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Taltos

Taltos

Titel: Taltos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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vermutlich daran hindern konnte, nach draußen zu teleportieren.
    Außerdem war da noch die Geschichte mit Quion und zweitausend Goldimperials.
    Ich gestattete mir einen Anflug von Gleichgültigkeit und folgte ihm. Meine Knie zitterten nicht, was für einige Zeit meine ganze Konzentration erforderte. Auf der linken Seite tauchten noch ein paar Türen auf, dann kamen wir in einen schmalen Gang. Dem folgten wir bis 44
    zu einem Bogen, nach dem der Gang breiter wurde. Hier waren die Wände schwarz und ohne Dekorationen,
    abgesehen von Fackeln. Das Gestein habe ich nicht erkannt, aber es war kein Obsidian, soviel steht fest.
    Rauh war es und konnte anscheinend das Licht aufsau-gen. Während das Schwarz in Morrolans Behausung mit einiger Anstrengung unheilvoll zu wirken versuchte, war diese Farbe im Dzurberg von natürlicher Finsternis und verwies ganz beiläufig auf heimtückische Macht und dunkle Kräfte.
    Ja, ich weiß, daß schwarz für die Dragaeraner
    Zauberei bedeutet. Für mich ist schwarz aber finster.
    Dragaeraner sind irgendwie verdreht, das hab ich ja schon gesagt.
    Im Vorbeigehen fiel mir auf, daß zwischen den
    Fackeln jeweils siebzehn Schritte lagen.
    Morrolan öffnete eine Tür, hinter der sich eine enge, eiserne Wendeltreppe befand. Ich folgte ihm hoch in eine weitläufigere Halle, die nach oben anzusteigen schien, mit noch mehr Leuchten und noch mehr verzierten Türen.
    Auch hier waren die Wände schwarz.
    An einer Stelle fragte ich: »Gab es denn keinen besseren Weg, mich hierher zu holen?«
    »Wir hätten Euch entführen können.«
    Dann blieb er vor einer großen Holztür stehen, auf der ein kauernder Dzur abgebildet war. Morrolan öffnete sie, und die Türflügel schwangen auseinander.
    Der Raum dahinter war etwa zehn Meter lang. Kerzen und Fackeln erhellten ihn. Die Sessel sahen bequem aus.
    Alle schwarz. Meine Meinung darüber habe ich ja bereits kundgetan. Schatten flackerten hin und her, so daß man kaum etwas ausmachen konnte…
    … In einem der Sessel saß jemand. Ich wagte mal 45
    einen Schuß ins Blaue, wer das sein könnte, und starrte sie an. Keiner bewegte sich. Sie war schlank, mit einem sanften, alterslosen, adlerhaften Gesicht mit hohlen Wangen, das von glattem Haar umrahmt wurde, natürlich auch schwarz schwarz schwarz. Ihr Götter, allmählich ging mir diese Farbe auf den Geist.
    Vielleicht würde ein Dragaeraner sie anziehend finden, ich weiß es nicht. Sie war sehr blaß; eigentlich überraschte es mich, daß ich sie nicht sofort erblickt hatte, so groß war der Kontrast zwischen ihrem Gesicht und der Umgebung. Natürlich hatte sie auch schwarze Kleider an. An ihrem Umhang waren Rüschen aus Spitze, die ihr bis ans Kinn reichten. Darunter, auf ihrer Brust, ein großer Rubin. Sie hatte lange Hände, die noch länger erschienen, weil sie die Nägel spitzgefeilt hatte. Am Mittelfinger ihrer linken Hand steckte ein Ring mit etwas, das, glaube ich, ein sehr großer Smaragd war. Mit tiefen, klaren, alten Augen starrte sie mich an.
    Dann erhob sie sich, und an ihrer Seite entdeckte ich einen kleinen blauen Punkt, der, wie ich feststellte, ein Edelstein am Heft eines Dolches war. Kurz darauf konnte ich ihn spüren und wußte, daß diese Waffe wenigstens so mächtig war wie Morrolans Schwert. Beim Aufstehen verschwand der Dolch in einer Falte des Gewands, wodurch sie wieder nahezu im Verborgenen stand, wäre da nicht ihr weißes Gesicht gewesen mit diesen Augen, die mich wie die eines Wolfes anfunkelten.
    Vermutlich wollte sie, daß ich mich wohlfühle, denn als sie so dastand, erhellte sich der Raum. In dem Augenblick bemerkte ich dann auf dem Boden vor mir mit dem Gesicht nach oben Quions leblosen Körper.
    Seine Kehle war durchgeschnitten worden, und das rote Blut war auf dem schwarzen Teppich fast unsichtbar.
    »Willkommen«, sagte sie mit einer Stimme, die glatt 46
    wie Glas und sanft wie Seide ihrer Zunge entfloß. »Ich bin Sethra.«
    Ohne Scheiß.

    Unter den Gewohnheiten, die im Ostreich praktiziert werden, ist auch jene, welche die Wiederkehr des Geburtstages betrifft. Für einen Ostländer ist dies ein Tag, an dem der Geborene sich selber feiert, anstatt jene zu ehren und zu würdigen, die ihn auf die Welt gebracht haben.
    Meinen zehnten Geburtstag habe ich mit meinem
    Großvater verbracht, hauptsächlich damit, ihm mit Freude bei der Arbeit zuzusehen. Wann immer gerade kein Kunde da war, habe ich ihm Fragen gestellt und dabei über die drei Arten von Liebestränken gelernt,

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