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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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trübsinnig ein. »Hier wurde kein Junge geboren. Es gibt hier überhaupt keine anderen Kinder. Warum können wir nicht in Atyion leben, wie früher du und Vater? Und warum zeigen die Kinder im Dorf mit dem Finger auf mich und starren mich an?«
    Halb erwartete Tobin, dass Tharin ablenken und von anderen Dingen reden würde, wie sein Vater und Nari es stets taten. Stattdessen schüttelte er den Kopf und seufzte. »Ich vermute, wegen des Dämons und weil deine Mama so unglücklich ist. Dein Vater findet, dass es so am besten ist, aber ich weiß nicht …«
    Dabei sah er so traurig aus, dass Tobin beinah hervorgesprudelt hätte, was an jenem Tag im Turm vorgefallen war. Er hatte nie jemandem davon erzählt.
    Bevor es jedoch aus ihm herausplatzen konnte, kam Nari, um ihn zu holen. Tobin versprach sich, dass er Tharin am nächsten Tag während ihres Ausritts davon berichten würde, doch da begleiteten sie Koni und der alte Lethis, und es fühlte sich nicht richtig an, vor jemand anderem davon zu reden. Ein weiterer Tag verstrich, dann noch einer, und er vergaß es, doch sein Vertrauen in Tharin blieb.
     
    Im Verlauf des Cinrin fiel wenig Schnee, kaum genug, um die Weide zu bedecken, dafür wurde es bitterkalt. Tharin ließ die Männer unablässig Feuerholz aus dem Wald holen, und alle schliefen in der Halle, wo das Feuer im Kamin Tag und Nacht brannte. Tobin trug selbst im Haus zwei Kittel und seinen Mantel. Untertags ließ Köchin einen Feuerkessel im Spielzeugzimmer brennen, damit sich Tobin dort vergnügen konnte, dennoch bildete sein Atem Wölkchen in der Luft.
    Der Fluss fror so fest zu, dass man darauf gehen konnte, und einige der jüngeren Soldaten und Bediensteten nutzten dies, um eiszulaufen, doch Nari erlaubte Tobin nur, ihnen vom Ufer aus zuzusehen.
     
    Eines strahlenden Morgens spielte er gerade alleine oben im Haus, als er das Geräusch eines auf der gefrorenen Straße galoppierenden Pferdes vernahm. Ein einsamer Reiter kam mit hinter ihm herwallenden, roten Umhang die Weide herauf und über die Brücke geritten. Tobin beugte sich über den Sims vor und sah, dass sein Vater hinausging, um den Mann zu begrüßen und ins Haus einzuladen. Das rote und goldene Abzeichen kannte Tobin nur zu gut: Es war ein Bote des Königs, was für gewöhnlich nur eines bedeutete.
    Allerdings blieb der Mann nicht lange und brach bald wieder auf. Kaum hatte Tobin gehört, wie die Hufe seines Pferds über die Brücke klapperten, eilte er die Treppe hinab.
    Sein Vater saß auf einer Bank am Kamin und musterte eine lange Schriftrolle, gewichtet mit den Siegeln und Bändern des Königs. Tobin setzte sich neben ihn, spähte auf das Dokument und wünschte, er könnte es lesen. Obwohl das eigentlich gar nicht nötig war; er wusste, wie die Botschaft lautete. »Du musst wieder fort, nicht wahr, Vater?«
    »Ja, und schon sehr bald, fürchte ich. Plenimar nutzt den trockenen Winter, um entlang der mycenischen Küste zu plündern. Die Mycener haben Erius um Hilfe gebe ten.«
    »Um diese Jahreszeit kannst du nicht segeln! Das Meer ist doch zu stürmisch, oder?«
    »Ja, wir müssen reiten«, antwortete sein Vater abwesend. In seine Augen war bereits ein ferner Blick getreten, und Tobin wusste, dass er über Vorräte, Pferde und Männer nachdachte. Das würde das Einzige sein, worüber er und Tharin sich abends am Kamin unterhalten würden, bis sie aufbrächen.
    »Warum führt Plenimar ständig Krieg?«, fragte Tobin und verspürte Zorn auf diese Fremden, die andauernd Ärger verursachten und ihm seinen Vater wegnahmen. Das Sakor-Fest stand in wenigen Wochen bevor, und sein Vater würde bestimmt noch davor abreisen.
    Rhius schaute zu ihm auf. »Erinnerst du dich an die Karte, die ich dir gezeigt habe, an die drei Länder um das Innere Meer?«
    »Ja.«
    »Nun, einst waren sie ein einziges Land, beherrscht von Priesterkönigen, die man Hierophanten nannte. Ihre Hauptstadt war Benshâl in Plenimar. Vor langer Zeit teilte der letzte Hierophant das Reich in drei Länder, aber die Plenimarer waren damit nie einverstanden und wollen von jeher das gesamte Gebiet zurückhaben.«
    »Wann darf ich mit dir in den Krieg ziehen?«, wollte Tobin wissen. »Tharin sagt, ich bin beim Unterricht sehr gut!«
    »Ist mir zu Ohren gekommen.« Sein Vater umarmte ihn und lächelte auf eine Weise, die ein ›nein‹ bedeutete. »Ich mache dir einen Vorschlag: Sobald du groß genug bist, um mein zweites Ringpanzerhemd zu tragen, darfst du mich begleiten. Komm, lass

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