Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
immer noch auf zwei feindliche Bogenschützen schoss. Der gefallene Gefährte auf der Wiese war Lutha. Der Junge lag mit dem Gesicht nach unten im Gras; ein Pfeil ragte aus seinem Rücken. Aber er lebte noch und versuchte, in Sicherheit zu kriechen. Während Tobin hinsah, bohrte sich ein weiterer Schaft in der Nähe von Luthas ausgestreckter Hand in den Boden.
Barieus schrie auf und rannte aus der Deckung hervor, um das Ziel besser erfassen zu können. Seine Pfeile wurden mit sicherer Hand abgefeuert, doch Tobin sah selbst auf die Entfernung, dass er weinte.
Tobin ortete die Stellung der feindlichen Schützen und setzte sich in Bewegung, um sich seitlich anzupirschen. »Folgt dem Prinzen!«, rief Tharin.
Tharin und Ki holten ihn gerade rechtzeitig ein, als sie auf vier weitere Schwertkämpfer stießen, die den Rand der Lichtung entlangschlichen. Tharin durchbohrte einen, woraufhin die anderen flüchteten. Einen der Bogenschützen fanden sie tot vor. Der andere war verschwunden, als sie bei dem Baum eintrafen, hinter dem sie Deckung gesucht hatten.
Ohne auf Tharins Warnung zu achten, rannte Tobin zu Lutha. Barieus befand sich bereits bei ihm.
»Es tut mir leid«, schluchzte Barieus. »Ich habe versucht, zu ihm zu gelangen, aber ich konnte nicht aus der Deckung hervor!«
Lutha stemmte sich hoch und wollte aufstehen, aber ein Hustenanfall hinderte ihn daran. Blutiger Schaum spritzte von seinen Lippen, er brach wieder zusammen und krallte die Hände ins Gras.
»Als es anfing, wurden wir hier draußen überrascht«, berichtete Barieus. »Lutha sagte, wir müssten wegrennen, und ich dachte, er wäre bei mir, aber …«
»Pst, Barieus. Lieg still, Lutha«, sagte Tobin und ergriff Luthas kalte Hand.
Tharin kniete sich neben ihn, um die Wunde zu untersuchen.
»Wie's aussieht, ist 'ne Lunge getroffen«, meinte Dimias.
Tharin nickte. »Wenn der Pfeil herauskommt, wird eine schlürfende Wunde zurückbleiben. Wir sollten ihn vorerst stecken lassen.«
Lutha drückte Tobins Hand und versuchte zu sprechen, doch es gelang ihm nicht. Mit jedem Atemzug blubberte Blut aus seinem Mund.
Tobin hielt den Kopf gesenkt, um die eigenen Tränen zu verbergen. Lutha war sein erster Freund unter den Gefährten gewesen.
»Lasst mich mal sehen«, meldete sich Manies zu Wort, der als Heiler für Tharins Männer diente, wenn kein Drysier zur Hand war. Behutsam tastete er den Bereich um den Pfeil ab. »Wir sollten ihn zurück nach Rilmar schaffen, Prinz Tobin. Diese Verletzung bedarf mehr Heilung, als ihm hier jemand geben kann.« Er drehte sich zu Amin um. »Gibt es in der Gegend Drysier?«
»Ja, im Dorf südlich der Feste.«
»Gut, dann bringen wir ihn dorthin.«
»Wie?«, fragte Tobin. Auf einen Kampf war er vorbereitet gewesen, nicht jedoch darauf, mit ansehen zu müssen, wie ein Freund zu seinen Füßen starb.
»Manies kann ihn hinbringen«, schlug Tharin vor. »Amin, du reitest voraus und holst den Heiler.« Er schaute zu Tobin. »Mit deiner Erlaubnis.«
»Ja, geht«, sagte Tobin, als ihm klar wurde, dass sie auf seine Zustimmung warteten. »Macht schon, beeilt euch!«
Einige der Pferde waren mittlerweile gefunden worden. Amin sprang auf das nächstbeste und donnerte den Pfad entlang los. Manies bestieg ein anderes, und Tharin hob ihm Lutha in die Arme. Sie legten den Jungen seitwärts, sodass der Pfeil nicht auf die Brust des Reiters wies. Abgesehen von der feuchten, angestrengten Atmung ließ Lutha keinen Laut vernehmen.
»Lass mich mit ihm gehen, Tobin«, bat Barieus und rannte los, um ein Pferd für sich zu finden.
Tobins Beine fühlten sich zu schwach an, um ihn zu tragen, als er sich erhob und den Blick über die anderen, im hohen Gras liegenden Körper wandern ließ: Arius, Sefus und drei weitere Gardisten – Gyrin, Haimus und ihr alter Unteroffizier Laris. Erneut verschwamm seine Sicht vor Tränen. Er hatte diese Männer sein Leben lang gekannt. Als Tobin noch klein gewesen war, hatte Laris ihn oft auf den Schultern getragen.
Es war zu viel, um es zu verarbeiten. Tobin wandte sich ab, als die anderen damit begannen, die Leichname einzuwickeln, um sie später zu befördern. Ki kümmerte sich um Arius; Quirion war weit und breit nicht zu sehen.
Nikides und seine Gruppe kehrten auf die Lichtung zurück. Nikides wirkte ein wenig blass, aber sowohl er als auch Ruan hatten Kriegermale auf den Wangen.
Von Korin kam keine Kunde. Sie konnten nur wieder warten.
Inzwischen stand die Sonne hoch am Himmel, und es wurde warm
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