Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
hetzten, angeführt von Arianis Geist.
Die Berührung einer kalten Hand an seiner Stirn ließ ihn mit einem erstickten Schrei auf den Lippen erwachen. Es war kein Traum; ihn berührte tatsächlich eine Hand. Wild um sich fuchtelnd, kippte er aus dem Bett und fand sich zwischen der Matratze und der Wand hilflos eingekeilt wieder.
Eine Frau stand auf der anderen Seite des Bettes und zeichnete sich als Umriss im Licht ab, das durch das offene Fenster einfiel. Ariani war ihm gefolgt. Der Gedanke, dass sie ihn im Schlaf befühlt hatte, ließ einen Schauder über seine Haut kriechen.
»Arkoniel?«
Das war nicht Arianis Stimme.
»Lhel?« Er vernahm ein leises Kichern, dann spürte er, wie sich die Matratze durchbog, als sie sich darauf setzte. »Bei den Vieren!« Er kletterte über das Bett, umarmte sie und legte den Kopf in ihren Schoß. Eine Rehzahnkette bohrte sich ihm in die Wange. Lhel zeichnete sich als noch dunkler Schemen gegen die Dunkelheit ab und streichelte ihm das Haar.
»Hast du mich vermisst, kleiner Mann?«
Verlegen setzte er sich auf, zog sie an sich und vergrub die Finger in ihren rauen, schwarzen Locken. Laub und Zweige hatten sich darin verfangen, auf ihren Lippen schmeckte er Salz. »Ich habe dich seit zwei Wochen nicht gesehen. Wo bist du gewesen?«
»Die Mutter hat mich über die Berge an einen Ort geschickt, an dem mein Volk einst gelebt hat. Er liegt nur ein paar Tagesreisen von hier entfernt. Morgen führe ich deine Zauberer dorthin. Allerdings müsst ihr rasch reisen und so viele Behausungen wie möglich errichten, bevor der Schnee kommt.«
Arkoniel wich ein wenig zurück und versuchte, ihre Miene auszumachen. »Deine Göttin hat dich heute hierher zurückgeführt, genau, als ich dich am meisten brauchte?«
Da sie nichts erwiderte, vermutete er, sie war bereits einige Zeit zurück. Bevor er nachhaken konnte, überraschte sie ihn damit, dass sie ihn aufs Bett zurückstieß und ihn hungrig küsste. Feuer schoss durch seinen Bauch, als sie auf ihn kletterte, ihren Rock anhob und sich an seinem Kittel zu schaffen machte. Er spürte erst raue Wolle am Bauch, dann warme Haut. Es war das erste Mal, dass sie ihm eine fleischliche Vereinigung innerhalb der Feste anbot, und sie schien ebensolche Sehnsucht danach zu haben wie er. Sie drückte sich seine Hände an die Brüste und ritt ihn wild, dann beugte sie sich vor, um ihre lustvollen Schreie zu ersticken. Blitze zuckten hinter Arkoniels geschlossenen Lidern, während er sich stöhnend unter ihr wand, dann explodierte die Welt in rotem Licht.
Als seine Gedanken aufklarten, lag sie neben ihm und hielt sein Gemächt in einer heißen, feuchten Hand.
»Dein Bündel ist zu klein für die Reise«, murmelte sie.
»Es war noch recht voll, bis du es gerade entleert hast«, kicherte er, da er dachte, sie scherzte über seine Männlichkeit.
Lhel stütze sich auf einen Ellbogen und fuhr mit einem Finger seine Lippen entlang. »Nein, dein Reisebündel. Tot nützt du Tobin nichts. Du musst mit den anderen gehen und fortbleiben.«
»Aber du bist doch jetzt hier! Du könntest sie zu deiner Eiche bringen und sie dort verstecken.«
»Es sind zu viele, und es kommen zu viele Fremde, vielleicht sogar mit Zauberern, die genug Macht besitzen, um meine Magie zu durchschauen.«
»Aber ich will die Jungen wiedersehen. Bring mir bei, wie du dich so lang versteckt halten konntest!« Er ergriff ihre Finger und küsste die raue Handfläche. »Bitte, Lhel! Im Namen der Mutter flehe ich dich an …«
Lhel riss ihre Hand zurück und glitt aus dem Bett. Arkoniel konnte ihr Gesicht nicht sehen, als sie die Kleider zurechtrückte, doch er spürte ihre Wut.
»Was ist? Was habe ich denn gesagt?«
»Dazu hast du kein Recht«, zischte sie. Sie durchquerte die Kammer, um ihr abgelegtes Kopftuch zu holen. Dabei fiel Mondschein auf ihre Züge und verwandelte sie in eine hässliche Fratze. Das fahle Licht füllte jede Falte, jede Runzel mit Schatten und beraubte ihr Haar seiner Farbe. Die Zeichen der Macht prangten deutlich wie Tinte auf Alabaster auf ihrem Gesicht und ihren Brüsten. Die Geliebte, die sie noch vor wenigen Augenblicken gewesen war, stand vor ihm, wie er sie noch nie erlebt hatte – als rachsüchtige Hexe.
Arkoniel schrak zurück; dies war die Seite an Lhel, vor der Iya ihn so oft zu warnen versucht hatte. Bevor er sich eines Besseren besinnen konnte, hatte er die Hand zu einem Schutzzeichen gegen sie erhoben.
Lhel erstarrte; ihre Augen lagen in schattigen
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