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Tallinn-Verschwörung

Tallinn-Verschwörung

Titel: Tallinn-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Marni
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Dort spiegelten sich die Lichter von Tallinn bereits hell im Meer. »Geschwindigkeit erhöhen und wieder auf den alten Kurs gehen!«, befahl er und warf einen letzten höhnischen Blick auf den Flugzeugträger, der achtern zurückblieb.

ZWEIUNDZWANZIG
    T orsten stand über Petras Schulter gebeugt und starrte auf das Radarraster der Reagan. Man konnte die amerikanischen und estnischen Patrouillenboote darauf erkennen wie auch andere Schiffe, die meist am äußersten Rand vorbeizogen. Plötzlich stutzte er und wies auf einen kleinen, verwaschenen Fleck, der in der Nähe des Flugzeugträgers zu erkennen war.
    »Was ist das?«
    Petra zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Ich bin kein Marinespezialist. Das Militär ist dein Job. Ich bin nur für den Computer zuständig.«

    »Behalte es im Auge. Ich will wissen, ob das ein natürlicher Reflex ist oder doch etwas anderes.«
    Beinahe im selben Augenblick, in dem Torsten dies sagte, wurde auch der Radaroffizier der USS Ronald Reagan auf den Reflex aufmerksam.
    »Seht mal, was kann das da sein?«
    »Wahrscheinlich ein U-Boot, das sich in den Hafen von Tallinn schleicht, um die Häuptlinge zu entführen«, antwortete einer seiner Kameraden spöttisch.
    »Unsinn! Dann hätten wir Sonarkontakt.«
    Einer der Männer wusste es besser. »Ich habe so einen Reflex schon einmal gesehen. Es war ihm Atlantik. Damals handelte es sich um einen Wal.«
    »Gibt es Wale in diesen Gewässern?«, fragte der dienstälteste Funker. Schweigen und Achselzucken waren die Antwort.
    »Sollen wir es dem Alten melden?«
    Noch bevor einer der Männer im Radarraum reagieren konnte, beugte er sich nach vorne und schaltete die Bordsprechanlage ein.
    »Radar an Brücke. Wir haben ein unbekanntes Echo auf dem Schirm. Seaman Latimer meint, es könnte ein Wal sein.«
    »Solange es nicht Moby Dick ist, ist mir das egal, und selbst der hätte gegen unsere Reagan keine Chance. Passt lieber auf, dass euch kein Schiff durch die Lappen geht.« Damit wurde die Leitung unterbrochen.
    Einige der Männer lachten. »Geschieht dir recht, dass dich der I.O. abkanzelt. Wir sind nicht auf Walfang hier«, spottete einer.
    »Jetzt ist das Echo weg. Wahrscheinlich war es nur ein Stück Treibholz, das auf Naissaar angeschwemmt worden ist«, meldete der Mann am Radar. Damit war für die Männer der Ronald Reagan die Sache erledigt.

    Im Radisson-Hotel von Tallinn starrten Petra und Torsten auf den Bildschirm, und sie sahen, was den Amerikanern entging. Der verräterische Reflex war zwar für kurze Zeit von der Insel Naissaar verdeckt worden, doch jetzt kam er wieder zum Vorschein und steuerte direkt in die Bucht von Tallinn hinein.
    »Für einen Wal ist das Ding aber sehr zielstrebig«, spottete Petra.
    Torsten nickte. »Es kommt genau auf den Hafen zu, nein, ein Stück ostwärts.«
    »Das ist der Strand von Kadriorg!« Graziella zeigte aufgeregt auf das Uferstück, das in der Verlängerung der Bahn des Echos lag.
    »Das stinkt gewaltig! Warum haben die Amerikaner das Ding nicht gesehen und gestoppt?«, schimpfte Torsten.
    »Weil sie glauben, dass es in der Ostsee Wale gibt, und den Reflex für einen gehalten haben!« Petra grinste, denn es machte ihr Spaß, mit ihrem Laptop mehr herausgefunden zu haben als die Amerikaner mit all ihren Schiffen und Riesencomputern.
    Torsten starrte unterdessen auf den Bildschirm und schnappte sich dann Petras Handy.
    »Was willst du machen?«, fragte sie.
    »Ich rufe Wagner an und gebe Alarm!« Während er es sagte, tippte Torsten die Nummer von Wagners Diensthandy ein und wartete dann angespannt darauf, dass sein Vorgesetzter sich melden würde.
    »Hier Wagner, was ist los?«, meldete sich der Major angespannt.
    »Major, Sie müssen sofort den Strand von Kadriorg sichern lassen. Es nähert sich was über See.«
    »Renk, sind Sie das?« Wagner klang verblüfft.
    »Wir haben keine Zeit für Diskussionen. Was auch immer
da kommt, es wird in ein paar Minuten zwischen dem Lobustus-Park und der Russalka an den Strand kommen. Wagner, Sie müssen etwas unternehmen!« Torstens Stimme klang drängend, und Wagner war Profi genug, keine Zeit zu verlieren.
    »Das werde ich, aber ich reiße Ihnen den Kopf ab, wenn es nicht stimmt!«, rief er bärbeißig ins Handy, dann schaltete er es ab und drückte sämtliche Alarmknöpfe in seiner Reichweite.
    Im Radisson sahen Graziella, Torsten und Petra sich nervös an. »Kann das Hoikens’ Angriff sein?«, fragte die Italienerin.
    Torsten schüttelte den Kopf.

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