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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Skalas, Gefolgsmann Iyas. Meine Meisterin und ich sind die auserkorenen Beschützer Prinz Tobins, vor sechzehn Jahren von Illior Lichtträger durch das Orakel von Afra mit dieser Aufgabe betraut. Meiner Meisterin wurde eine Vision zuteil, als Arianis Kinder noch in ihrem Mutterleib weilten. Ihr alle habt gehört, dass die Prinzessin Zwillinge gebar, von denen das Mädchen verstarb, während der Junge überlebte. Das stimmt nicht ganz. Meine Meisterin und ich wurden Zeugen der Geburten in jener Nacht und haben die Wahrheit bis zum heutigen Tage geheim gehalten.
    Nun sage ich euch, dass nicht der Junge, sondern das Mädchen überlebte. Durch den Willen Illiors und für Skala wurde dem Mädchen mit furchterregender und schwieriger Magie die Gestalt seines toten Bruders verliehen, um der Ermordung durch die Hände des Königs und dessen Schergen zu entgehen. Jenes Mädchen steht nun als Prinz Tobin vor euch!«
    Stille. Tobin hörte im Graben jenseits der Mauer Enten quaken und in der Ortschaft Hunde bellen. Dann brüllte jemand: »Das ist kein Mädchen!«
    »Was für Magie vermag, etwas Derartiges zu bewirken?«, verlangte ein bärtiger Priester Dalnas zu erfahren, und seine Worte lösten einen größeren Aufruhr aus, als die Soldaten und die Dorfbewohner, die sich auf dem Schlosshof eingefunden hatten, alle gleichzeitig zu reden begannen.
    Tharin, Ki und Luchs scharten sich mit den Händen an den Schwertgriffen dicht um Tobin. Arkoniels Knöchel traten weiß hervor, da er den Zauberstab so heftig umklammerte, doch es war die Hohepriesterin Illiors, die der Menge Ruhe gebot.
    Kaliya klatschte über dem Kopf in die Hände, woraufhin ein Donnerschlag zwischen den Mauern widerhallte. »Lasst ihn ausreden!«, rief sie. »Würden ich und meinesgleichen der anderen Tempel hier bei ihnen stehen, wenn wir nicht glaubten, seine Worte hätten Bedeutung? Lasst den Zauberer sprechen!«
    Arkoniel verneigte sich vor ihr und fuhr fort. »Fünfzehn Jahre lang habt ihr diesen tapferen jungen Krieger als den Sohn des Rhius gekannt. Heute wird euch durch den Willen Illiors das Vorrecht zuteil, mitzuerleben, wie sich Tobin endlich als wahre Erbin des Throns von Skala offenbart. Ihr seid gesegnet, Menschen Atyions. Ihr werdet Zeugen, wie eine von Illior vorgesehene, rechtmäßige Erbin zu euch zurückkehrt. Ihr habt euer Vertrauen bewiesen, indem ihr den Verräter Solari gestürzt habt. Besiegelt es nun, indem ihr zusammen mit diesen Priestern der Vier zu gesegneten Zeugen werdet.«
    Vereinzelte Rufe und Raunen ertönten, als Arkoniel allen bedeutete, sich von Tobin zu entfernen.
    »Er ist zu ungeschützt! Können wir das nicht in der Halle machen?«, murmelte Tharin.
    »Nein, die Menschen müssen es sehen. Bitte, Tharin, du musst zurückweichen.«
    Tharin bedachte Tobin mit einem letzten, angespannten Blick, dann wichen er, Ki und die anderen widerwillig zurück, allerdings nur bis zum Ende der Treppe. Die Priesterschaft tat es ihnen auf der anderen Seite gleich.
    Obwohl sich seine Freunde keine zwanzig Schritte entfernt befanden, fühlte sich Tobin mutterseelenallein und schutzlos. Niemand jubelte noch oder rief seinen Namen. Der Schlosshof glich einem Meer argwöhnischer Augen.
    Kaliya jedoch lächelte, als spürte sie Tobins wachsende Angst und fühlte mit ihm. Die anderen beobachteten das Geschehen mit offenkundigem Unbehagen.
    Arkoniel trat zu Tobin und reichte ihm ein zierliches Silbermesser; es war jenes, das Lhel gehört hatte. »Sie hat es mir vor einiger Zeit geschenkt. Benutze es mit Mut«, flüsterte der Zauberer und küsste Tobin auf beide Wangen, was er noch nie zuvor getan hatte. »Erinnere dich daran, wie ich es dir erklärt habe. Fang mit der Puppe an. Sei tapfer, Tobin. Es ist dein Volk, das dich beobachtet.«
    Mein Volk. Die gesamte Menschenmenge schien den Atem anzuhalten. Tobin umklammerte das Messer und spürte, wie die Angst von ihm abfiel und ihn mit derselben inneren Ruhe zurückließ, die ihn vor einem Kampf erfüllte. Dennoch zitterten seine Hände, als er die Puppe hervorholte und nach der Haarkordel in der Falte um den Hals tastete. Er schob die Spitze der Klinge darunter, durchschnitt sie und ließ sie zu Boden fallen. Dann schlitzte er den abgegriffenen Musselin auf und leerte die bröckligen Kräuter, die vergilbte Wolle und die Splitter zierlicher Knochen aus dem Leib der Puppe. Dabei fiel auch etwas Kleines und Glänzendes heraus und kullerte die Steinstufen hinab. Es war die goldene Tafel mit den Worten

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