Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
noch hochgezogen war. Tharin legte die Hände an den Mund und rief den Wachen zu, erhielt aber keine Antwort.
Ki schirmte die Augen ab und spähte verkniffen zu den Gestalten auf der Mauer empor. »Das sind Solaris Männer.«
»Öffnet, im Namen des Prinzen!«, brüllte Tharin abermals.
Kurz darauf lehnte sich ein Mann über die Zinne am Tor. »Ich habe ausdrücklichen Befehl von Herzog Solari, wegen der Seuche niemanden aus Ero hereinzulassen.«
»Sohn einer räudigen Hündin!«, stieß Ki hervor.
»Öffne dem Prinzen unverzüglich, oder du wirst als Verräter gehängt! «, schrie Tharin mit einer Stimme, die Tobin noch nie von ihm gehört hatte.
Arkoniel zeigte sich ruhiger. »Es geht um ernste Angelegenheiten, Bursche. Hol auf der Stelle deinen Herrn zur Mauer.«
»Das kann Solari nicht machen!«, rief Ki hitzig aus, während sie warteten. »Das ist Tobins Land, ganz gleich, ob er schon volljährig ist oder nicht.«
»Wer über das Schloss gebietet, der gebietet über ganz Atyion«, murmelte Tharin und starrte finster über den Graben.
»Bruder hatte Recht«, sagte Tobin zu Arkoniel. »Er hat mich vor langer Zeit davor gewarnt, dass Solari Atyion für sich haben wolle.«
Die Sonne folgte eine weitere Stunde ihrem Verlauf, während sie unruhig vor dem Tor ausharrten. Hinter ihnen fand sich eine Schar bewaffneter Dorfbewohner ein. Die Kunde über die Lage hatte sich verbreitet. Tharin entdeckte unter den Leuten mehrere Unteroffiziere und befahl ihnen, Boten zu den umliegenden Gehöften zu entsenden, auf dass von dort ebenfalls Kämpfer geschickt würden. Arkoniel sandte weitere los, um die Priester der Ortschaft zu holen.
Zwei Frauen lösten sich aus der Menge und verneigten sich tief vor Tobin. Eine der beiden trug eine altmodische Rüstung, die andere die weißen Gewänder und die silberne Maske des Tempels Illiors.
Trotz der Maske erkannte Tobin die Priesterin und verbeugte sich ebenfalls. »Verehrte Frau Kaliya.«
Die Priesterin neigte das Haupt und zeigte ihm die bunten Drachen auf ihren Handflächen. »Ich habe von Eurer Ankunft geträumt, wenngleich ich Euch nicht so bald erwartet hatte. Atyion wird den rechtmäßigen Erben nicht im Stich lassen.«
Tobin stieg ab und küsste ihr die Hand. »Und ich Atyion nicht. Habt Ihr es gewusst?«
»Dass Ihr es sein würdet? Nein, Hoheit, aber ich bin sehr erfreut darüber.« Sie beugte ihm den Kopf zu und flüsterte: »Willkommen, Tochter des Thelátimos.«
Weitere Priester trafen ein. Arkoniel und Kaliya nahmen sie beiseite und sprachen leise mit ihnen. Tobin schauderte, während er sie beobachtete. Nacheinander drehten sie sich um und salutierten stumm, mit den Händen über den Herzen vor ihm.
Schließlich tauchte Solari an den Zinnen auf und rief herab: »Seid gegrüßt, Prinz Tobin. Ich bedauere den armseligen Empfang, der Euch bereitet wurde.«
»Wisst Ihr nicht, was in Ero vor sich geht?«, brüllte Tobin zurück. »Man hat gestern Botenvögel hergeschickt. Die Stadt wird angegriffen!«
Erstauntes Raunen ging durch die Menge.
»Ja, ich weiß«, rief Solari. »Aber Atyion muss um jeden Preis vor der Seuche geschützt werden.«
»Das ist nicht richtig!«, gellte jemand aus der Menschenmenge.
»Selbst um den Preis des Lebens des rechtmäßigen Herrn über Atyion?«, brüllte Tharin. »Solari, dies ist Rhius' Sohn, und er ist auf Befehl des Königs hier! Dein eigener Sohn ist bei ihm in Ero.«
»Weitere Tauben haben euch überholt, Tharin, und meine Kunde ist neuer. Der untere Teil Eros ist verloren, und der König sitzt auf dem Palatin in der Falle. Bevor ihr dort sein könnt, werden alle tot sein.«
»Verräter!«, schrie Ki und zückte das Schwert.
Solari schenkte ihm keine Beachtung. »Skala muss verteidigt werden, und Atyion ist das größte noch verbliebene Bollwerk. Es muss von einem erfahrenen General befehligt werden. Überantwortet mir Euren Anspruch, Prinz Tobin, und ich nehme Euch als meinen Erben an. Lasst die Priester mein Gelübde bezeugen.«
»Das tue ich nicht!«, rief die Priesterin Illiors aus, und andere stimmten darin mit ein. »Ich belege Euch mit dem Verräterfluch!«
»Ihr habt weitere Söhne, Solari«, ergriff Arkoniel das Wort. »Selbst wenn wir Euch glaubten, wie lange würde Tobin unter ihnen überleben, wenn so viel auf dem Spiel steht?«
»Keine zwei Wochen!«, schrie eine Frau aus der Menge hinter ihnen.
»Erschießt diesen Verräter!«, brüllte jemand anders. »Erstürmt die Mauern!«
»Hängt die
Weitere Kostenlose Bücher