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Taltos

Taltos

Titel: Taltos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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»Morrolan wird bereitstehen, Euch zu helfen, sobald Ihr drinnen seid.«
    Eine Stimme in meinem Kopf wies darauf hin, daß Sethra anscheinend davon ausging, ich würde diese irrsinnige Unternehmung wagen und daß es sie
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    möglicherweise verärgern könnte zu erfahren, daß ich damit nichts zu tun haben wollte. Doch ich war
    neugierig; oder vielleicht eher fasziniert.
    Morrolan sagte: »Nun?«
    »Nun was?«
    »Macht Ihr es?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Ich bin kein Dieb. Wie ich schon sagte, ich würde es vergeigen.«
    »Ihr könntet es schaffen«, meinte Morrolan.
    »Ja sicher.«
    »Ihr kommt aus dem Ostreich.«
    Ich besah mir schweigend meinen Körper, die Füße und Hände. »Nein. Echt? Jungejunge.«
    Sethra Lavode sagte: »Die Person, deren Seele in dem Stab lebt, ist unsere Freundin.«
    »Das ist ja toll«, fand ich. »Aber es kümmert –«
    »Siebentausend Goldimperials«, sagte sie.
    »Oh«, machte ich nach einiger Zeit. »Eine hm?«
    Wir lächelten beide.
    »Im voraus«, sagte ich.

    Mein Großvater ist religiös, wenn er auch nie darauf rumgeritten ist. Mein Vater lehnte die Götter des Ostreichs ab, wie alles andere aus dem Ostreich auch.
    Klar, daß ich dann meinem Großvater andauernd mit Fragen über die Götter des Ostreichs in den Ohren lag.
    »Aber Noish-pa, manche Dragaeraner verehren Verra doch auch.«
    »Nenn sie nicht so, Vladimir. Sie sollte die
    Dämonengöttin genannt werden.«
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    »Wieso?«
    »Wenn du ihren Namen aussprichst, könnte sie es übelnehmen.«
    »Den Dragaeranern nimmt sie nichts übel.«
    »Wir sind keine Faerie. Sie verehren nicht wie wir.
    Viele von ihnen haben von ihr gehört, doch sie denken, sie sei nur eine Person mit bestimmten Fähigkeiten und Macht. Sie verstehen das Bild einer Göttin nicht so, wie wir es tun.«
    »Und wenn sie nun recht haben und wir nicht?«
    »Vladimir, es geht nicht um richtig und falsch. Es ist der Unterschied zwischen jenen von unserem Blut und jenen vom Blute der Faerie – und jenen vom Blute der Götter.«
    Ich dachte darüber nach, aber es ergab für mich keinen Sinn, und ich fragte: »Aber wie ist sie denn?«
    »Sie ist wankelmütig, aber sie antwortet den Getreuen.
    Sie kann dich beschützen, wenn du in Gefahr bist.«
    »Ist sie wie Barlan?«
    »Nein, Barlan ist ihr in allem das Gegenteil.«
    »Aber sie lieben sich doch.«
    »Wer hat dir das erzählt?«
    »Ein paar Dragaeraner.«
    »Nun, vielleicht stimmt das, doch geht es weder mich noch dich etwas an.«
    »Warum verehrst du Ver – die Dämonengöttin und
    nicht Barlan?«
    »Weil sie die Beschützerin unseres Landes ist.«
    »Stimmt es, daß sie gerne Blutopfer bekommt? Das haben mir die Dragaeraner gesagt.«
    Zuerst antwortete er nicht, dann sagte er: »Es gibt 63
    andere Möglichkeiten, sie zu ehren und ihre
    Aufmerksamkeit zu erlangen. In unserer Familie bringen wir keine Blutopfer dar. Hast du das verstanden?«
    »Ja, Noish-pa.«
    »Du wirst ihr niemals eine Seele opfern und anderen Göttern auch nicht.«
    »In Ordnung, Noish-pa. Versprochen.«
    »Du schwörst es auf deine Kräfte als Hexer und dein Blut als mein Enkel?«
    »Ja, Noish-pa. Ich schwöre.«
    »Gut, Vladimir.«
    »Aber wieso?«
    Er schüttelte den Kopf. »Eines Tages wirst du es verstehen.«
    Das war eines der wenigen Dinge, bei denen mein
    Großvater falsch lag; ich habe es nie verstanden.

    Der Teleport zurück in mein Büro hat auch nicht mehr Spaß gemacht als alle anderen. Es war früh am Morgen, und das Sherebaspiel in dem Zimmer zwischen den falschen Schaufenstern und dem echten Büro lief auf Hochtouren. Melestav war gegangen, also dachte ich, das Büro wäre unbesetzt, bis ich Kragar an Melestavs Tisch sitzen sah. Loiosh flog mir auf die Schulter und rieb seinen Kopf an meinem Ohr.
    »Alles in Ordnung, Boß?«
    »Tja…«
    »Was ist denn?«
    »Schwer zu erklären, Loiosh. Möchtest du gern ein Dieb werden?«
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    »Wie ist es gelaufen, Vlad?«
    »Die gute Nachricht ist, niemand hat mir was getan.«
    »Und?«
    »Und Sethra Lavode gibt es tatsächlich.«
    Er starrte mich an, sagte aber nichts.
    » Also , was ist passiert, Boß?«
    »Gleich, gleich, Loiosh.«
    »Kragar«, sagte ich, »das wird ziemlich kompliziert.«
    Ich unterbrach mich und überlegte. »Also, lehn dich zurück, und macht’s euch bequem; ich erzähl’s euch.«

    Es wäre schön, wenn ich den Moment identifizieren könnte, als ich keine Angst mehr vor den Dragaeranern hatte und mich zu wehren begann, aber ich kann es

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