herrschaft im Vatikan übernahm, würde er selbst zum Bischof und ein Jahr später zum Kardinal ernannt werden, und da er in dieser Position die Fäden der päpstlichen Politik in Händen halten würde, sah er sich bereits als Winters Nachfolger mit der Tiara gekrönt, die ihren rechtmäßigen Platz als Symbol des Papsttums wieder einnehmen würde.
    Während Don Batista die Umgestaltung Europas plante, kehrten die beiden Schläger das Unterste zuoberst. Kein Schrank, keine Wandverkleidung, ja nicht einmal die Küchenmöbel blieben verschont. Bei der Suche kamen etliche Papiere zum Vorschein. Don Batista überflog die Schriftstücke und stellte fest, dass Monteleones Weltbild sich noch stärker von seinen und Winters Vorstellungen unterschied, als er angenommen hatte. Graziellas Großonkel hatte zwar auch von einer starken Stellung des Glaubens geträumt, dabei aber auf Überzeugung durch Worte gesetzt anstatt auf Macht und Gewalt. Don Batista lächelte spöttisch, als er las, welche Illusionen der alte Mann sich gemacht hatte. Ohne Zwang brachte man die Menschen zu gar nichts, und da Kardinal Winter selbst über keine Armee verfügte, musste er sich solcher Handlanger wie Fiumetti und Ghiodolfio bedienen.
    Während

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