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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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dir zeigen möchte, ist keine richtige Magie, sondern ein Schutz dagegen«, versicherte ihm Arkoniel. »Alles, was du zu tun brauchst, ist, dir etwas sehr deutlich vorzustellen, ein Bild davon in deinem Kopf anzufertigen. Kannst du dir für mich das Meer vorstellen?«
    Tobin dachte an den Hafen von Ero bei Sonnenaufgang, mit großen Handelsschiffen vor Anker und kleinen Fischerbooten, die wie Wasserläufer daneben schaukelten.
    Einen Lidschlag lang spürte er eine kühle Berührung an der Stirn, aber niemand hatte sich bewegt.
    Iya kicherte. »Das war sehr gut.«
    »Ich dir gesagt«, meinte Lhel.
    Tobin öffnete die Augen. »Das ist alles?«
    »Das war ein Anfang, und ein sehr guter«, erwiderte Arkoniel. »Aber du musst üben, so oft du kannst, und es tun, wenn Niryn oder einer der Spürhunde dich bemerkt. Der wahre Kniff dabei ist, nicht so auszusehen, als würdest du an etwas anderes denken.«
    »Arkoniel hat früher immer das Gesicht verzogen, als hätte er einen Krampf«, verriet Iya und sah ihn mit demselben liebevollen Ausdruck an, mit dem Nari manchmal Tobin bedachte. »Aber du kannst nicht immer an dasselbe denken. Am sichersten ist es, wenn du die Gedanken auf etwas bündelst, was du gerade gemacht hast. Wenn du beispielsweise der Falknerei gefrönt hast, könntest du an Fußriemen oder Flügelmuster oder das Geräusch der Glocken denken.«
    Tobin versuchte es erneut und dachte an das Spiel, mit dem sich er und Ki gerade vergnügt hatten.
    »Wieder gut gemacht!«, rief Arkoniel aus. »Aber denk daran, deine beste Verteidigung gegen Niryn und seinesgleichen besteht darin, ihnen keinen Grund zu geben, in deinen Kopf zu blicken.«
     
    Tobins Entschuldigung wurde am folgenden Tag zurück nach Ero befördert. Die Jungen beobachteten den Boten von Kis Fenster aus und zeigten dem in der Ferne entschwindenden Reiter die Zunge.
    Ki ging es endlich gut genug, um Naris Einschränkungen zu entfliehen, und sie verbrachten den Tag damit, durch die Feste zu wandern und die Truppenunterkünfte zu besuchen. Ki wollte auch Arkoniel sehen, aber der Zauberer ging nicht an die Tür, als sie daran klopften.
    Als sie weggingen, schaute Ki über die Schulter zurück. Der Anblick der geschlossenen Tür löste ein bedrückendes Gefühl in ihm aus. »Was glaubst du, wo er sein könnte?«
    »Irgendwo in der Gegend«, antwortete Tobin achselzuckend. »Wieso wirkst du so besorgt? Ich habe ihn erst gestern gesehen.«
    »Ich nicht mehr seit deiner Namenstagsfeier«, erwiderte Ki. »Allmählich glaube ich, er meidet mich.«
    Tobin stupste ihn in die Seite. »Warum sollt er das tun?«
     
    Ki überraschte, wie schnell ihn seine frisch gewonnene Kraft verließ. Mitte des Nachmittags fühlte er sich bereits wieder schwach und sah bisweilen Dinge doppelt, was ihn beunruhigte, denn Iya hatte ihm versichert, es würde vorübergehen. Der Gedanke, dass sie sich irren könnte, war zu beängstigend, um darüber nachzugrübeln. Was wäre ein blinder Knappe irgendjemandem nütze?
    Wie immer schien Tobin ohne Worte zu spüren, wie sich Ki fühlte, und bat um ein frühes Abendessen oben im Zimmer.
    In jener Nacht schliefen sie in Tobins Zimmer. Ki seufzte glückselig, als er auf die weichen Nackenrollen zurücksank. Selbst wenn es nur noch für wenige Nächte so sein würde, fühlte es sich gut an, dass die Dinge so wie früher waren. Er hatte seit Tagen nicht mehr an Ero oder seine Feinde unter den Gefährten gedacht.
     
    Tobins Grübeleien verliefen in ähnlichen Bahnen, während er die an der Decke tänzelnden Schatten beobachtete, die das Kerzenlicht warf. Ein Teil von ihm vermisste Korin, die anderen und die Aufregungen des Palastlebens. Aber Oruns wütende Briefe verdarben all das. Nicht zum ersten Mal wünschte er, die Dinge wären wieder wie früher.
    »Dieses verdammte Ding juckt«, murrte Ki und rieb sich die Stirn. Er drehte Tobin das Gesicht zu. »Wie sieht es aus?«
    Tobin schob Kis weiches, braunes Haar beiseite, um mehr erkennen zu können. Über Kis rechtem Auge, unmittelbar unter dem Haaransatz, prangte immer noch eine geschwollene, verkrustete, zwei Zoll lange , Wunde. Die Beule ging von purpurn in ein hässliches, gesprenkeltes Grün über. »Du musst auf einen Stein gefallen sein, als du gestürzt bist. Tut es immer noch weh?«
    Ki lachte zu ihm empor. »Jetzt fang nicht du noch an, mich zu bemuttern! Ist schon schlimm genug, dass ich so lange im Haus gefangen bin. Mein alter Herr hätte das niemals zugelassen, das kann ich dir

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