Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
Herrscher und keine Herrscherin von Skala je geheiratet, ohne sich zuvor in der Schlacht bewährt zu haben.«
»Bei den Vieren, da habt Ihr Recht! Tja, der Junge hat sich einen verflucht ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht. Ich habe nicht vor, Benshâl seinetwillen anzugreifen.«
»Ich glaube, einige der alten Königinnen standen einst vor demselben Problem. Aber es gibt immer Banditen oder Seeräuber. Ich bin sicher, die Gefährten hätten gegen einen solchen Feind nichts einzuwenden. Angesichts ihrer Jugend wäre das ein durchaus ehrenhafter Beginn.«
»Meine Großmutter hat dasselbe getan, um zu heiraten.« Erius seufzte und fuhr sich mit der Hand über den von Silber durchzogenen Bart. »Aber das Kind ist noch nicht da. Wenn Korin jetzt getötet würde, und das Kind …« Abermals verstummte er und vollführte ein Schutzzeichen.
»Ob es Euch gefällt oder nicht, Majestät, Ihr müsst dem Jungen gestatten, sich Lorbeeren als Krieger zu verdienen, andernfalls werden die Armeen ihn nicht anerkennen, wenn, Sakor behüte, die Zeit für ihn kommt, Anspruch auf die Krone zu erheben. Ihr braucht es nur zu sagen, Majestät, und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um Euren Sohn zu beschützen.«
Zu Niryns Überraschung entfachte der Vorschlag keinen Zorn in Erius. »Wie sähe die Magie aus, die Ihr dafür verwenden würdet?«
»Ich versichere Euch, es wäre nichts Unehrenhaftes. Wie könnte es das auch sein? Es wäre kaum mehr, als eine Rüstung zu tragen. Ein schlichtes Amulett würde genügen, wie es Königin Klie den Balladen zufolge stets bei sich hatte.«
»Na schön. Ich werde General Rheynaris eine geeignete Beute für meinen Sohn zum Jagen finden lassen.« Erius lächelte und sah aus, als sei ihm eine Last von den Schultern gehoben worden. »Danke, mein Freund, für Euren guten Rat. Aber noch kein Wort zu irgendjemandem. Ich will es Korin selbst sagen. Könnt Ihr Euch den Ausdruck in seinem Gesicht vorstellen?« Der König wirkte bei dem Gedanken selbst knabenhaft. Er stand auf und klopfte dem Zauberer auf die Schultern. »Könnte ich am Hof nur einen Berater haben, müsste ich Euch behalten. Ihr habt Euch wie immer als unschätzbar erwiesen.«
Niryn drückte sich die Hand aufs Herz. »Möge ich mich Eures Vertrauens stets als würdig erweisen, Majestät.«
Als Niryn in seine Gemächer zurückkehrte, sandte er ein stummes Dankgebet zu Illior, doch das war eine bloße Gewohnheit. In Wahrheit kümmerte ihn schon lange nicht mehr, was die Götter dachten.
K APITEL 31
Bevor Korin seinem Vater die Neuigkeit mitteilen konnte, traf ein knapper Ruf ein und befahl den Prinzen und Meister Porion in den Neuen Palast. Kaum waren sie gegangen, war der Rest der Gefährten nutzlos. Rabe versuchte vergeblich, sie mit Beschreibungen der dreiundzwanzigsten Schlacht von Kouros in seinen Bann zu schlagen; die Jungen schwenkten bei jedem Geräusch aus dem Gang die Köpfe. Verärgert gab er es auf und entließ sie.
Den verbleibenden Nachmittag lungerten sie im Speisesaal herum, da sie keine Benachrichtigung versäumen wollten. Es herrschte angespannte Stimmung; wenn sich der König über die Neuigkeiten gefreut hatte, warum dann das lange Warten?
Ki unternahm den halbherzigen Versucht, mit Barieus und Luchs Astragaloi zu spielen, aber keinem von ihnen gelang es, die Gedanken darauf zu richten.
»Er hat es vermasselt«, zeterte Tanil, während er die Binsen an der Tür platt trat. »Ich habe versucht, ihm zu sagen, er soll vorsichtiger sein, aber er wollte nicht auf mich hören.«
»Er wollte nicht vorsichtig sein, und sie auch nicht«, brummte Caliel, streckte sich auf der Bank am Kamin aus und starrte verdrießlich zur Decke.
»Wird der König Porion die Schuld geben?«, fragte Lutha.
»Oder uns?«, ergänzte Quirion. »Vielleicht findet er, die Gefährten hätten ihn besser im Auge behalten müssen. Was glaubst du, Tobin?«
»Woher soll ich das wissen?« Tobin zuckte mit den Schultern, während er ein Stück Feuerholz zu Spänen schnitzte.
Ki warf einen besorgten Blick auf seinen Freund. Seit dem Vorfall bei der Hinrichtung hatte sich das Verhalten des Königs Tobin gegenüber verändert.
»Ich sage, es sind gute Neuigkeiten für uns, ganz gleich, was geschieht«, erklärte Zusthra. »Korin wird seinen Erben haben, und …«
»Das bestimmt sein Vater«, warf Nikides ein. »Das Kind ist unehelich, schon vergessen?«
»Mir fallen mindestens zwei Königinnen ein, die so geboren wurden«, entgegnete
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