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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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zu provozieren.«
    »Es geht etwas vor, das ich nicht verstehe, Sperber«, murmelte Danae eine Weile später. Sperber hatte sich mit einer von Vanions styrischen Schriftrollen in einen Winkel von Sephrenias kleinem Innengarten zurückgezogen und versucht, die Schriftzeichen zu entziffern. Danae hatte Sperber dort entdeckt und sich auf seinen Schoß gesetzt.
    »Ich dachte, du wärst allwissend«, sagte er. »Ist das nicht eine Eigenschaft der Götter?«
    »Laß die Späße. Irgend etwas stimmt hier nicht.«
    »Rede mit Zalasta darüber. Er ist schließlich einer deiner Anhänger.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Zalasta, Sephrenia und du seid doch zusammen in derselben Ortschaft aufgewachsen.«
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Ich dachte, alle Bewohner dort beten dich an. Es wäre doch logisch, daß du dir für deine Geburt einen Ort ausgesucht hast, in dem deine Anhänger leben.«
    »Du hast überhaupt keine Ahnung vom Wesen der Styriker! Also wirklich! Alle Bewohner eines Dorfes sollen dieselbe Gottheit verehren! Das ist die langweiligste Idee, die ich seit langem gehört habe!«
    »Elenier tun es!«
    »Elenier essen auch Schweine!«
    »Was hast du gegen Schweine?«
    Sie schüttelte sich.
    »Welchen Gott betet Zalasta denn an, wenn nicht dich?«
    »Das hat er nie erwähnt, und es wäre unverzeihlich, ihn danach zu fragen.«
    »Wie wurde er dann zum Mitglied des Rates der Tausend? Ich dachte, um Aufnahme zu finden, müßte man Hohepriester sein.«
    »Er ist kein Ratsmitglied. Er will gar keines sein. Er berät den Rat.« Sie schürzte die Lippen. »Ich sollte es eigentlich nicht sagen, Sperber, aber ich muß dich warnen: Versprich dir vom Rat nicht zuviel. Hohepriester sind fromm, doch dazu bedarf es keiner Weisheit. Einige Ratsmitglieder sind entsetzlich dumm.«
    »Hast du denn gar keine Anhaltspunkte, welcher Gott hinter den Unruhen stecken könnte?«
    »Nein. Doch wer es auch ist – er möchte nicht, daß wir anderen auf ihn aufmerksam werden, und wir Götter haben Möglichkeiten, uns zu tarnen. Nur eines kann ich sagen: Er ist kein Styriker. Paß bei der Sitzung heute nachmittag gut auf, Sperber. Ich bin Styrikerin, und da gibt es bestimmt manches, was mir gar nicht auffällt, weil ich es gewöhnt bin.«
    »Worauf soll ich denn achten?«
    »Das weiß ich nicht. Benutz dein bißchen Intuition. Achte auf alles, was dir unstimmig vorkommt, was nicht zusammenpaßt, was darauf hinweisen könnte, daß jemand eine Maske trägt.«
    »Vermutest du, daß es unter den Tausend ein Mitglied geben könnte, das für die andere Seite arbeitet?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Nur, daß etwas nicht stimmt. Ich habe wieder eine dieser Vorahnungen, wie damals in Kotyks Haus. Irgend etwas ist nicht so, wie es sein müßte, und ich weiß einfach nicht, was! Versuch, es herauszufinden, Sperber! Wir müssen es unbedingt wissen!«
    Der Rat der Tausend tagte in einem vornehmen Marmorgebäude direkt im Zentrum von Sarsos. Es war ein beeindruckender, ja, einschüchternder Bau, der arrogant über die Häuser ringsum aufragte. Wie die meisten öffentlichen Gebäude wirkte er kalt und abweisend. Er hatte breite, hallende Marmorkorridore und riesige Bronzetüren, damit die Leute sich winzig und unbedeutend fühlten.
    Die Sitzung fand in einem großen, halbrunden Saal mit stufenförmig angeordneten Reihen von Marmorbänken statt. Es waren natürlich zehn Reihen und die Sitzplätze in jeder Reihe wiesen den gleichen Abstand auf. Es war alles sehr logisch durchdacht. Baumeister sind für gewöhnlich logisch denkende Menschen, denn unlogisch errichtete Häuser neigen dazu, einzustürzen.
    Auf Sephrenias Rat hatten Sperber und die anderen Elenier schlichte weiße Roben übergestreift, um die unerfreulichen Gedankenverbindungen in den Köpfen der Styriker beim Anblick von Eleniern in Rüstung zu vermeiden. Allerdings trugen die Ritter unter ihren Roben Kettenhemden und Schwerter.
    Der Saal war etwa zur Hälfte gefüllt, da ein Teil der Ratsmitglieder stets mit etwas anderem beschäftigt war. Die Anwesenden saßen oder schlenderten herum und unterhielten sich leise. Einige schritten entschlossen von Kollegen zu Kollegen, um ernste Gespräche zu führen. Andere lachten und erzählten offenbar Witze. Einige, um nicht zu sagen viele, dösten.
    Zalasta führte sie zur Vorderseite des Saals, wo Stühle für sie bereitgestellt worden waren, und wo sie von allen Anwesenden auf den Sitzreihen gesehen werden konnten.
    »Ich muß meinen Platz einnehmen«,

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