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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Ki. In seinen Augen waren sie die Brüder, die sie immer gewesen waren. Er verlor Tobin gegenüber nie ein Wort über das Gemunkel und behandelte ihn nicht anders.
    Im Gegenzug schluckte Tobin die verwirrte Sehnsucht hinunter, die ihn in den ungünstigsten Augenblicken überkam und tat dasselbe.
    Bei Vollmond, wenn die Schmerzen seinen Bauch plagten und ihn daran erinnerten, wer er wirklich war, gestaltete es sich stets am schlimmsten. Manchmal ertappte er sich sogar dabei, junge Frauen mit neidischen Blicken zu beobachten und sich zu fragen, wie es sich anfühlen musste, mit wallenden Röcken, ins Haar geflochtenen Perlen und Duftwasser an den Handgelenken umherzustolzieren – und dabei von Jungen auf diese unverkennbare Weise angesehen zu werden.
    Irgendwann, dachte Tobin und verbarg in solchen Nächten sein heiß loderndes Gesicht im Kissen, während er versuchte, nicht daran zu denken, dass Ki so dicht bei ihm lag, dicht genug, um ihn zu berühren. Irgendwann werde ich es erfahren, dann weiß ich es.
    Andere Male blickte er allein und nackt auf seine schmalen Hüften und flache, knochige Brust hinab, musterte das schlichte Antlitz, das ihm sein Spiegel zeigte, und fragte sich, ob er je eine richtige Frau sein würde. Das kleine Glied in einer Hand versuchte er sich vorzustellen, es zu verlieren, und schauderte, verwirrter den je.
    Als sie letztlich die Heimreise antraten, gelobte er sich, einen Weg zu finden, Lhel zu besuchen.
    Zurück in Ero wurden Tobin und Ki zu Herren über neue Gemächer in Korins Flügel des neuen Palastes ernannt. Den anderen Jungen wurden Unterkünfte in der Nähe zugewiesen.
    Die üblichen Bälle und Bankette fanden statt, und man erfreute sich daran, zu ihren alten Lieblingsplätzen in der Stadt zurückzukehren.
    Sie waren erst wenige Wochen wieder zu Hause, als der König eine weitere Hinrichtung auf demselben Platz wie damals ankündigte. Tobin hatte den Vorfall mit dem jungen Priester beinah vergessen und aus dem Gedächtnis gestrichen gehabt, wie die Menschen Korin an jenem Tag angesehen hatten, doch diesmal ritten sie mit doppelter Garde los.
    Bei dieser Hinrichtung sollten drei Zauberer verbrannt werden. Tobin blieb der Plattform so fern, wie er konnte, da er fürchtete, erkannt zu werden; doch im Gegensatz zu jenem anderen Mal gingen die Verurteilten teilnahmslos und hinter ihren hässlichen Eisenmasken schweigend in den Tod.
    Tobin wollte den Blick abwenden, als sie brannten, aber er wusste, dass die anderen ihn erwartungsvoll beobachteten. Zweifellos hofften einige, dass er sich erneut zum Gespött machen würde. Also behielt er die Augen offen und das Gesicht auf die blendend weißen Feuer gerichtet, versuchte jedoch, die dunklen Gestalten nicht wahrzunehmen, die sich darin wanden.
    Diesmal verlief alles reibungslos. Die Menge brüllte zustimmend, die Gefährten jubelten. Tobin blinzelte mit schmerzenden Augen und schaute zu Korin. Wie er vermutet hatte, beobachtete ihn sein Vetter und bedachte ihn mit einem stolzen Grinsen. Tobin drehte sich der Magen um, und er musste schwer schlucken, als ihm Galle in die Kehle stieg.
    Beim anschließenden Bankett konnte Tobin nur so tun, als esse er. Die Übelkeit war zwar verflogen, aber er spürte, wie sich tief in seinem Bauch gleich einer Erinnerung Schmerzen regten. Im Verlauf des Abends wurden sie stärker, so schlimm wie an dem Tag, an dem er geblutet hatte. Lhel hatte ihm versprochen, das würde nicht mehr vorkommen, dennoch brachte jeder neue Krampf sein Herz zum Rasen. Was, wenn es doch wieder Blut geben würde? Was, wenn es jemand sähe?
    Niryn weilte wie üblich an der Seite des Königs, und Tobin war mehr als einmal überzeugt davon, den kalten Blick des Mannes auf sich zu spüren. Ki, der mit den anderen Knappen am Tisch diente, bedachte Tobin mit einem fragenden Blick. Tobin wandte sich hastig der Scheibe Lammfleisch zu, die auf seinem Teller kalt wurde, und zwang sich, ein paar Bissen hinunterzuschlucken.
    Sobald sie das Festmahl verlassen konnten, flüchtete er in den nächsten Abort und überprüfte seine Hose auf Blut. Natürlich gab es keines, dennoch fiel es ihm schwer, Kis besorgtem Blick zu begegnen, als er den Abort wieder verließ.
    »Geht es dir nicht gut, Tob?«
    Tobin zuckte mit den Schultern. »Ich vermute, Hinrichtungen bekommen mir nicht.«
    Ki schlang einen Arm um ihn, als sie sich den Weg zurück in ihre Gemächer bahnten. »Mir auch nicht. Und ich hoffe, das werden sie auch nie.«
     
    »Euer Neffe

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