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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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so schlimm?« Emban blickte Oscagne fragend an.
    »Schlimmer«, antwortete Oscagne. »Dem Esel, der diese Expedition genehmigte, war nicht bewußt, daß man den Atanern bestimmte Maßnahmen ausdrücklich verbieten muß, wenn man ihnen etwas befiehlt. Der Dummkopf schickte sie einfach los. Die Ataner haben den König von Arjuna gehängt und alle seine Untertanen in den Dschungel im Süden gehetzt. Wir haben fast zweihundert Jahre gebraucht, die Arjuni dazu zu bringen, wieder von den Bäumen herunterzukommen. Die wirtschaftlichen Auswirkungen waren eine Katastrophe für den gesamten Kontinent.«
    »Wie schon gesagt, diese Ereignisse liegen nicht ganz so lange zurück«, erinnerte Zalasta. »Die Arjuni waren immer Sklavenhändler gewesen, und Sheguan war nur einer von vielen aus Nordarjuna. Er war allerdings mehr ein Organisator. Sheguan baute die Märkte in Cynesga auf und organisierte den Schutz der Sklavenstraßen. Das Eigenartige in Arjuna ist die Tatsache, daß der Sprecher bedeutender ist als der Held. Er heißt Scarpa und ist gleichermaßen gerissen wie gefährlich.«
    »Wie steht es in Tamul selbst?« fragte Emban. »Und in Atan?«
    »Wir scheinen immun gegen diese Seuche zu sein, Eminenz«, antwortete Oscagne. »Wahrscheinlich liegt es daran, daß Tamuler für Heldenverehrung nicht viel übrig haben, und die Ataner der alten Zeit waren um so vieles kleiner als ihre Nachkommen, daß die Ataner von heute sie schlichtweg übersehen.« Er lächelte Engessa verschmitzt an. »Der Rest der Welt wartet atemlos auf den Tag, da der erste Ataner über zehn Fuß groß sein wird. Ich glaube, das ist das Endziel ihrer selektiven Fortpflanzung.« Oscagne blickte Zalasta an. »Eure Informationen sind viel genauer als unsere, Weiser«, lobte er den Styriker. »Die Bemühungen des Imperiums brachten bisher nur Oberflächliches über diese Leute ans Licht.«
    »Mir stehen andere Quellen zur Verfügung, Exzellenz«, erwiderte Zalasta. »Diese Gestalten aus dem Altertum sind auch nicht wirklich gefährlich. Die Ataner könnten natürlich mühelos jeden militärischen Aufstand niederschlagen, doch es handelt sich hier nicht um eine rein militärische Angelegenheit. Jemand treibt mit den düsteren Seiten der menschlichen Phantasie ein gefährliches Spiel und läßt die Schreckensgestalten aus Sagen und Märchen auferstehen. Man hat Vampire und Werwölfe gesehen, Ghuls und Oger, und einmal sogar einen mindestens dreißig Fuß großen Riesen. Die Obrigkeit tut diese Erscheinungen als abergläubischen Unsinn ab, doch das einfache Volk Tamuls ist in Panik. Wir wissen natürlich nicht, ob die Kreaturen, die beobachtet wurden, tatsächlich existieren. Aber so eine Schar von Ungeheuern und Trollen, Urmenschen und Cyrgai verbreitet in jedem Fall Angst und Schrecken. Und um der Sache die Krone aufzusetzen, wurden auch noch die Kräfte der Natur bemüht. Es ist zu Gewittern von ungeheurem Ausmaß gekommen, zu Wirbelstürmen, Erdbeben, Vulkanausbrüchen, ja, vereinzelt sogar zu Sonnenfinsternissen. Das einfache Volk von Tamuli ist dermaßen verängstigt, daß es vor Hasen oder einer Schar Spatzen Reißaus nimmt. Es gibt keinen bestimmten Schwerpunkt für diese Vorfälle. Stets treten sie plötzlich und unerwartet auf. Daher kann niemand vorhersehen, wann und wo es das nächste Mal geschehen wird. Ja, meine Freunde, damit haben wir es zu tun! Ein kontinentweites Schreckensregiment – teils wirklich, teils Illusion, teils echte Magie. Wenn nicht bald etwas dagegen unternommen werden kann, verlieren die Leute vor Angst den Kopf. Das Imperium wird zusammenbrechen, und dann herrscht der nackte Terror.«
    »Und was ist die schlechte Neuigkeit, die Ihr für uns habt, Zalasta?« fragte Vanion.
    Zalasta lächelte flüchtig.
    »Ihr beliebt zu scherzen, Hochmeister Vanion. Heute nachmittag könnt ihr vermutlich noch mehr erfahren, meine Freunde«, wandte er sich an alle. »Ich habe die Ehre, euch eine Einladung zur Sitzung der Tausend zu übermitteln. Eure Anwesenheit ist aus politischer Sicht von großer Bedeutung. Wenngleich die Ratsmitglieder selten einer Meinung sind, gibt es doch eine starke Strömung, die dazu neigt, daß wir in dieser Sache gemeinsam an einem Strang ziehen sollten.« Er hielt seufzend inne. »Ihr solltet jedoch auf einige Feindseligkeit vorbereitet sein«, warnte er. »Es gibt im Rat eine reaktionäre Splittergruppe, deren Vertreter allein schon bei dem Wort elenisch zu geifern anfangen. Ich bin sicher, sie werden versuchen, euch

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