Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
erwarten sollte.« Er hielt sie auf Armeslänge und nickte. »Du siehst als Mädchen sehr gut aus.«
»Mein Neffe hatte wesentlich mit unserem Besuch hier zu tun und wollte nicht zurückbleiben«, erklärte seine Tante. Ihr Skalanisch war hervorragend und wies nur den Hauch eines Akzents auf. »Seid gegrüßt, Tamír, Tochter der Ariani. Ich bin Sylmai ä Ariana Mayniri, Schwester der Khirnari von Gedre.«
»Ich fühle mich geehrt, Herrin«, gab Tamír zurück, die nicht recht wusste, was sie von all dem halten und wie sie ihr Gegenüber anreden sollte. Die Aurënfaie verwendeten keine förmlichen Titel, abgesehen von jenem des Klanoberhaupts oder Khirnari .
»Auch euch grüße ich, meine Freunde«, sagte Sylmai zu Iya und Arkoniel. »Es ist eine Weile her, seit wir euch zuletzt in unserem Land gesehen haben.«
»Ihr kennt einander?«, fragte Tamír.
Iya reichte Sylmai die Hände und küsste sie auf die Wange. »Wie sie schon sagte, es ist Jahre her, und es war ein einziger Besuch. Ich fühle mich geehrt, dass Ihr Euch an mich erinnert. Arkoniel war noch ein Junge.«
Sylmai lachte und wandte sich an ihn. »Ja, du bist wesentlich größer geworden. Und das?« Sie berührte ihr Kinn, als striche sie über einen Bart, und verzog spielerisch das Gesicht.
»Trotzdem würde ich dich an deinen Augen erkennen. Das Blut unseres Volkes zeigt sich darin. Und wie ich sehe, hast du noch mehr unsere Verwandten«, fügte sie hinzu und lächelte Tyrien und Wythnir an.
Tamír streckte die Hand dem mürrisch wirkenden Khatme entgegen. »Und Ihr, Herr? Willkommen in meinem Land.«
»Ich fühle mich geehrt, Tamír von Skala. Ich bin Khair í Malin Sekiron Mygil, Gemahl unserer Khirnari .« Seine Stimme erklang tief, sein Akzent etwas ausgeprägter. »Wie ich sehe, steht Euch eine meines Klans bei.«
Saruel verneigte sich. »Es ist mir eine Ehre, dich kennen zu lernen, Khair í Malin. Es ist viele Jahre her, seit ich zuletzt in der Heimat war.«
Letztlich traten die beiden Männer mit dunkelgrünen Sen’gai vor. Der Ältere wirkte wie um die dreißig, der Jüngere war kaum mehr als ein Bursche, doch bei Aurënfaie konnte man das Äußere nicht als Maßstab für das Alter heranziehen. Sie mochten ohne Weiteres zweihundert Jahre alt sein. Zudem gehörten beide zu den bestaussehenden Männern, die sie je erblickt hatte, und ihr Herz setzte einen Schlag aus, als der Größere der beiden lächelte und sich auf skalanische Weise vor ihr verneigte.
»Ich bin Solun í Meringil Seregil Methari, zweiter Sohn der Khirnari von Bôkthersa. Das ist mein Vetter, Corruth í Glamien.«
Corruth ergriff ihre Hand, verbeugte sich und bedachte sie mit einem scheuen Lächeln. »Es ist mir eine Ehre, eine Königin von Skala kennen zu lernen. Mein Klan hat schon im Großen Krieg mit Eurer Ahnin gegen Plenimar gekämpft.«
»Auch ich fühle mich geehrt, Euch kennen zu lernen«, gab Tamír zurück und fühlte sich selbst schüchtern. Die Schönheit dieser Männer und ihrer Stimmen schien einen Bann zu weben, der ihr Herz zum Rasen brachte. »Ich … soll das heißen, ihr seid nicht zufällig hier?«
»Unsere Seher haben behauptet, es gäbe wieder eine Königin in Skala, die das Zeichen Illiors trägt«, antwortete Solun.
»Dass Ihr fürwahr eine Frau seid, sehe ich selbst«, sagte Khair von Khatme. »Habt Ihr noch das Mal?«
»Dein Geburtsmal«, erklärte Arengil. »Es ist eines der Zeichen, anhand der wir dich erkennen sollen. Daran und an der mondförmigen Narbe an deinem Kinn.«
Tamír schob ihren linken Ärmel zurück und zeigte ihnen das rosige Geburtsmal auf ihrem Unterarm.
»Ah, ja! Ist es noch so, wie du dich daran erinnerst, Arengil?«, fragte der Khatme.
»Ja. Aber ich hätte sie auch ohne es an diesen blauen Augen erkannt.«
»Ihr seid gerade erst eingetroffen und habt eigene Belange zu regeln«, warf Solun ein. »Ihr solltet essen und euch ausruhen, bevor wir uns unterhalten.«
»Bitte, wollt ihr euch uns nicht anschließen?«, fragte Tamír ein wenig zu hastig und sah den verärgerten Blick, den Ki ihr zuwarf.
Soluns Lächeln, das seine Erwiderung begleitete, ließ ihr Herz noch schneller schlagen. »Es wäre uns eine Freude.«
Kapitel 31
Ralinus geleitete Tamír über den Platz zu einem weiteren der Gästehäuser. Hinter einer dicken, von Alter geschwärzten Eichentür verbarg sich eine geräumige, in den Fels gehauene Kammer. Weitere Türen führten tiefer in das Gestein zu den Gästezimmern. Junge Bedienstete zeigten
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