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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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kommt, könnt ihr sie uns wissen lassen. Aber das liegt natürlich ganz bei euch. Würden wir euch erklären, wie gleichgültig uns die Entscheidung eines so unbedeutenden Volkes ist, würden wir euch nur aufs neue beleidigen.« Er drehte sich um und bot Ehlana seinen Arm. »Wollen wir gehen, Majestät?«
    »Was habt Ihr ihnen gesagt, Stragen?«
    »Ich habe sie beleidigt.« Er zuckte die Schultern. »Danach drohte ich ihnen mit der Ausrottung ihrer Rasse, und schließlich bot ich ihnen an, sich mit uns zu verbünden.«
    »Das alles in einer einzigen Rede?«
    »Er war brillant, Majestät!« versicherte Oscagne ihr begeistert. »Er hat ihnen Dinge unter die Nase gerieben, die den Styrikern schon längst jemand hätte sagen müssen.«
    »Ich habe einen gewissen Vorteil, Exzellenz.« Stragen lächelte. »Mein Charakter ist so fragwürdig, daß niemand Höflichkeit von mir erwartet.«
    »Aber Ihr seid außerordentlich höflich«, wandte Bevier ein.
    »Ich weiß, Ritter Bevier. Aber das erwarten die Leute nicht von mir, deshalb können sie es auch nicht glauben.«
    Sowohl Sephrenia als auch Zalasta bedachten die Gefährten an diesem Abend mit eisigen Blicken.
    »Ich wollte niemanden persönlich beleidigen«, versicherte Stragen. »Ich habe viele einsichtige Leute gleiches sagen hören. Wir fühlen mit den Styrikern, aber ihr unaufhörliches Selbstmitleid geht uns auf die Nerven.«
    »Vieles, was Ihr gesagt habt, stimmt überhaupt nicht!« beschuldigte Sephrenia ihn.
    »Natürlich. Schließlich war es eine politische Rede, kleine Mutter. Niemand erwartet, daß ein Politiker die Wahrheit sagt.«
    »Ihr seid ein Vabanquespiel eingegangen, Durchlaucht Stragen«, kritisierte Zalasta. »Mir stand fast das Herz still, als Ihr sagtet, die Elenier und Tamuler böten nur aus Höflichkeit ein Bündnis an. Und Eure Feststellung, daß ihr die Styriker gar nicht braucht, hätte den Rat sehr leicht zu der Entscheidung bringen können, sich ganz aus dieser Sache herauszuhalten!«
    »Das glaube ich nicht. Schließlich kann der Rat den ganzen Rest Styrikums als Druckmittel benutzen, Weiser«, widersprach Oscagne. »Es war eine brillante politische Rede. Der alles andere als subtile Hinweis auf eine mögliche neue Welle elenischer Greueltaten ließ den Tausend in dieser Angelegenheit gar keine Wahl. Wie war die allgemeine Reaktion?«
    »Etwa so, wie Ihr erwartet hattet, Exzellenz«, antwortete Zalasta. »Durchlaucht Stragen hat der styrischen Tradition des Selbstmitleids den Boden unter den Füßen weggezogen. Es fällt schwer, den Märtyrer zu spielen, wenn man gesagt bekommen hat, daß man sich dadurch nur zum Esel macht. Im Rat der Tausend brodelt unglaublicher Zorn. Wir Styriker lieben es unendlich, uns selbst zu bedauern – und das hat man uns nun vermiest. Niemand hat je ernsthaft in Betracht gezogen, sich mit dem Feind zu verbünden – selbst wenn wir wüßten, wer er ist – aber Stragen hat uns kein Schlupfloch offengelassen. Wir können nicht einmal mehr neutral bleiben, da die elenischen Bauern zwischen der Neutralität und einem Bündnis mit dem Feind keinen großen Unterschied sehen würden. Die Tausend werden euch unterstützen. Sie werden alles tun, was in ihrer Macht steht – und sei es auch nur deshalb, um unsere Brüder und Schwestern in Eosien vor Leid zu bewahren.«
    »Ihr habt wirklich ganze Arbeit geleistet, Stragen«, lobte Kalten bewundernd. »Ohne Euch hätten wir vielleicht einen ganzen Monat damit vertrödelt, die Styriker zu überzeugen, daß es in ihrem eigenen Interesse ist, sich uns anzuschließen.«
    »Meine Arbeit ist noch nicht zu Ende«, entgegnete Stragen, »und die nächste Gruppe, die ich überreden muß, ist viel hartgesottener.«
    »Könnte ich Euch dabei helfen?« erbot sich Zalasta.
    »Ich fürchte nein, Weiser. Sobald es dunkel wird, müssen Talen und ich den Dieben von Sarsos einen Besuch abstatten.«
    »In Sarsos gibt es keine Diebe, Stragen!«
    Stragen und Talen blickten einander an und brachen in spöttisches Gelächter aus.
    »Ich traue ihm einfach nicht, Sperber«, sagte Ehlana in dieser Nacht, als sie bereits im Bett lagen. »Irgend etwas stimmt nicht mit ihm!«
    »Das liegt an seinem Akzent, glaube ich. Bis ich das erkannt habe, ist es mir wie dir ergangen. Sein Elenisch ist zwar perfekt, aber durch seinen Akzent werden die falschen Worte betont. Styrisch hat einen anderen Rhythmus als Elenisch. Aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Sephrenia würde wissen, wenn Zalasta nicht zu

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