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Taltos

Taltos

Titel: Taltos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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könnt Ihr links liegenlassen«, sagte Sethra mit einem Lächeln, daß es mir kalt den Rücken rauf- und runterlief. »Ich bin schon vor dem Interregnum gestorben. Übernehmt Ihr den Auftrag?«
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    Ich griff nach dem Messer, das ich jetzt schon so lange besaß und so selten benutzt hatte. Das mit dem Ebenholzgriff und den eingelassenen Rubinen und der matten, dünnen Klinge aus reinem Silber. So teuer wie es aussah war es nicht, allerdings sah es auch sehr teuer aus.
    Ich hielt es unter der Spitze zwischen Daumen und Zeigefinger fest, dann kniete ich nieder, so langsam, daß meine Beine zitterten. Ebenso langsam berührte ich mit der Dolchspitze den Boden. Einen Augenblick hielt ich inne und betrachtete den Schmutz. Er war schwarz und trocken und fein, und ich fragte mich, warum ich das nicht schon längst bemerkt hatte. Mit der linken Hand berührte ich ihn, zerrieb ihn zwischen den Fingern. Pulvrig war er und sehr kalt.
    Genug. Ich konzentrierte mich wieder auf das Messer und zeichnete ganz behutsam die Rune für das Wort ›empfangen‹. Natürlich stammte diese Rune aus der Sprache der Zauberei, die zu dieser Zeit, an diesem Ort bedeutungslos war. Aber dadurch konnte ich meine Aufmerksamkeit auf etwas zentrieren, und genau das wollte ich. Dann zog ich einen Kreis um die Rune und legte das Messer beiseite. Ich kniete, untersuchte die Zeichnung und wartete, daß der Moment aufs neue begann.
    Ich konnte Loiosh ganz deutlich spüren mit seinen Krallen schwer auf meiner rechten Schulter, mehr eine Art Druck als eine Last. Es war, als hätte keines der Ereignisse der letzten Tage ihm etwas anhaben können, was aber, wie ich wußte, nicht stimmte; er war die Mauer der Ruhe, die Säule aus Eis, der Böden, 59
    der mich in der Waage Halten würde. Wenn ihr glaubt, das wäre unwichtig, seid ihr noch größere Narren als ich.
    Augenblicke verstrichen in Meditation, und ich begann den nächsten Schritt.

    In dem Raum gab es keine Fenster, dabei konnte draußen nicht weit weg sein, denn ich konnte aus der Ferne Raben schreien und hin und wieder einen jagenden Dzur brüllen hören. Ob da wohl auch Dragons auf dem Berg waren, abgesehen von meiner gegenwärtigen Gesellschaft natürlich? Wieso hat man ein Zimmer an der Außenwand und baut dann kein Fenster ein? Wer weiß? Ich finde Fenster gut, Sethra Lavode aber vielleicht nicht.
    Schließlich ist da was dran, daß Fenster nicht nur einen selbst nach draußen, sondern auch andere hineinschauen lassen.
    Eine Kerze flackerte, und Schatten tanzten.
    »Na schön«, sagte ich. »Dann legen wir mal die
    Karten auf den Tisch. Wenn Ihr diesen Stab unbedingt haben wollt, warum stürmt Ihr und der Lord Morrolan dann nicht einfach in die Behausung und nehmt ihn Euch?«
    »Würden wir ja gerne«, meinte Morrolan.
    Sethra Lavode stimmte zu. »Man ›stürmt‹ nicht
    einfach so in die Behausung eines Athyra-Magiers.
    Vielleicht wenn ich hier wegkönnte – aber das tut jetzt nichts zur Sache.«
    Ich sagte: »Na gut, schön. Nur seht mal: Ich habe keine Ahnung, was Ihr über mich wißt oder über mich zu wissen glaubt, aber ich bin kein Dieb. Ich habe keine Ahnung davon, irgendwo einzubrechen und Sachen zu stehlen. Ich weiß nicht, warum Ihr überhaupt auf die Idee 60
    gekommen seid, ich könnte –«
    »Wir wissen eine ganze Menge über Euch«, sprach die Zauberin.
    Aha. »Dann wißt Ihr ja auch, daß ich nicht –«
    »Nicht ganz«, sagte Morrolan.
    »Es geht dabei«, ging Sethra Lavode dazwischen, bevor ich etwas erwidern konnte, »um die besonderen Eigenheiten von Loraans Alarmsystem.«
    »Ähmmmm, soso«, meinte ich. »Dann erzählt mal.«
    »Die gesamte Behausung ist mit Zaubersprüchen
    belegt, welche jedes menschliche Wesen dort verfolgen, so daß jeder Eindringling, und sei er auch noch so gut, augenblicklich entdeckt wird. Weder Morrolan noch ich haben die Fähigkeiten, sie außer Kraft zu setzen.«
    Da mußte ich kurz auflachen. »Und Ihr glaubt, ich könnte das?«
    »Ihr habt nicht zugehört«, sagte Morrolan. »Seine Zaubersprüche können menschliche Wesen entdecken –
    Ostländer aber nicht.«
    »Oh«, machte ich. Dann: »Seid Ihr sicher?«
    »Ja«, bestätigte Sethra. »Außerdem wissen wir, daß er sehr viel Vertrauen in diese Systeme setzt und nur wenig sonst hat, was Euch aufspüren könnte.«
    Ich fragte: »Wißt Ihr, wie es dort drinnen aussieht?«
    »Nein. Aber ich bin sicher, Ihr habt die notwendigen Quellen zur –«
    »Ja, kann schon sein.«
    Sethra sprach weiter:

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