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Taltos

Taltos

Titel: Taltos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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er das Tablett auf den Tisch neben sich.
    Sethra wandte sich mir zu und sagte: »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wir hatten angenommen, es würde Euch gefallen, daß wir diesen Mann umbringen und Euch die Mühe ersparen –«
    »Mir die Mühe ersparen? Wer sagt denn, daß ich ihn getötet hätte?« Naja, das hätte ich natürlich getan, aber das würde ich doch vor den beiden hier nicht zugeben, oder? »Und ich hätte ihn auch gar nicht erst finden 52
    müssen, wenn Ihr zwei ihn nicht –«
    »Lord Taltos, bitte«, unterbrach Sethra. Ihre Reue wirkte echt, und ich glaube, mein Erschrecken über diese Tatsache ließ mich ebenso verstummen wie ihre Worte.
    Sie fuhr fort: »Ich versichere Euch, alles was wir dazu beigetragen haben ist, ihm bei dem Zeitpunkt für seinen Diebstahl behilflich zu sein. Morrolans Zauber hätte nicht gewirkt, wenn er nicht ohnehin geplant hätte, Euch zu bestehlen.« Hier hielt sie inne, sah Morrolan an und zuckte die Achseln. »Wir wußten, daß Ihr sowohl Jhereg als auch Ostländer seid. Die meisten Angehörigen Eures Hauses würden sehr gerne ein geschäftliches Abkommen besprechen, ganz egal, wie es an sie herangetragen wird.
    Anscheinend kennen wir die Ostländer aber nicht. Wir haben geirrt. Es tut uns leid.«
    Ich biß mir auf die Zunge und ließ die Worte auf mich wirken. Besser hätte mir natürlich gefallen, wenn Morrolan sich entschuldigt hätte, aber daß ich die Zauberin vom Dzurberg zu einem solchen Eingeständnis gebracht hatte, war doch auch schon was, nicht wahr?
    Aber gut, ich will ehrlich sein. Noch heute weiß ich nicht, ob sie diese ganze Rede aus dem Stegreif erfunden hatte oder ob sie die Wahrheit sprach, aber dadurch, daß ich ihr glaubte, konnte ich meinen Stolz teilweise wahren. Zumindest gestattete es mir, weiter mit ihnen zu sprechen.
    »Würde es Euch etwas ausmachen, mir zu erklären, warum Ihr Euch überhaupt dieser Methoden bedient habt?«
    Sethra gab zurück: »Nun gut. Sagt mir doch einmal: fällt Euch irgendein anderes Mittel ein, das Euch hierher gebracht hätte?«
    »Mich dafür bezahlen, zum Beispiel.«
    53
    »Ist das so?«
    Ich überlegte. Nee, wenn sie mir genug Geld
    angeboten hätten, soviel, daß ich überzeugt gewesen wäre, dann hätte es mich nur mißtrauisch gemacht. Also sagte ich: »Wenn es so wichtig war, hättet Ihr doch zu mir kommen können«, grinste ich. »Meine Tür steht Euch jederzeit –«
    »Ich kann den Dzurberg gerade nicht verlassen.«
    Ich zeigte auf Morrolan. »Was ist mit ihm?«
    »Ich wollte Euch persönlich kennenlernen«, lächelte sie. »Und das ist auch besser so, denn ich glaube, ich hätte Schwierigkeiten gehabt, ihn zum Betreten eines Jhereg-Geschäftes zu bringen.«
    Morrolan grunzte. Ich sagte: »Schon gut, ich bin überzeugt, Ihr seid gerissen.« Dann schwieg ich, aber es sah so aus, als würden sie mehr hören wollen. Was gab es denn noch zu sagen? Mein Hals zog sich aus nicht vollends verschwundener Wut zusammen. Allerdings sagte ich mir, daß meine Chancen, diesen Ort lebendig zu verlassen, am besten waren, wenn ich mitmachte. Wenn sie mich für etwas haben wollten, dann würden sie mich wenigstens nicht auf der Stelle umnieten. Ich atmete lange aus und sagte dann: »Also zum Geschäft. Ihr habt ein Geschäft im Sinn. Erzählt mir davon.«
    »Ja.« Sie warf Morrolan einen nicht zu deutenden Blick zu, dann wandte sie sich wieder an mich. »Wir hätten gerne, daß Ihr etwas für uns erledigt.«
    Ich wartete.
    Sie sprach weiter: »Dafür bedarf es einiger
    Erläuterungen.«

    54
    Mein gesamtes zehntes Lebensjahr hindurch war es nahezu unmöglich, mich vom Haus meines Großvaters fernzuhalten. Zwar spürte ich das wachsende Mißfallen meines Vaters, aber ich beachtete es einfach nicht.
    Noish-pa war hoch erfreut über meine Neugier auf die Hexenkunst. Er lehrte mich, Dinge zu malen, die ich nur in seinen Gedanken sehen konnte, und er führte mich durch die Erinnerungen an seine Heimat. Noch heute weiß ich, wie sich der Anblick des klaren blauen Himmels anfühlte, durchzogen von weißen, flauschigen Wolken und mit einer Sonne, die so hell strahlte, daß ich nicht hineinschauen konnte, nicht einmal durch die Augen seiner Erinnerung. Und auch an die Sterne erinnere ich mich so lebhaft, als wäre ich jetzt da. Und an die Berge und die Flüsse.
    Schließlich heuerte mein Vater im Bemühen, mich abzulenken, einen Zauberer an, der mich lehren sollte.
    Ein Halunke von Jhegaala war das, den ich haßte und der mich nicht

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