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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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vor der Schürze mit den Händen. »Soll ich es wagen, Harkone?«
    Der Greis sah Tharin an. »Was kann es schaden, zu fragen?«
    »Nur zu, Grannia.«
    »Nun«, mein Prinz«, wiederholte sie, »es ist nur so, dass … na ja, eine Menge von uns Frauen hier in Atyion haben einst in den Rängen gedient. Catilan, Eure Köchin in der Feste von Alestun – sie war meine Unteroffizierin. Wir haben zu den Bogenschützen Eures Großvaters gehört.«
    »Ja, sie hat mir davon erzählt.«
    »Also, es ist so, Prinz Tobin, dass Euer Vater uns die Erlaubnis erteilt hat, uns still und leise in Form zu halten und jene jungen Mädchen zu unterrichten, die etwas lernen wollen. Ist es in Eurem Sinne, wenn wir damit weitermachen?«
    Und da war sie, dieselbe Mischung aus Hoffnung und Enttäuschung, die er so oft in Una gesehen hatte. »Ich würde nie etwas ändern, das mein Vater gewollt hat«, erwiderte er.
    »Seid gesegnet, mein Prinz! Solltet Ihr uns jemals brauchen, so ruft uns einfach.«
    »Ich werde es nicht vergessen«, gelobte Tobin.
    Grannia bedachte ihn mit einem letzten, unbeholfenen Knicks und eilte hinaus, die Schürze gegen das Gesicht gedrückt.
     
    »Gut gemacht, Tobin«, meinte Tharin, als sie sich den Weg zurück zu Tobins Zimmer bahnten. »Bis zum Morgengrauen wird sich dein Ruf durch das Haus verbreitet haben. Dein Vater wäre heute Abend in jeder Hinsicht stolz auf dich gewesen.«
    Koni und Sefus standen am Ende des Ganges in der Nähe seines Zimmers Wache.
    »Bleibst du hier bei uns?«, fragte Tobin, als sie die Tür erreichten. »Schließlich war das deine Kammer.«
    »Danke, Tobin, aber jetzt gehört sie dir und Ki. Mein Platz ist bei der Garde. Gute Nacht.«
    Eine dampfende Wanne stand in ihrem Zimmer bereit, und Tobin ließ sich wohlig hineinsinken, während Ki und ein Page die Nachtlampen anzündeten.
    Tobin tauchte bis ans Kinn unter und beobachtete, wie die Wellen gegen die glatten Holzseiten schwappten. Dabei dachte er abermals an Una und all die Frauen, denen die Ehre verweigert worden war, Kriegerinnen zu werden. Vor seinem geistigen Auge tauchte Grannias Antlitz auf, so hoffnungsvoll und traurig zugleich.
    Er schauderte und sandte weitere Wellen über die Oberfläche des Wassers. Wenn Lhel und Iya Recht hatten, wenn er tatsächlich eines Tages eine Frau werden müsste, würden die Generäle ihm dann trotzdem noch folgen? Oder die Soldaten, die an diesem Tag dem Sohn von Herzog Rhius zugejubelt hatten? Würde er alles verlieren, wenn er das offenbarte, was der Zauberin und der Hexe zufolge sein wahres Gesicht war?
    Tobin blickte an sich hinab: kräftige Arme und Beine mit sehnigen Muskeln, eine flache Brust, ein straffer Bauch – und ein fahler, unbehaarter Wurm zwischen seinen Schenkeln. Bei seinen Hafenstreifzügen mit Korin hatte er genug nackte Frauen gesehen, um zu wissen, dass sie Letzteres nicht hatten. Wenn er sich verwandelte … Abermals schauderte er, legte die Hände über seinen Schritt und spürte, wie sich sein Glied darunter regte.
    Vielleicht irren sie sich! Vielleicht …
    Vielleicht müsste er sich nie verwandeln. Er war ein Prinz, Arianis und Rhius' Sohn. Den Soldaten, denen er hier begegnet war, genügte das. Vielleicht würde es auch Illior genügen …
    Er tauchte unter das Wasser und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Besonders in dieser Nacht würde er nicht über derlei Dinge grübeln. Sein Leben lang war er Prinz genannt worden, doch bis zu diesem Tag hatte er sich nie so gefühlt. In Ero hatte er immer die Kluft zwischen sich und jenen gespürt, die ihr Leben am Hof verbracht hatten. Er war schlicht, unbekannt und unbeholfen, jemand, den ohne seinen Titel keiner der hehren Höflinge eines zweiten Blickes gewürdigt hätte. Seiner Ansicht nach war er ebenso sehr ein Wald- und Wiesenritter wie Ki – und glücklich damit.
    Doch was er an diesem Tag erlebt hatte, veränderte alles. Er hatte das Erstaunen in den Gesichtern der anderen Gefährten gesehen, als sie sein Schloss erblickten. Sein Schloss! Sollten Alben und die anderen jetzt ruhig noch einmal versuchen, ihn von oben herab zu behandeln!
    Und er hatte sich in der Bewunderung der Menschen geaalt. Seines Vaters Krieger hatten für ihn auf ihre Schilde geklopft und seinen Namen gerufen. Ganz gleich, was geschehen mochte, eines Tages würde er sie anführen. Vor seinem geistigen Auge malte er sich ein Schlachtfeld und aufeinanderprallende Streitkräfte aus. Er würde mit Tharin und Ki an der Seite den Angriff

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