Tallinn-Verschwörung
Unruhen gekommen, die bürgerkriegsähnliche Ausmaße angenommen haben.«
»Dieses Attentat kommt den islamischen Hasspredigern so gelegen, dass in Deutschland bereits Überlegungen angestellt werden, ob es nicht eine muslimische Terrororganisation war, die diese Aktion durchgeführt hat.« Dann erst begriff
Kranz, was der Papst gesagt hatte, und starrte diesen verdattert an. »Was sagen Sie, Heiliger Vater? In München hat es Unruhen gegeben?«
Benedikt XVI. nickte. »Es soll sogar Tote gegeben haben. Außerdem wurde der Liebfrauendom gestürmt und geschändet! «
Kranz rieb sich innerlich die Hände. Wie es aussah, hatten Feilings Kampfbrigaden ganze Arbeit geleistet. Jetzt mussten er und Winter nur noch den Papst dazu bewegen, ein paar deutliche Worte gegen den muslimisch gesteuerten Terrorismus zu sprechen, um bei den Völkern Europas die Erkenntnis zu wecken, mit den Vertretern des Islam könne es keine Verständigung geben.
ZWÖLF
E s war für Winters Sekretär ein Leichtes gewesen, unter den Klerikern, die den Papst nach Castel Gandolfo begleitet hatten, jemanden zu finden, der ihm Auskunft über Monteleone geben konnte. Der Streit des aufbrausenden Kardinals mit dem Papst hatte Mitglieder und Angestellte der Kurie empört und gegen den Kardinal eingenommen. Don Batista ärgerte sich über das Verhalten des alten Mannes, da es die anderen Kardinäle auch gegen Winter aufbringen konnte. Schließlich galt sein Chef als Protegé des Alten. Mehr noch beschäftigte ihn jedoch Monteleones Großnichte, denn die schien eine weitaus größere Gefahr für Winters Pläne darzustellen. Don Batista wusste bereits seit einigen Tagen, dass die junge Frau ihre Nase immer tiefer in Dinge steckte, die sie nichts angingen. Jetzt war sie auch noch ohne offizielle Einladung nach Castel Gandolfo gekommen, und
das konnte nur eines bedeuten: Sie verfügte über Informationen, die sie ihrem Großonkel überbringen wollte.
Don Batista dankte im Stillen dem Papst, weil dieser den alten Kardinal zu einer strengen Klausur verurteilt und damit indirekt dafür gesorgt hatte, dass Graziella unverrichteter Dinge hatte abziehen müssen. Zwar war er sicher, dass sie erneut versuchen würde, Kontakt mit ihrem Großonkel aufzunehmen, doch nun hatte er Zeit gewonnen, dies zu verhindern.
Da er rasch handeln musste, zählte Don Batista jede Minute, die sein Vorgesetzter und Kranz beim Papst weilten. Jetzt bedauerte er, dass der Monsignore ohne seinen Sekretär nach Rom gekommen war. Mit Hochwürden Matthias Täuberich zusammen hätte er das Ärgernis namens Graziella leicht aus der Welt schaffen können. Da Kranz’ Sekretär jedoch nicht vor Ort war, musste er diese leidige Sache allein bereinigen.
Um die Wartezeit sinnvoll zu nutzen, suchte er eine Stelle in den Gärten auf, an der ihn niemand belauschen konnte, zog sein Handy aus der Tasche und rief seinen Verbündeten im päpstlichen Archiv an.
»Hast du inzwischen den Nachlass von Rocchigiani erhalten, Lodovico?«, fragte er, nachdem sich dieser gemeldet hatte.
»Ich war heute Morgen noch einmal dort«, klang es so leise zurück, als hätte der Archivar Angst, jemand könnte mithören.
»Und? Hast du das Zeug endlich?«, bohrte Don Batista nach.
»Die Alte behauptet es zwar, aber es kann nicht stimmen. Ich habe alles untersucht. Einige spezielle Papiere fehlen.«
Als Don Batista das hörte, schrillten bei ihm sämtliche Alarmglocken.
»Ich werde mich persönlich um die Sache kümmern. Mach du inzwischen ganz normal weiter.« Don Batista beendete das Gespräch und murmelte einen Fluch. Er kehrte in den Garagenhof zurück und bat Winters Fahrer, den Kardinal davon in Kenntnis zu setzen, dass er wegen dringlicher Angelegenheiten hätte aufbrechen müssen. Danach forderte er bei der päpstlichen Fahrbereitschaft einen Wagen für sich an und ließ sich in das nächstgelegene Dorf kutschieren.
Als er kurz darauf an einer Telefonsäule vorbeikam, sah er Graziella dort stehen und mit temperamentvollen Gesten in den Hörer sprechen. Er konnte nur hoffen, dass der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung nicht ihr Großonkel war.
DREIZEHN
G raziella hatte zuerst mit der alten Nora telefoniert, um zu erfahren, ob ihr Großonkel bereits nach Hause gekommen war. Nachdem die Haushälterin dies verneint hatte, rief die junge Frau ihre Eltern und mehrere Verwandte an, doch die meisten hatten den alten Herrn schon seit Wochen nicht mehr gesehen. Das Guthaben auf der Telefonkarte, die sie
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