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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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freundlich verhielt.
    »Ein Brief für Euch von meinem Herrn, Fürst Orun, Prinz Tobin«, sagte Bisir und reichte Tobin zaghaft das versiegelte Pergament. »Und wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, mein Prinz, es ist schön festzustellen, dass Ihr so gut ausseht. Hauptmann Tharins letztes Schreiben gab meinem Herrn Anlass zu glauben, Eure Gesundheit könnte gefährdet sein.«
    Zu spät erkannte Tobin seinen Fehler. Nun würde es nutzlos sein zu schreiben, dass es ihm nicht gut ginge. Als er den Brief öffnete, wurde deutlich, dass es ohnehin keinen Unterschied gemacht hätte. Orun drohte, ihn mit einem Wagen zurückzuholen, wenn es sein musste.
     
    »Ist schon gut«, meinte Ki, als Tobin in ihrem Zimmer zeterte. »Ich kann inzwischen reiten, wirklich.«
    Iya allerdings war davon weniger überzeugt, und sie gingen an jenem Abend in bedrückter Stimmung zu Bett. Tobin, der nicht schlafen konnte, sandte ein halbherziges Gebet zu Sakor und Illior, dann fragte er sich, ob die Götter je ein Gesuch hörten, ohne dass es im Rauch einer Opfergabe zu ihnen befördert wurde.
    Als er am folgenden Morgen erwachte, fiel ihm als Erstes etwas Weißes auf dem Boden auf. Schnee. Ein Laden hatte sich geöffnet, und auf den Binsen unter dem Fenster hatte sich eine kleine Wehe gebildet. Weiterer Schnee wurde hereingeblasen. Tobin sprang aus dem Bett, rannte zum Fenster, lehnte sich hinaus und lachte, als ihm die vom Wind erfassten Flocken gegen die Wangen rieselten.
    Die Weide war hinter dichten, wogenden weißen Vorhängen verschwunden. Mit Mühe konnte er noch den Giebel des Kasernendachs erkennen, aber die Brücke zeichnete sich nur noch als dunkler Schemen dahinter ab.
    Er sammelte eine Handvoll Schnee ein und bewarf Ki damit, um ihn zu wecken. Anscheinend waren die Götter in großmütiger Laune gewesen.
     
    Der Sturm hielt drei Tage an, türmte den Schnee auf die halbe Höhe der Türpfosten und schloss Bisir bei ihnen ein, was zu gewissen Schwierigkeiten führte. Iya gab sich zu erkennen, aber Arkoniel musste sich oben verstecken, falls Bisir beschlösse, Bereiche zu erkunden, in denen er nicht erwünscht war.
    Anfangs fühlte sich der junge Kammerdiener sichtlich unwohl und fehl am Platz in diesem schlichten Landhaushalt. Es gab für ihn nichts zu tun, niemanden zu bedienen. Die Frauen wollten nicht, dass er ihnen in der Halle im Weg herumstand, also kümmerten sich Koni und ein paar der jüngeren Gardisten um ihn und schleiften ihn mit in die Truppenunterkünfte. Ki und Tobin beobachteten vom Kopf der Treppe aus, wie sie ihn regelrecht hinaustrugen. Umgeben von raubeinigen Soldaten, die sich einer derben Ausdrucksweise befleißigten, wirkte Bisir, als wäre er auf dem Weg zum Galgen.
    Sie sahen ihn erst beim Frühstück am nächsten Tag wieder. Wenngleich er ungewöhnlich zerknittert auftauchte, lachte er tatsächlich mit Koni und den anderen – etwas, das Tobin von dem schüchternen Burschen noch nie erlebt hatte.
     
    Als der Sturm endete, waren die Straßen dermaßen von Schnee verstopft, dass eine Reise vorläufig nicht in Frage kam. Drei goldene Wochen lang lebten sie, als wären sie nie in Ero gewesen.
    Der Schnee verhinderte zwar Ausritte, aber sie verbrachten etliche Stunden mit Bogenschießen, Schneeballschlachten gegen die Gardisten, dem Bauen ganzer Truppen von Schneemännern und mit Schwertübungen in den Kasernen. Irgendwie bezog Koni den Kammerdiener in diese Zeitvertreibe ein, allerdings stellte sich heraus, dass Bisir kein Krieger war.
    Bei den seltenen Gelegenheiten, wenn es Ki und Tobin gelang, sich unbemerkt davonzustehlen, hielten sie am Rand des Waldes nach Lhel Ausschau, aber die Hexe war entweder eingeschneit oder wollte sich nicht zeigen.
     
    Ki wurde wieder kräftig, hatte jedoch beim Bogenschießen immer noch manchmal Schwierigkeiten mit den Augen. Er spielte mit dem Gedanken, sich damit an Tharin zu wenden, endete aber stattdessen eines Nachts, nachdem Tobin eingeschlafen war, vor Iyas Tür. Dort angelangt, hemmte ihn seine aufsteigende Furcht, ihr anzuvertrauen, worum es ging. Iya gebärdete sich jedoch freundlich, ließ ihn an ihrem Kamin Platz nehmen und gab ihm Gewürzwein. Als er endlich hervorsprudelte, was ihm auf dem Herzen lag, schien sie erleichtert.
    »Deine Augen also? Na, dann lass uns mal sehen, was ich tun kann.« Iya beugte sich über ihn und drückte ihm eine Hand auf die Stirn. Eine Weile schwieg sie und stand nur mit halb geschlossenen Augen da, als lauschte sie etwas in

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