Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
Er hatte den anderen lediglich erzählt, Iya habe ihre Aufgabe erfüllt und sich entschieden, fortzugehen. Tamír brauchte die Treue der Zauberer, und jene Bande waren noch zu zerbrechlich, um sie im Augenblick der vollen Wahrheit auszusetzen.
»Du hast dein Schwert vergessen, Cal«, stellte Tanil fest, als sie die Landstraße entlang nach Norden in die schwindende Abenddämmerung ritten. Er senkte den Kopf und blickte schuldbewusst drein. »Ich habe meines verloren.«
»Schon gut. Wir brauchen sie nicht«, versicherte ihm Caliel.
Tanil hatte Atyion bereitwillig verlassen und konnte es kaum erwarten, Korin wiederzusehen. Dank Tamírs Großzügigkeit hatten sie beide anständige Kleider und etwas Gold, genug für zwei Pferde und Lebensmittel für die Reise.
»Aber was, wenn wir erneut den Plenimarern begegnen?«
»Die sind weg. Tamír hat sie vertrieben.«
»Wer?«
»Tobin«, antwortete Caliel.
»Oh … ja. Das vergesse ich immerzu. Tut mir leid.« Er zupfte wieder an den abgetrennten Zöpfen.
Caliel griff hinüber und zog seine Hand weg. »Es ist schon gut, Tanil.«
Der Körper des Knappen hatte sich erholt, innerlich jedoch war er gebrochen, sodass er sich stets leicht benommen und verwirrt gebärdete. Caliel hatte mit dem Gedanken gespielt, ihn zurückzulassen und einfach zu verschwinden, doch er wusste, dass Tanil nie aufhören würde, sich nach Korin zu sehnen.
Und wohin könnte ich schon gehen, um ihn zu vergessen?
Caliel gestattete sich nicht, darüber nachzudenken, wie er vermutlich in Cirna empfangen werden würde. Er würde Tanil als einen letzten Akt des Pflichtbewusstseins und der Freundschaft zurück zu Korin bringen.
Nein, fügte er innerlich hinzu. Mein letzter Akt soll darin bestehen, Niryn zu töten und Korin zu befreien.
Danach konnte Bilairy ihn haben, und er würde nichts bereuen.
Kapitel 43
Nalia sah Korin nur noch sehr selten, seit er von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte. In ihr Bett kam er überhaupt nicht mehr – eine willkommene Erholung. Stattdessen verbrachte er die Tage damit, seinen Krieg zu planen und vorzubereiten.
Nalia beobachtete das Treiben in den Lagern und das stete Kommen und Gehen auf den Burghöfen unter ihrem Balkon. Der unablässige Lärm von Waffen- und Hufschmieden sowie das Rumpeln von Karren erfüllten die Luft.
Dennoch fühlte sie sich nicht vergessen. Korin schickte ihr jeden Tag kleine Geschenke, und Tomara suchte ihn jeden Morgen auf, um ihm von Nalias Zustand zu berichten. In den seltenen Augenblicken, wenn er ihr seine Aufwartung machte, zeigte er sich freundlich und zuvorkommend. Zum ersten Mal freute sich Nalia über den Klang seiner Schritte auf der Treppe.
Korin dachte nicht an Nalia, als er und seine Männer die gewundene Straße hinunter zum Hafen ritten. Bevor er nach Cirna gekommen war, hatte sich dort nur ein winziges Fischerdorf befunden. Im Verlauf des Sommers war es verwandelt worden. Reihenweise behelfsmäßige Häuser, schmucklose Gaststätten und lange Truppenunterkünfte waren aus dem steilen Hang gesprossen, der sich zwischen den Felsen und der Küste erstreckte.
Eine steife Meeresbrise fuhr durch Korins schwarze Locken und trocknete den Schweiß auf seiner Stirn. Der Sommer schwand mit jedem Tag, doch der Himmel blieb nach wie vor klar. Herzog Morus’ Schiffe wogten in der tiefen Bucht vor Anker, mittlerweile in Begleitung über eines Dutzends weiterer. Insgesamt waren es dreiunddreißig Schiffe. Einige stellten kaum mehr als größere Fischerboote da, aber er verfügte über immerhin zwanzig widerstandsfähige Karacken, die jeweils hundert Mann zu befördern vermochten.
Als Korin den Landungssteg aus Stein erreichte, vermischte sich der Gestank von heißem Teer und Fisch mit jenem von Salz. »Ich wünschte, wir könnten damit segeln«, meinte er über die Schulter zu Alben und Urmanis. »Die Schiffe werden binnen weniger Tage in Ero sein, während wir noch die Straße entlangstapfen.«
»Ja, aber dafür befehligst du die größere Streitmacht«, gab Alben zurück.
Er und Urmanis verkörperten die Letzten von Korins ursprünglichen Gefährten und zugleich seine letzten Freunde. Mittlerweile hatte Korin auch Moriel in den Rang eines Gefährten erhoben.
Wie Niryn sagte, hatte die Kröte ihren Wert in den vergangenen Monaten unter Beweis gestellt, und wenngleich es Niryn widerstrebt hatte, ihn aus seinen Diensten zu entlassen, so musste er doch zugeben, dass es reichlich wenige ordentlich ausgebildete, junge
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