Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
Anordnung für eine Hafenstadt, wenn du vorhast, vorwiegend mit den Aurënfaie Handel zu treiben«, stellte Arkoniel fest. »Was ist mit dem Rest von Skala?«
»Dafür finde ich schon eine Lösung«, erwiderte sie nachdenklich. »Für die Plenimarer wird es schwieriger sein, uns hier zu überraschen. Während du weg warst, habe ich ein wenig gekundschaftet. Mahti hatte Recht. Es gibt gutes Wasser und fruchtbaren Boden, außerdem reichlich Stein und Forste zum Bauen.« Sie ließ den Blick umherwandern, und ihre Augen leuchteten vor Vorfreude. »Ich kann es bereits vor mir sehen, Arkoniel! Es wird ein besserer Ort, als Ero es je war.«
»Eine große, glänzende Stadt mit einem Schloss voller Zauberer in ihrem Herzen«, murmelte Arkoniel und lächelte.
Als Kind hatte Tamír ihn für unansehnlich, tollpatschig und bisweilen recht töricht gehalten. Mittlerweile sah sie ihn mit völlig anderen Augen – oder vielleicht hatte er sich ebenso sehr verändert wie sie. »Du wirst mir doch helfen, sie zu bauen, oder?«
»Selbstverständlich.« Er schaute zu ihr und fügte mit einem Lächeln hinzu: »Majestät.«
Auch Arkoniel konnte bereits vor sich sehen, wie die Mauern aus dem Boden wuchsen, und er stellte sich die sichere Zuflucht vor, die sie für all die wandernden Zauberer und all die Kinder wie Wythnir erschaffen würden. Am Knie spürte er das Gewicht des vom Reisen abgewetzten Beutels, der noch immer von seinem Sattelknauf hing wie zuvor von jenem Iyas. Auch für diese Bürde konnte er einen sicheren Ort schaffen. Mittlerweile störte sie ihn nicht mehr so sehr.
Die hässliche, böse Schale war zwar immer noch gefährlich und rätselhaft, aber in gewisser Weise verband sie ihn mit Iya und den Hütern vor ihr – und allen, die noch folgen würden. Womöglich war Wythnir in seine Obhut geschickt worden, um der nächste Hüter zu werden.
»Ich werde dir immer dienen, Tamír, Tochter der Ariani«, murmelte er. »Ich werde dir Zauberer bescheren, wie sie die drei Länder noch nie gesehen haben.«
»Ich weiß.« Sie verstummte wieder, und er spürte, dass sie versuchte, den Mut aufzubringen, um etwas zu sagen. »Ki und ich werden heiraten.«
Er kicherte über ihre Schüchternheit. »Na, das hoffe ich doch stark. Lhel wäre sehr enttäuscht, wenn ihr es nicht tätet.«
»Sie hat es gewusst?«
»Sie erkannte es schon, als ihr noch Kinder wart. Sie hat ihn sehr gemocht. Sogar Iya musste zugeben, dass er mehr ist, als es zunächst den Anschein hatte.« Erneut kicherte er. »Steckrüben, Maulwürfe und Neidhammel.«
»Was?«
»Oh, das war nur etwas, das sie sagte. Ki war der einzige Junge, den sie für deiner würdig hielt.«
»Ich habe sie nie verstanden.« Tamír fuhr nicht fort, und Arkoniel vermutete, dass es ihr unangenehm war, mit ihm über Iya zu sprechen.
»Es ist alles gut, Tamír.«
»Tatsächlich?«
»Ja.«
Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln. »Ich habe so oft von diesem Ort geträumt. Ki war bei mir, und ich habe versucht, ihn zu küssen, aber ich fiel jedes Mal in den Abgrund oder erwachte, bevor ich es tun konnte. Visionen sind schon merkwürdig, oder?«
»Und ob sie das sind. Die Götter zeigen uns eine mögliche Zukunft, aber nichts steht je fest. Es liegt an uns, solche Träume aufzugreifen und zu formen. Wir haben immer eine Wahl.«
»Dann stimmt es also, dass ich auch hätte weglaufen können, oder? So viele Male habe ich mit dem Gedanken gespielt.«
»Vermutlich hat der Lichtträger deshalb dich ausgewählt, weil du so etwas nicht tun würdest.«
Eine Weile starrte sie nachdenklich aufs Meer hinaus, dann nickte sie. »Ich denke, du hast Recht.«
Ein letztes Mal sah sie sich um, und Arkoniel erkannte in jenen blauen Augen die Zukunft, bevor sie lachte und ihr Pferd in den Galopp trieb.
Auch Arkoniel lachte lang und freudig und folgte ihr, wie er es immer tun würde.
Epilog
Mittlerweile wandern nur noch Schafe über den Palatin, und selbst Atyion ist in Vergessenheit geraten. Aus Remoni wurde Rhíminee, da es für skalanische Zungen einfacher auszusprechen ist, doch die Bedeutung bleibt dieselbe: gutes Wasser. Rhíminee, der Lebensquell von Skalas goldenem Zeitalter.
›Wir Zauberer gleichen Steinen in einem Flussbett, die beobachten, wie der Strom des Lebens an uns vorbeifließt.‹
Ich denke häufig an deine Worte, Iya, wenn ich durch die Straßen von Tamírs glänzender Stadt spaziere. Von meinem Balkon aus kann ich immer noch die Mauern erkennen, die sie in jenem
Weitere Kostenlose Bücher