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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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nachts darin Platz fanden. Sie hatten nicht genug Seil oder Schlamm, um alle Ritzen abzudichten, doch Cerana wirkte einen Bann gegen Zugluft, und Arkoniel versah das aus Geäst bestehende Dach mit einem weiteren, der die Zweige dicht verwob und sie gegen das Wetter schützte.
    In der Nacht der Wintersonnenwende nahm Lhel Arkoniel in ihre Hütte mit. Er verschwendete keinen Gedanken an die Mutter oder ihre Rituale, als sie sich vereinten, aber er gebärdete sich leidenschaftlich und heißblütig, wodurch das Opfer angemessen erbracht wurde. Die Mutter gewährte Lhel in jener Nacht Visionen, und zum ersten Mal, seit sie den jungen Zauberer in ihr Bett geholt hatte, war sie froh, dass sein Samen in ihrem Leib kein Kind entstehen lassen konnte.
    Als der Morgen graute, befand sie sich bereits meilenweit entfernt und ließ als einzigen Abschied eine Fußspur im Schnee zurück.

 
T EIL V IER
     
    Ylania ë Sydani, Königliche Geschichtsschreiberin
     
    Der erste Angriff der Plenimarer erfolgte nicht mit Armeen oder Schiffen, nicht mit den Totenbeschwörern und ihren Dämonen, sondern mit einzelnen Kindern, die entlang der Küste Skalas ausgesetzt wurden.

 

 
K APITEL 48
     
    Ein Bauer, der mit seinem Karren nach einem Markttag in Ero nach Hause fuhr, bemerkte das kleine Mädchen, das am Straßenrand weinte. Er erkundigte sich nach der Familie der Kleinen, doch sie war zu scheu oder zu verängstigt, um ihm zu antworten. Nach den schlammigen Holzpantoffeln und dem gelblich-braunen, rau gewobenen Kleid zu urteilen, stammte sie nicht aus der Stadt. Vermutlich war sie vom Wagen eines anderen Bauern gefallen. Er stand auf und ließ den Blick prüfend über die Straße vor sich wandern, aber sie erwies sich als verwaist.
    Er war ein freundlicher Mann, und da die Nacht allmählich hereinbrach und keine Hilfe in Sicht war, schien es das einzig Richtige zu sein, sie mit nach Hause zu seiner Gemahlin zu nehmen. Das Kind hörte zu weinen auf, als er es auf den Kutschbock hob, aber es zitterte. Der Bauer hüllte es in seinen Mantel und gab ihr eine der Zuckerstangen, die er für seine eigenen Töchter gekauft hatte.
    »Wir betten dich heute Nacht zwischen meine Mädchen, da wirst du es warm haben wie ein Rüsselkäfer in Haferbrei«, versprach er und trieb sein Pferd an, indem er mit der Zunge schnalzte.
    Das Mädchen nieste, dann nuckelte es glücklich an der Süßigkeit. Da sie stumm geboren worden war, konnte sie dem Mann nicht sagen, dass sie seine Worte nicht verstand. Allerdings erkannte sie am Klang seiner Stimme und daran, wie er mit ihr umging, dass er freundlich war – ganz anders als die Fremden, die sie in einem Boot voll trauriger Leute aus ihrem Dorf weggebracht und nachts an der Straße ausgesetzt hatten.
    Auch für die Zuckerstange konnte sie ihm nicht danken, was sie betrübte, denn daran zu lecken, linderte die heiße Schwellung in ihrer Kehle.

 
K APITEL 49
     
    In Ero zog sich ein düsterer Winter hin. Trauerbanner für Aliya hingen nass und zerlumpt an jedem Haus und jedem Geschäft. Innerhalb der Mauern des Palatins trug vom König bis hinab zum niedrigsten Küchengehilfen jeder schwarz oder graubraun, und so würde es ein Jahr und einen Tag lang bleiben. Und unablässig regnete es weiter.
    Die Palastbediensteten liefen verdrießlich umher und zündeten in den Gängen Rauchfässer mit beißenden Kräutern an. Im Speisesaal der Gefährten brauten die Köche bitteren Drysiertee, um ihr Blut zu reinigen.
    »Das liegt an diesem ungewöhnlichen Winter«, erklärte Molay, als sich Tobin und Ki darüber beschwerten. »Wenn der Boden nicht gefriert, breitet sich üble Stimmung aus, besonders in den Städten. Das ist kein gutes Zeichen.«
    Schon bald sollten sich seine Worte bewahrheiten. Der Rote und Schwarze Tod brach mit neuer Wucht entlang der Ostküste aus.
     
    Niryn übersiedelte Nalia, die mittlerweile fast zwanzig war, still und heimlich nach Cirna. Dank der abgeschiedenen Lage und dem mangelnden Handel waren die Feste und die Ortschaft von der Seuche unberührt geblieben. Das Mädchen und dessen Amme zeigten sich entsetzt über ihr tristes, einsames neues Heim, aber Niryn versprach, sie dafür häufiger zu besuchen.
     
    Bis zum Dostin hatten die Totenvögel über zwanzig Häuser im Hafen von Ero verbrannt und deren von der Pest befallene Bewohner darin eingenagelt.
    Allerdings verhinderte dies nicht die Ausbreitung der Seuche. Ein Pesthaus wurde in der Nähe des Marktes der Getreidehändler entdeckt, und

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