Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
besitzt immer noch nicht den Magen für die gerechte Vollstreckung Eurer Gesetze, mein König«, meinte Niryn, als sie an jenem Abend rauchend in Erius' Gärten saßen.
Erius zuckte mit den Schultern. »Er hat ein wenig blass ausgesehen, sich aber wacker gehalten.«
»In der Tat. Dennoch erscheint mir eigenartig, dass einen Jungen, der sich im Kampf so gut bewährt hat, der Tod eines Verbrechers zu schaffen macht.« Und nicht bloß das. Der Junge war wütend gewesen. Die Erkenntnis hatte den Zauberer belustigt, als er sie speicherte. Der Prinz war von keinerlei Belang mehr, und vielleicht würden die Umstände jegliche Unbilden beseitigen, die er noch bereiten mochte. Ein weiteres Gefecht vielleicht, oder die Pest.
»Ach, ich weiß nicht recht.« Erius beobachtete, wie ein von ihm ausgeblasener Rauchring sich in der abendlichen Brise hinfortkräuselte. »Ich kannte einen guten General, einen wahren Löwen in der Schlacht, der vor Angst erbleichte, wenn eine Katze in denselben Raum zu ihm kam. Und ich sollte Euch das eigentlich nicht erzählen, aber ich habe selbst miterlebt, wie General Rheynaris beim Anblick seines eigenen Blutes ohnmächtig wurde. Wir haben alle unsere kleinen Eigenheiten. Dass ein Junge blass wird, wenn er bezeugt, wie ein Mensch lebendig verbrennt, erscheint mir nicht verwunderlich. Ich habe selbst eine Weile gebraucht, um mich an den Anblick zu gewöhnen.«
»Vermutlich habt Ihr Recht, Majestät.«
»Und was spielt es überhaupt für eine Rolle?« Erius kicherte. »Ich brauche ihn nicht mehr als Erben. Wie Ihr wisst, ist Aliya wieder in anderen Umständen und entwickelt sich prächtig.«
»Ihr habt sie sehr lieb gewonnen, Majestät.«
»Sie ist hübsch, stark und mutig – in der Hinsicht meinem Sohn mehr als ebenbürtig –, und sie himmelt mich an wie einen leibhaftigen Vater. Was wird sie für eine Königin abgeben, wenn es ihr diesmal gelingt, einen Erben zu gebären.«
Niryn lächelte hintergründig und blies einen Rauchring aus.
K APITEL 41
Arkoniel war nicht bewusst gewesen, wie eingelullt er geworden war, bis der vermeintliche Friede, den sie genossen hatten, zerschmettert wurde.
Er arbeitete gerade mit den Kindern im Garten und erntete die letzten Kräuter des Jahres. In jener Nacht würde Vollmond sein, und er erwartete Frost. Plötzlich tauchte wenige Zoll vor seiner Nase ein kleiner Lichtpunkt auf. Wythnir und die anderen beobachteten gespannt, wie Arkoniel die Botschaftskugel mit einem Finger berührte. Er spürte das Kribbeln von Lyans Erregung, als das Licht verpuffte und er ihre Stimme hörte: »Versteckt euch sofort! Ein Bote naht.«
»Kommt, Kinder, ab in den Wald«, befahl er. »Nehmt das Werkzeug und die Körbe mit. Beeilt euch.«
Sobald sie hinter einem Dickicht versteckt waren, wirkte er einen Botschaftszauber und sandte ihn zu Eyoli ins Arbeitszimmer.
»Kommen die Spürhunde, um uns zu holen?«, wimmerte Totmus, der dicht bei ihm kauerte. Die anderen klammerten sich an Ethni, und sie drückte sie fest an sich, fürchtete sich jedoch ebenso.
»Nein, es ist nur ein Bote. Aber wir müssen trotzdem sehr leise sein. Eyoli wird uns Bescheid sagen, wenn es wieder sicher ist.«
Ein Reiter kam im Galopp den Hügel herauf, und sie hörten das hohle Poltern von Hufen auf der Brücke. Arkoniel fragte sich, ob Nari dem Reiter die übliche Gastfreundschaft anbieten würde – eine Mahlzeit und eine Übernachtung. Die Vorstellung, diese Nacht unter den Sternen zu verbringen, behagte ihm nicht. Wie um den Gedanken zu unterstreichen, schlug sich Totmus die Hände auf den Mund, um ein Husten zu unterdrücken. Trotz guten Essens und Naris Fürsorge war er immer noch ein blasses, kränkliches Kind und ließ erste Anzeichen einer Herbsterkältung erkennen.
Die Sonne kroch den Himmel hinab, und die Schatten rings um sie kühlten ab. Die Sterne nahmen den purpurnen Himmel gerade in Besitz, als sie den Reiter erneut hörten.
Arkoniel seufzte vor Erleichterung, als das Geräusch auf der Straße nach Alestun verhallte, trotzdem wartete er auf Eyolis Lichtpunkt, der ihnen sagen würde, dass es sicher sei, ins Haus zu kommen.
Nari und Catilan erwarteten ihn in der Halle. Die anderen Zauberer versteckten sich noch oben.
»Das ist von Tobin«, teilte Nari ihm mit und reichte ihm eine Pergamentschriftrolle mit dem Siegel Atyions.
Arkoniels Herz sank, während er las, obwohl die Botschaft an sich frohe Kunde war: Die Gefährten waren wieder zu Hause, die königliche
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