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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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dies vorwiegend daher rührte, dass sie seine Gunst erringen wollten. Viel lieber besuchte er die Männer in den Truppenunterkünften. Seinen Vater hatte er zwar nie in Gesellschaft der Soldaten gesehen, aber er war immer freundlich zu den Männern seiner Garde gewesen, und Tobin wäre nie in den Sinn gekommen, sich anders zu verhalten. Bald kannte er die meisten Offiziere und Unteroffiziere namentlich und veranstaltete Schaukämpfe zwischen seiner Garde und jedwedem Schwertkämpfer, den die Menschen Atyions ins Gefecht schicken wollten, wobei er sogar bei einigen Runden selbst antrat. Es enttäuschte ihn, dass sie ihn gewinnen ließen, doch Tharin versicherte ihm später, dass sie es aus Liebe und Achtung taten, nicht aus Furcht.
    »Du bist ihr Herr und solltest dir die Zeit nehmen, dir ihre Namen zu merken«, riet er Tobin. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel das einem Mann in den Rängen bedeutet.«
    Tobin stattete auch dem Zimmer seiner Eltern mehrere Besuche ab und versuchte erneut, einen Widerhall dessen wahrzunehmen, wer sie gewesen waren, allerdings hielt er sich diesmal dabei vom Kleiderschrank seiner Mutter fern. Die Erinnerung an sein damaliges Spiegelbild ließ ihn immer noch erröten.
    Stattdessen begaben sich Ki und er spätnachts dorthin, wenn alle anderen schliefen, setzten sich an den Weintisch und spielten Bakshi. Oft rief Tobin dabei Bruder herbei und ließ ihn mürrisch in den Schatten kauern, während sie spielten. Der Geist hatte keine weiteren Anzeichen erkennen lassen, Ki verletzen zu wollen; Tobin war beinah in der Lage, ihm zu verzeihen.
     
    Als die zwei Wochen vorüber waren, widerstrebte es Tobin aufzubrechen; mittlerweile fühlte sich Atyion fast ebenso sehr wie sein Zuhause an wie die Feste. Vermutlich lag es daran, wie ihn die Menschen auf den Straßen grüßten, stets freundlich, allzeit lächelnd. In Ero verkörperte er den Neffen des Königs, Korins Vetter, den seltsamen, kleinen zweiten Thronerben. In Wahrheit nur einen Platzhalter. In Atyion betrachtete ihn jedermann als Sohn und als die künftige Hoffnung der Menschen.
    Ringelschweif begleitete ihn zum vorderen Hof, als es Zeit zur Abreise war, und saß maunzend auf der Treppe, als er aufbrach. Während Tobin durch die jubelnde, Banner schwingende Menschenmenge ritt, die sich entlang der Straßen eingefunden hatte, bedauerte er seinen Platz unter den Gefährten beinah.

 
K APITEL 30
     
    Sie waren erst wenige Tage zurück in Ero, als Korin sie mit Neuigkeiten überraschte, die den Verlauf ihrer aller Leben verändern sollten.
    Es war ein frischer, nach Rauch riechender Herbstmorgen, und Ki freute sich bereits auf den Lauf und auf die Standpauke, die Korin und die anderen vermutlich erhalten würden. Die älteren Jungen waren später dran als üblich, und Porion schäumte bereits vor Wut. Korin und seine Spießgesellen hatten sich in der Nacht zuvor in die unteren Gefilde der Stadt davongeschlichen und waren stinkend nach Hause zurückgekehrt. Ihre betrunkenen Gesänge hatten Ki geweckt, weshalb er wenig Mitgefühl für sie verspürte, als sie letztlich herausgewankt kamen.
    Alben und Quirion sowie ihre Knappen tauchten als Erste auf. Ihnen war noch übel vom Wein, doch ein Blick von Porion genügte, um sie jäh ernüchtern zu lassen. Die anderen folgten einzeln und zu zweit und sahen, wie üblich mit Ausnahme von Luchs, genauso gerädert aus.
    »Wo um alles in der Welt steckt Korin?«, fragte Ki, als sich Luchs neben ihm in die Reihe stellte.
    Der Knappe verdrehte die Augen. »Keine Ahnung. Orneus hat es nicht über die zweite Schänke hinausgeschafft. Ich musste ein Pferd mieten, um ihn nach Hause zu bringen.«
    Tanil kam herausgerannt und fädelte dabei noch seinen Gürtel ein. »Der Prinz ist unterwegs und schickt seine Entschuldigung voraus, Meister Porion.«
    »Oh, tatsächlich?« Die Stimme des Waffenmeisters senkte sich gefährlich, und er bedachte sie alle mit einem zornigen Blick. »Ist heute ein Festtag, Jungs? Habe ich etwa einen vergessen? Jedenfalls scheint es ein guter Tag zu sein, um zu verschlafen, wie? Allein dafür könnt ihr … Ah, der Prinz. Was für eine Freude, dass Ihr Euch zu uns gesellen könnt, Hoheit. Und Ihr gleich dazu, Fürst Caliel. Ich hoffe doch, Ihr hattet letzte Nacht eine schöne Zeit?«
    »Danke, Meister Porion, die hatten wir«, erwiderte Korin grinsend.
    Kis Eingeweide zogen sich zusammen; nicht einmal Korin stand es zu, frech zu Porion zu sein. Er wappnete sich für das

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