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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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gab Melissandra zu bedenken. »Und was ist mit den Kindern?« Je höher wir gehen, desto eher wird uns der Winter erreichen.«
    »Lyan, kannst du eines deiner Botschaftslichter zu Iya schicken?«
    »Nicht ohne etwas darüber zu wissen, wo sie sich aufhält. Die Lichter müssen gelenkt werden.«
    »Na schön. Dann machen wir es auf eigene Faust. Wir beladen den Karren und eure Pferde mit allen Vorräten, die sie tragen können, und warten ab, wohin uns die Straße führt. Seid im Morgengrauen bereit.«
    Es war kein großartiger Plan, aber ein Anfang.
     
    Nari und die Diener kümmerten sich um das Vorbereiten der Vorräte. Arkoniel verfrachtete mit Hilfe der Männer seine spärlichen Habseligkeiten zurück in sein einstiges Schlafzimmer im zweiten Stockwerk. Als sie fertig waren, schickte er sie los, um im Küchengarten zu helfen, wodurch er zum ersten Mal seit Monaten allein dort oben zurückblieb. Eine Gänsehaut überzog seine Arme. Es war bereits dunkel.
    Hastig packte er und stopfte Kleider für ein paar Tage in ein Bündel. Er würde nicht lange fort sein; sobald er die anderen irgendwo untergebracht hätte, wollte er zurückkehren und versuchen, mit den Jungen zu reden. Mühsam versuchte er, nicht an die verriegelte Tür weiter unten im Gang zu denken, doch er hatte das wachsende Gefühl, von Ariani beobachtet zu werden.
    »Das tun wir alles für dein Kind«, flüsterte er. Dann ergriff er das schiefe Bündel. Auf halbem Weg zur Treppe fiel ihm ein, dass er den Beutel mit der Schale vergessen hatte. Auch daran hatte er zuletzt vor Monaten gedacht.
    Langsam kehrte er um und blickte suchend in die Dunkelheit jenseits des Lichtkreises seiner Lampe. War das ein weißer Schemen, der dort neben der Turmtür schwebte, oder bloß eine Tücke des Lichts? Mit größter Willensanstrengung setzte er sich in Bewegung, um zum Arbeitszimmer zurückzugehen. Die Luft an seinem Gesicht fühlte sich mit jedem Schritt kälter an, aber er konnte nicht weglaufen. Nicht ohne die Schale.
    Arkoniel preschte zum Tisch und schnappte sich den staubigen Lederbeutel aus dem Versteck darunter. Er stopfte ihn in das Bündel, sah sich furchtsam um und rechnete jeden Augenblick damit, Arianis blutverschmiertes Gesicht in den Schatten zu erspähen. Doch das einzige Anzeichen auf sie war die Kälte, und die lag vielleicht lediglich an der nächtlichen Brise, die durch die Fensterläden blies. Mit zitternden Händen fügte er seinem Gepäck ein paar Kräuter und ein Glas mit Feuerspänen hinzu.
    Er befand sich neuerlich auf halbem Weg zur Treppe, als ihn eine weitere Erkenntnis jäh innehalten ließ.
    In einigen Tagen würde es im Haus vor jungen Adeligen, Jagdgehilfen und Dienern wimmeln. Jede Kammer würde gebraucht werden.
    »Bei Bilairys Hintern!« Er ließ das Bündel am Kopf der Treppe fallen, holte seinen Zauberstab hervor und eilte zurück zu seinen Gemächern.
    Verschleierung war keine schwierige Magie, dennoch bedurfte sie einiger Zeit und gebündelter Aufmerksamkeit. Als er die Türen zu seinen Zimmern verborgen und ihnen den Anschein verliehen hatte, sie wären zugemauert, zitterte er und war schweißüberströmt. Blieben noch zwei bewohnte Gästezimmer auf der anderen Seite des Ganges.
    Erst dann wurde ihm klar, dass er die Fenster vergessen hatte, die man von der Straße aus sehen konnte. Mit einem verärgerten Knurren fegte er die sorgsam gewobenen Zauber beiseite und begann von vorn. Diesmal schuf er das Trugbild, es hätte ein Feuer gegeben. Von außen würden die Leute geschwärztes Steinwerk um die Fenstern und die verkohlen Läden sehen. Als er die letzte Tür erneut verbarg, erlosch seine Lampe, und er hörte ein unverkennbares Seufzen.
    Hell wie eine Kerze in der Finsternis stand Ariani an der Turmtür. Wasser und Blut strömten ihr aus dem schwarzen Haar, durchtränkten ihr Kleid und sammelten sich auf dem Boden um ihre Füße zu einer Pfütze. Geräuschlos wie Rauch schwebte sie zur Tür des Arbeitszimmers, eine Hand auf den Mund gepresst, die andere in einem seltsamen Winkel an der Seite, als trüge sie etwas. Eine Weile starrte sie auf das Trugbild und wirkte dabei verloren und verwirrt.
    »Ich beschütze dein Kind«, sagte Arkoniel.
    Einen Atemzug lang musterte sie ihn, dann wandte sie sich wortlos ab.
    Arkoniel hatte nicht erwartet, in jener Nacht zu schlafen, doch kaum hatte er sich auf das ungemachte Bett in Tobins Zimmer gelegt, fiel er in einen unruhigen Schlummer und träumte von Reitern, die ihn durch den Wald

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